Sie studiert Psychologie, er Germanistik.
Sie trifft sich schon seit geraumer Zeit mit ihm – genauer: immer freitags, immer im gleichen Lokal.
Und immer hinterlässt er in ihr dasselbe Kribbeln.
Ein Kribbeln, das sich langsam in einen Knoten verwandelt.
Heute ist es so weit.
Heute muss sie es sagen.
Klipp und klar.
Keine Konjunktive mehr.
Keine Nebensätze.
Kein Sich-Rauswinden mit Ironie.
Nach dem üblichen Small Talk und einem großen Glas Wein atmet sie tief durch.
Alle Mutreserven mobilisiert:
„Ich muss dir was sagen…“
„Ja…?“
„Also… ich bin…“
„Hm?“
„Ich habe…“
„‚Ich habe…‘? – Personalpronomen, Verb…?“
„Genau. Ich habe mich…“
„Ah! Plus Reflexivpronomen!“
„… verliebt.“
Stille.
Dann:
„Super!“
„Super?!“
„Na klar! Ein grammatikalisches Meisterwerk.
Subjekt, Reflexivpronomen, Partizip – alles drin.“
Sie sieht ihn an.
Immer wieder hat sie sich diesen Moment vorgestellt –
Herzklopfen, Gänsehaut, vielleicht ein vorsichtiges Lächeln.
Aber kein Zitat aus dem Grammatik-Skript.
Ein winziges Zucken in ihrem Mundwinkel.
Sie schwankt zwischen Lachen und Heulen.
„Sag mal… warst du überhaupt schon mal verliebt?“
„Ich?“
Er zuckt mit den Schultern, als hätte sie nach der Uhrzeit gefragt.
„In der Grundschule gab’s mal ein Mädchen. Biggy oder Birgit…? Ich weiß nicht mehr…
Ihr hatte ich sogar ein Gedicht geschrieben…“
„Ein Gedicht? Ich schreibe auch Gedichte.“
Ihre Stimme ist weich, aber mit einem Hauch von Trotz.
„Echt? Seit wann…?“
„Seit ich verli… ach, keine Ahnung!
Aber es macht mir Spaß und tröstet.
Irgendwie… hilft es, wenn man zu viel fühlt und zu wenig sagen kann.“
Er schaut sie an, jetzt doch etwas aufmerksamer.
„Hast du eins parat?“
„Äh… schon… hab’s auf dem Handy… soll ich es vorlesen?“
„Natürlich, ich bin ganz Ohr!“
„Okay, passend zur Situation.
Es heißt: Der Nixblicker.“
„Äh… apropos Ohr… ist das Gedicht lang?“
Sie schnaubt leise.
„Ach stimmt, ich vergaß – du hast freitags ja noch deinen Skatabend…“
„Nee, schon länger nicht mehr.
Aber zuhause wartet seit Kurzem jemand auf mich.“
„Bei dir wartet…? Eine Frau…?“
„Könnte man sagen, ja.
Hummel.“
„Hummel?“
Die Welt bleibt kurz stehen.
„Ja, so heißt sie.
Sie ist echt süß, aber ein richtiger Wirbelwind…
Bei mir war’s Liebe auf den ersten Blick!“
„Auf den ersten Blick…“
wiederholt sie leise. Fast mehr zu sich selbst.
Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
„Sie würde dich gerne kennenlernen, wenn du Zeit hast?“
„Deine…?“
„Hummel!… ein Labrador Retriever, sechs Monate alt.
Ich habe da ein kleines Abendessen für uns beide vorbereitet…
Ja, und dein Gedicht möchten wir natürlich auch hören…
äh, wie hieß es noch… Der Nixblicker, richtig?“
©GeKa 2025
Sie trifft sich schon seit geraumer Zeit mit ihm – genauer: immer freitags, immer im gleichen Lokal.
Und immer hinterlässt er in ihr dasselbe Kribbeln.
Ein Kribbeln, das sich langsam in einen Knoten verwandelt.
Heute ist es so weit.
Heute muss sie es sagen.
Klipp und klar.
Keine Konjunktive mehr.
Keine Nebensätze.
Kein Sich-Rauswinden mit Ironie.
Nach dem üblichen Small Talk und einem großen Glas Wein atmet sie tief durch.
Alle Mutreserven mobilisiert:
„Ich muss dir was sagen…“
„Ja…?“
„Also… ich bin…“
„Hm?“
„Ich habe…“
„‚Ich habe…‘? – Personalpronomen, Verb…?“
„Genau. Ich habe mich…“
„Ah! Plus Reflexivpronomen!“
„… verliebt.“
Stille.
Dann:
„Super!“
„Super?!“
„Na klar! Ein grammatikalisches Meisterwerk.
Subjekt, Reflexivpronomen, Partizip – alles drin.“
Sie sieht ihn an.
Immer wieder hat sie sich diesen Moment vorgestellt –
Herzklopfen, Gänsehaut, vielleicht ein vorsichtiges Lächeln.
Aber kein Zitat aus dem Grammatik-Skript.
Ein winziges Zucken in ihrem Mundwinkel.
Sie schwankt zwischen Lachen und Heulen.
„Sag mal… warst du überhaupt schon mal verliebt?“
„Ich?“
Er zuckt mit den Schultern, als hätte sie nach der Uhrzeit gefragt.
„In der Grundschule gab’s mal ein Mädchen. Biggy oder Birgit…? Ich weiß nicht mehr…
Ihr hatte ich sogar ein Gedicht geschrieben…“
„Ein Gedicht? Ich schreibe auch Gedichte.“
Ihre Stimme ist weich, aber mit einem Hauch von Trotz.
„Echt? Seit wann…?“
„Seit ich verli… ach, keine Ahnung!
Aber es macht mir Spaß und tröstet.
Irgendwie… hilft es, wenn man zu viel fühlt und zu wenig sagen kann.“
Er schaut sie an, jetzt doch etwas aufmerksamer.
„Hast du eins parat?“
„Äh… schon… hab’s auf dem Handy… soll ich es vorlesen?“
„Natürlich, ich bin ganz Ohr!“
„Okay, passend zur Situation.
Es heißt: Der Nixblicker.“
„Äh… apropos Ohr… ist das Gedicht lang?“
Sie schnaubt leise.
„Ach stimmt, ich vergaß – du hast freitags ja noch deinen Skatabend…“
„Nee, schon länger nicht mehr.
Aber zuhause wartet seit Kurzem jemand auf mich.“
„Bei dir wartet…? Eine Frau…?“
„Könnte man sagen, ja.
Hummel.“
„Hummel?“
Die Welt bleibt kurz stehen.
„Ja, so heißt sie.
Sie ist echt süß, aber ein richtiger Wirbelwind…
Bei mir war’s Liebe auf den ersten Blick!“
„Auf den ersten Blick…“
wiederholt sie leise. Fast mehr zu sich selbst.
Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
„Sie würde dich gerne kennenlernen, wenn du Zeit hast?“
„Deine…?“
„Hummel!… ein Labrador Retriever, sechs Monate alt.
Ich habe da ein kleines Abendessen für uns beide vorbereitet…
Ja, und dein Gedicht möchten wir natürlich auch hören…
äh, wie hieß es noch… Der Nixblicker, richtig?“
©GeKa 2025
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