Enswittchen
Ens war einmal ein undefiniertes Lebewesen.
Dieses Lebewesen wollte nichts von Regeln und Einschränkungen hören.
Der Name des Lebewesens war Enswittchen.
Enswittchen war eine priviligierte schneeweiße Person, ohne jegliche geschlechtsspezifischen Merkmale und sonstige Attribute. Ein Prinz-enschen.
Als Enswittchen heranwuchs hatte es gehofft, dass die Welt sich nur um es und dessen Bedürfnisse drehte.
Es gefiel ihm gar nicht, wenn es nicht im Mittelpunkt stand.
Zu seinem sechzehnten Geburtstag hatte es sich dann auf einer Prideparade mit Freunden jeglicher Pronomitäten verabredet. Es wurde gekifft, gesoffen und geknutscht was nicht bei 3 mit hart verkniffenem Arsch auf einem Ast saß.
Als man dann gegen Morgen 16 Uhr wieder Woke wurde, sah die Welt ganz anders aus.
Noch leicht zugedröhnt schwankte es durch die bunten Gänge des heimischen Gewölbes des väterlichen Patriarchats.
Als Prinz-enschen war es ganz klar Mitglied einer marginalisierten Gruppe, auch Randgruppe genannt.
Es sprach nur gerne kompliziert.
Und so hielt es kurz inne, kratzte sich an den Stoppeln und schmierte gerade an der kalten Mauer sein Maskara ab, weil diese wie Watte aussah..- als es ein leises knarzen, riffen und wiffen hörte. Die harten Beats mussten ja irgendwo hinführen und irgendwie kam noch leichte Partystimmung auf. Enswittchen schwang die holde Dreckstür auf, rülpste einmal hart und schrie: "Hey, Jo! Was geht hier?"
Dessen Oma schaute es ungläubig an.
"Himmel Herr Gott Kind! Kannst du nicht anklopfen wie jedes normale Kind in deinem Alter?"
Enswittchen guckte die Großmutter mit großen glasigen Augen an.
"Bissu nich Tod?" Es stützte sich an den Türrahmen und sah zu wie die Großmutter lauthals am Rad drehte.
...quietsch, "...in deinem Alter..." brrtbrrtbrrt, "...te es das nicht gege..." quietsch quietsch, "...dein Vater!" brrtbrrtbrrt, "...deine Mutter die H..." quietsch, brrtbrrtbrrt "...hörst du mir überhaupt zu?" quietsch quietsch quietsch...
Enswittchen war überfordert und Übergab sich, die Welt drehte sich und es fiel zu Boden. Über sich stehend, die schimpfkanonade der Großmutter und für einen kurzen Moment hatte Enswittchen einen Black-Out und einen Traum.
"Hey...Hey...Hallo? Aufwachen! Scheiße wir sind doch nicht durch den Zauberwalt getrampt um uns um das da zu kümmern?!"
"Ich fürchte fast ja."
"Also ich biete meinen Arsch auf dem nach Hause weg nicht nochm...!"
"Hats sich eingeschissen? Das riecht ja abartig."
"Ich möchte es eigentlich liegen lassen, können wir nicht...Ohhh, es wacht auf"
Enswittchen schlug die Eyes open! Vor sich sah es 3 riesige huzzelige Feen in Neonfarben und Highheels.
Daneben stand ein Einhorn, dessen Hinterteil ein Lederriemchen trug und sich entleerte.
"Ladies, ich weiß jetzt woher der Geruch..."
"Ruhe!" Fuhr Enswittchen die 3 Dragfeen an. "Ich bin ein priviligiertes weißes Prinz-enschen, ich verbitte mir diesen Ton!"
Die Grüne Dragfee mustert unser Prinz-enschen von unten bis oben und beginnt zu lachen.
"Was bist du? Priviligiert? Du bist eine Randgruppe unter uns Randgruppen. Du Hast nicht mal Pronomen mit denen ich dich ansprechen könnte, noch ein definierbares Geschlecht und labelst dich selbst als Objekt."
Die Pinke Dragfee antwortet: "Nun sei doch nicht so gemein, vielleicht ist das ja sein Fetisch?"
Enswittchen glaubt es hört nicht recht. "Was fällt dir ein mich zu misgendern? Ich bin das priviligierte Enswittchen! Meine Pronomen sind Eure Hoheit, Majestät! Enswittchen!!!"
Die Gelbe Dragfee meldet sich zu Wort: "Mal halblang liebchen. Du liegst hier auf dem Boden, kein Mensch kann dich zuordnen, selbst das Einhorn scheißt auf dich! Wem willst du hier was vormachen?"
Enswittchen schaut sich um, ob es seine Freunde sieht und realisiert.
"Wenn ich ihre Namen wüsste, könnte ich sie damit rufen. Soviele Pronomen und doch bin ich jetzt Alleine..."
Enswittchen schreit...und schreckt Schweißgebadet hoch. Über sich noch immer die zeternde Großmutter, dessen Stimme wieder klarer wird.
"...tu nicht so als würdest du schlafen! Na, wieder clean geworden Dornröschen?"
Enswittchen schaut die Großmutter verdattert und fragend an. "A..aber, ich bin das Enswittchen..."
"Wer bist du?!? Steh gefälligst auf und sieh dir an, was du mit meinem Webrad gemacht hast in deinem Wutausbruch und Suff! Du hast darauf eingeprügelt wie ein Spinner und dich dran gestochen und bist daraufhin umgefallen als ein Tropfen Blut kam. Wenn ich gewusst hätte, dass du so fragil bist, hätte ich dir vorher eine verplättet. Weißt du eigentlich wie teuer so ein Scheißteil ist?"
"Oma?"
"Was ist?"
"In wessen Patriarchat leben wir? Wer ist der Besitzer dieses Schlosses? Du solltest aufpassen wie du mit mir sprichst, ich bin das priviligie...."
Oma stockt der Atem, die Schläfe pocht.
"Jetzt schlägts ja wohl dreizehn!! Das ist mein Haus in dem ihr hier lebt. Ich bin die Besitzerin, dein Vater hat mich um Hilfe und eine Bleibe angebettelt."
"Dann war das Patriarchat von beginn an...matriarchaischer Herkunft?"
"Ja und das wird es auch bleiben, selbst in deinem lächerlichen Aufzug. Geh dich erstmal selbst finden, bevor du anderen aufzwingst wofür man dich halten soll. Das nennt man Erwachsen werden und Verantwortung übernehmen!"
Und wenn Enswittchen nicht gestorben ist dann...
"Hans-Peter reicht eigentlich."
...lebt er wohl noch heute.
"...Und geh gefälligst Duschen du stinkst!"
Platzierung
10.Stimmen
3Aufrufe
203Kommentare
0Du musst dich anmelden oder ein Autorenkonto erstellen um abzustimmen
0 Kommentare
Keine Kommentare vorhanden
Erstelle ein Autorenkonto oder melde dich an, um zu kommentieren
Du musst ein Autorenkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können
Autorenkonto erstellen
Neues Autorenkonto für unsere Community erstellen.
Neues Autorenkonto erstellenEs ist ganz einfach!
Anmelden
Du hast bereits ein Autorenkonto? Melde dich hier an.
Jetzt anmelden