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Feedback jeder Art Nur die "Liebe"

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  • Juno d' Tialdarí
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Nur die "Liebe"
(Widm. H.E.W.)

Ich habe immer geglaubt, Schmerz wäre etwas, das vergeht.
Etwas, das man überlebt, indem man es durchhält,
bis es leiser wird.
Aber Liebe — echte Liebe — vergeht nicht.
Sie wandelt sich,
wie Feuer, das keine Flamme mehr hat,
aber immer noch wärmt,
tief unter der Asche,
wo niemand mehr sucht.

Ich erinnere mich an dich,
nicht in Momenten,
sondern in Zuständen.
Dein Lachen war wie das erste Licht nach einem langen Winter,
und ich glaube, ein Teil von mir
ist bis heute dort geblieben —
an diesem ersten Morgen,
als ich dachte, dass nichts Schlechtes mehr geschehen kann.

Ich habe dich nie gehasst.
Wie könnte ich?
Hass ist laut,
aber Liebe stirbt leise.
Sie zieht sich zurück in die Schatten zwischen zwei Atemzügen,
und dort bleibt sie —
nicht als Wunde,
sondern als Erinnerung daran,
dass man einmal ganz gewesen ist.

Ich schrieb dir damals,
in einer Nacht, in der ich dachte,
ich würde daran zerbrechen,
wenn ich nicht endlich alles sage.
Aber Worte waren zu klein.
Ich wollte dir danken,
für das Schweigen,
für das Gehen,
für das, was du unwissentlich in mir zerstört
und dadurch offengelegt hast.
Du hast mich gezwungen,
mich selbst zu sehen,
ohne dich als Spiegel.
Und das war grausam.
Aber es war auch heilsam.

Ich weiß nicht mehr,
ob ich dich geliebt habe,
oder das, was ich in dir gesehen habe.
Vielleicht warst du beides:
Mensch und Spiegel.
Vielleicht war ich nur der,
der zu viel in den Spiegel sah
und zu wenig in den Himmel.

Aber du hast mich gelehrt,
was es heißt, zu fühlen,
auch wenn es mich zerstört hat.
Und jetzt,
da ich mit mir selbst im Reinen bin,
fürchte ich das Ertrinken nicht mehr.
Ich weiß,
dass Tiefe keine Gefahr ist,
sondern Heimat.
Dass man sich verlieren muss,
um sich endlich zu finden.

Manchmal frage ich mich,
ob du je gespürt hast,
was ich fühlte —
oder ob ich nur in meinem eigenen Echo sprach.
Doch das spielt keine Rolle mehr.
Denn Liebe,
wenn sie echt war,
braucht kein Echo.
Sie existiert in dem,
der sie getragen hat,
auch dann,
wenn niemand mehr antwortet.

Vielleicht war das alles,
was das Leben mir zeigen wollte:
dass Schmerz kein Feind ist,
sondern ein Lehrer,
der uns mit offenen Händen zerschlägt,
damit wir endlich weich genug werden,
zu begreifen.

Ich liebe dich nicht mehr,
aber ich trage dich,
wie man Licht in sich trägt,
das man einmal gesehen hat
und nie mehr vergisst.
Und vielleicht,
wenn das Herz irgendwann wieder schlägt,
wird es still danken —
nicht für das Glück,
sondern für das Brennen.

Denn nur Liebe
kann so weh tun.
Und nur wer so gelitten hat,
weiß,
wie lebendig man sein kann.

Und vielleicht,
am Ende aller Dinge,
bleibt nur das:
nicht das Vergessen,
nicht das Wiederfinden —
sondern das stille Wissen,
dass man geliebt hat.
Dass man gefühlt,
verloren,
und doch weitergeatmet hat.

Und eines Tages,
wenn die Jahre milder geworden sind
und selbst der Schmerz eine Form von Sanftheit trägt,
wird vielleicht ein leiser Gedanke kommen —
wie Morgentau auf einer alten Wunde —
und sagen:

Es war gut.
Weil du geliebt hast.
Weil du Mensch warst.
 
  • Juno d' Tialdarí
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