Dann kam Almtrud und ich hatte Angst
Dann kam Almtrud und ich hatte Angst
Ich lebe, wie's heut' oft geschiet,
ohne Frau in meinem bescheid'nen Haus.
So ähnlich wie ein Eremit.
Ich seh' auch nicht wie Brad Pitt aus.
Eines Tag's fühlte ich mich sehr allein.
Von mir Besitz, ergriff ein starkes Sehnen.
So ging ich in die Stadt hinein.
Dort wo bunte Menschen sich aus den Szenen,
in Clubs und Kneipen treiben lassen.
Ich bin schüchtern, brauchte Mut,
mich einzulassen auf die Brut
an durchtrainierten, tättowierten, hippen Massen,
von Menschen die sich öfter gehen lassen.
Nicht so gut,
bin ich darin bewandert.
Der nun ängstlich sehr gesellig tut,
durch Partymeilen sich mäandert.
Meine Maske stets straff im Gesichte.
Wen ich da so kennenlernte?
Ich erzähl euch die Geschichte,
der Panik reife Ernte,
mitten aus meinem bitt'ren Leben.
Eine nur scheinbar harmlose Person.
Sie läßt bis heut' mein Mark erbeben.
Almtrud, Singlefrau, ohne Freund und ohne Sohn.
And're Frauen die ich angesprochen,
haben mich glatt ignoriert.
Sie ham' den Braten wohl gerochen.
Das ist mir schon oft passiert.
Man hält mich oft für sonderbar.
Denn ich bin recht introvertiert.
Schließlich in der Haifischbar,
saß sie an der Theke.
Bis auf ein paar Narben eher unscheinbar.
Verlebte blaue Augen in ihr leeres Glas gesenkt.
Ich tat was jeder andere auch tut.
„Hi! Ich geb' einen aus. Mein Name Henk.“
„Schön! Man kennt mich als die kesse Almtrud.“
Sie eröffnete mir vieles schnell,
so manches sehr private.
Beispielsweise war sie heterosexuell.
Details mit denen man eher sparte,
lernte man sich gerad' erst kennen.
„Bin wie du auch auf der Suche,
würd' aber nicht mit jedem pennen.
Denn manche Männer sind brutal.“
Sie wies deutlich auf die Narben.
Überall!
Was ich später erst gecheckt.
Sie wollt' nicht jeden haben.
Ich wurde rot, s'war mir nicht egal.
Sie hat mich von Anfang an geneckt.
Und wollte Mitleid und 'ne starke Schulter.
Das hat sie durchaus in mir geweckt,
auch menschliches Interesse, von einem der Geduld hat.
Eine bess're konnt ich eh' nicht haben,
Dacht ich, und nach ein paar Drinks,
hab' ich Almtrud zu mir eingeladen.
Rechts, gerad'aus, links.
Eine Taxifahrt konnt' auch nicht schaden.
Angelangt an meiner Schwelle,
Etwas müde, durchgefroren.
Küßt sie mich zum ersten Mal,
überraschend, auf die Schnelle,
beinahe schon echt unverfroren.
Ich wand mich wie ein Zitteraal.
Bei mir auf der Zimmer-Matte,
redet sie sehr viel von Männern,
die sie lange vor mir hatte.
Als wolle sie es mir einhämmern,
testet sie mich dergestalt,
zu prüfen ob ich harmlos bin,
dass sie erzählt' von der'n Gewalt.
„Nach Liebe steht mir nur der Sinn.
Zu dir bin ich sanft, ich schwör.
Auch war ich's allen an'dren Frauen, die ich vor dir hatte.
Ich hoff' ich find bald dein Gehör,
denn ich hab' 'ne riesen Latte!“
Dann küssten wir uns lange,
dann wurd' sie wieder kühl.
Dann warm, dann kalt, dann wieder warm,
sie küßte nur noch auf die Wange.
Ich bekam ein schwindliges Gefühl.
Es wurde immer schlimmer.
