Straßenszene
Straßenszene
Ich schau aus dem Fenster in tiefdunkle Nacht
Doch plötzlich wird draußen das Licht angemacht
Es flackert gespenstisch mit kleiner Frequenz
Verlangsamt in immer derselben Sequenz
Die Straße ist voller geschwärzter Gestalten
Die Schirme mit Lochmuster über sich halten
In Zeitlupe schreiten sie alle im Kreise
Im Gleichschritt auf streng militärische Weise
Sie haben kein Ziel und sie blicken nicht auf
Sie nehmen den Regen, der einsetzt, in Kauf
Wo Tropfen sie treffen, wird Schwarzes zu Rot
Ein Muster entsteht wie von bleiernem Schrot
Gepunktete Schemen marschieren herum
Im grellweißen Licht ohne Regung und stumm
Der erste, er stolpert, gerät aus dem Tritt
In Zeitlupe zieht er noch andere mit
Sie stürzen wie Dominosteine lang hin
Sich halten zu wollen, ergibt keinen Sinn
Die Lichtfrequenz wächst und das Flackern vergeht
Als niemand mehr läuft und auch keiner mehr steht
Das Licht verlischt schlagartig, wieder ist Nacht
Wo bin ich, wo hab ich die Zeit bloß verbracht?
Ein Flüstern und Wispern erreicht jetzt mein Ohr
Ein Husten, ein Knistern - ein seltsamer Chor
Im Notlicht von Funzeln erkenn ich den Raum
Die Szene war anscheinend kein böser Traum
Der Lärmpegel steigt - mit Beklatschen im Takt
Bejubelt ein Publikum laut diesen Akt
Ich flüchte verwirrt aus der Enge ins Freie
Im Dunkel der Nacht auf der Straße in Reihe
Sind flackernde Scheinwerfer auf mich gerichtet
Ich werd stroboskopisch von ihnen belichtet
Versuche zu rennen, doch komm nicht vom Fleck
Beweg mich in Zeitlupe lahm wie ein Schneck
Ich werde geschwärzt, was mich unkenntlich macht
Dann regnet aus Kübeln die ätzende Fracht ...
Ich liege am Boden, hab Flecken in Rot
Das Licht leuchtet dauerhaft - bin ich jetzt tot?
Es tönt eine Stimme: "... war nicht optimal
Wir drehen die Szene am besten noch mal"
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