Theaterprobe
Theaterprobe
(Leeres Theater, im Halbdunkel der Bühne eine abgewetzte Chaiselongue, kurz vor 12 Uhr mittags)
Es schlurft herein der Regisseur
mit Textbuch und mit Kirschlikör.
Ganz langsam aus der Garderobe
erscheinen zwei zur ersten Probe.
Die eine von der Schauspielschule,
der andre ist der Obercoole.
Sie geh'n gleich intensiv zur Sache,
bevorzugt mittels Körpersprache.
Beim Proben einer Liebesszene
beweist Talent die junge Schöne.
Sie heizt den Coolen so stark an,
dass der kaum an sich halten kann.
Der Regisseur ruft: "Haltet ein
und lasst die Knutscherei mal sein!
Ihr müsst die Szene repetieren,
um euren Text zu deklamieren."
Herauf taucht jetzt der Hauptdarsteller
per Hebebühne aus dem Keller.
"Was geht hier vor, welch dreistes Tun?
Steht auf, wir proben jetzt 'High Noon'!
Theater ist kein Vögelnest,
und wenn mal doch, dann haltet fest:
Nur ich als reifer Silberrücken
darf wen auch immer hier beglücken!"
Der Coole und der Hauptdarsteller
steh'n da, man fragt sich: wer zieht schneller?
Da stößt urplötzlich dieser Strolch
den blitzenden Theaterdolch
dem Hauptdarsteller in die Brust
und faucht, es wäre kein Verlust,
wär' dieser Dolch tatsächlich echt.
Dann tritt er ab - ganz selbstgerecht.
Der Star liegt auf dem Silberrücken,
den Dolch aus seiner Brust zu zücken,
gelingt ihm nicht, sein Hemd kirschrot
vor Blut - er stirbt den Bühnentod.
Entgeistert klagt der Regisseur:
"Die Szene passt hier gar nicht her!
Ist dieses Messer etwa echt?
Das Leben ist so ungerecht!"
Ganz großes Kino, doch sehr dumm
gelaufen ohne Publikum.
Hier inszenierte schlechtes Karma
die Probe als das wahre Drama.
Platzierung
2.Stimmen
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