Mir reichte es mit diesem Spiel.
„Bitte, lass uns einfach nur noch plaudern,
dann schlafen in getrennten Zimmern.“
Sie nickte und war einverstanden.
Doch mußte ich erschaudern.
Ich ertrug es mit Geduld,
es blieb gemeinsame Zeit vorhanden.
Wir tranken meinen Wein.
Das war nun meine Schuld.
Denn ich lud sie ja ein.
Ich fing an zu gähnen.
Wegen der Kurweil die wir schon auch hatten.
In eben denen
Momenten. Als wir lachten über Schaurigkeiten.
Und in sozialen Hängematten
über große Traurigkeiten,
vergossen, zusammen, heiße Tränen.
Plötzlich pries sie die sexuelle Befreiung der Frau,
Ich tat gelangweilt und paßte nicht auf.
Ich sagte: „Wow!
Sie muss sich schon mal selbst befrei'n.“
Da knöpft sie mir schon die Hose auf.
Sie greift nach ihm, er wird aus Angst ganz klein.
Ich insistiere: „Was ein Mann nicht gerne hat,
ich meine, Almtrud, muss das sein? -
Ist ein emotionales Wechselbad.
Ich glaub' ich bleib allein.
Jetzt sein wir einfach beide nett!
Ich zeige dir dein Zimmer,
und wir geh'n zu Bett,
das wird sonst immer schlimmer.“
Sie stimmte zu.
Gesagt, getan, im Nu, war ich's der selig schlief.
Nur lange dauerte das nich'.
Ein kalter Hauch, durchdrang mich tief.
Gepaart mit innerem Gewühl,
weil Almtrud durch mein Zimmer schlich.
Aus einem Alptraum ich errief: „Almtrud!“
Ein gar scheußliches Gefühl.
So wurd' ich wach und schreckte auf.
Als erstes sah ich ihren irren Blick.
Ich verwette meine Rente d'rauf.
Sie war schadenfroh über mein Missgeschick.
Sie strich mir zart doch kalt über den Rücken,
Und fragte vorsichtig gefasst:
„Na, haben wir ein Alpdrücken.“
Sie war mein Gast.
Normal bin ich beredt, und eloquent
Doch wär's gewesen eine Last,
Wenn man ihr einen schlechten Traum gesteht.
Hätt' gern gepennt.
Sie seuselte ganz ohne Hast:
„Wirst mich nun nicht mehr los.“
Bedrohlich, was geschiehet hier.
Sie setzt sich plump auf meinen Schoß.
„Bin ab nun dein Untermieter.
Du kannst mich nicht hinausschmeißen.
Solltest du's trotzdem wagen,
wird man dich 'nen Frauenhasser, Nazi heißen,
ich würd dich glatt verklagen.
Mir wird man glauben,
dir als weißer Mann wohl eher nicht.
Ich werd' dich rauben.
Du bist so heiß, du wirst mein täglich' Hauptgericht.
Auf mein Wort würd' man dich sonst zerreißen,
wenn jeder glaubt, du hättest eine Frau geschlagen.
Du würdest Schande auf dich laden,
also lass mich bei dir wohnen.
Ich werd' dir nur sehr wenig schaden
Und dich größtenteils verschonen.“
Ich stieß sie mit Wucht von meiner Körpermitte.
„Bist du verrückt, was tust du nur?“
Boxte grob dabei die linke Titte.
„Au! Man sieht, Gewalt liegt in der männlichen Natur.“
„Hab' Angst vor dir und deinen Schlichen.
Von Gewaltbereitschaft meinerseits ist keine Spur.
Ich, ahn', solang' man dir nicht entwichen,
solange dauert die Tortur.
Am Anfang wollt' ich dir was geben.
Nun zittere ich um mein Leben.
Hinfort du garstig's Frauenzimmer!“
„Das sagen dumme Männer immer,
zuletzt. D'rum sollte ich dich warnen.
Hab' feministische Kumpanen.
Wirst schluchzen, weinen, Rotz und Wasser,
wähnten sie dich Frauenhasser.“
„Von Frauenhass ist keine Spur.
S'gibt scheinbar Ausnahme-Exemplare.
Ich verteidige mich nur,
gegen das sehr sinistere Gebare.
Bin nun im Bilde, weiß Bescheid.
Du nimmst Männer in die Zange,
weil leidest unter Penisneid.
Da wird einem ja Angst und Bange.“
„Hab viel' gesehn und viel erfahrn.
Deiner ist so erbärmlich klein,
als ob dein Schöpfer müßte spar'n.
Darauf kann niemand neidisch sein.
Will dich dafür jedoch nicht ächten.
Du sollst jetzt auch nur beileibe,
ein paar Jahre für mich knechten,
während ich in deiner Wohnung bleibe.
Ich lad' bess're Kerle hierhin ein,
mit den' ich mir die Zeit vertreibe.
Das wird doch wohl nicht schwierig sein.“
Panik macht sich in mir breit.
Zudem war ich am Stolz getroffen.
Es drohte mir 'ne harte Zeit.
Ich durfte auf nichts Gutes hoffen.
Doch kam es, dass ich mich besann,
frug mich; „Würd' sie wer vermissen?“
Selbst ist der Mann.
Ich griff flugs nach dem Kopfkissen.
Dann rang ich nicht allein mein Grausen,
prompt auch diese Hexe nieder.
Erstickte Schreie, Federn sausen.
Ich drück' es auf sie immer wieder.
Dann sitze ich auf ihrer Mitte.
Ihre bunt lackierten Krallen,
versetzen meinen Armen Schnitte.
Gegen meinen Rücken prallen
ihre Knie leicht eingeknickt.
Ich halt im Todeskampf entschlossen
das Kissen aufs Gesicht gedrückt.
Mein Blut auf das Parkett vergossen,
merk ich dass sie bald erstickt.
Als ihr Widerstand verebbt komplett,
leg' ich mich kraftlos auf mein Bett.
Zu so etwas war ich noch nie bereit.
War's nötig, zu beenden mit 'nem Mord den Zeitvertreib vom Teufelsweib?
Ich fing an vor mir selbst zu schaudern.
Doch gab's zu tun.
Nicht Zeit zu zaudern.
Ich mußte jetzt erwachsen sein.
So holt' ich 'nen Teppich und 'n Spaten.
In ersteren rollt' ich sie ein,
schleppte das Paket noch diesernachts in den Garten.
Da grub ich ein sehr tiefes Loch,
und warf sie anschließend hinein.
Darinnen liegt sie immer noch.
Die Erde wieder schaufelt' ich hinein.
Ich blickte vorsichtig mich um.
Auf Zuschauer konnt' ich gern verzichten.
Einen Menschen brachte ich ja um.
Jemand draußen? Nein, mit nichten.
Denn ein Virus ging ja um.
Nun galt's den Boden zu verdichten.
Später pflanzt' ich dort allein,
zu zerstreuen den Verdacht,
einen kleinen Kirschbaum ein.
Es war vollbracht.
Soll er gedeihen über ihr.
„Sieh' wozu du mich nun zwangst!“
Sagte ich sehr laut zu mir.
Ich hatte Angst.
Wie konnt' das alles sein?
Sie zeigte ihre Blessuren und Wunden.
Ich zeigte Verständnis und Mitleid.
Sie hatte sie sich selbst zugefügt, sich selbst geschunden.
Das verstand ich mit der Zeit.
Ihr Verschwinden – es wird schon niemand klagen.
Die Polizei läßt's eh bald sein,
und mich in Ruh'.
Sie werd'n schon nicht ausgerechnet den Taxifahrer fragen.
Wen kümmert schon die dumme Kuh?
Alles ist fein.
Und doch: bin eh' ein recht verschrob'ner Stiller.
Jetzt bin ich nicht nur mehr allein,
sondern obendrein ein Frauen-Killer.
© Henk0815
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