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Feedback jeder Art Er war auf einer Akademie!

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  • Joshua Coan
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Der kleine Postkartenmaler mit der dauerbeleidigten Mimik aus Braunau, blickte erwartungsvoll zum Direktor für Allgemeine Malerei der Wiener Kunstakademie auf. Dieser rückte sich die Brille zurecht, legte hin und wieder die Stirn in Falten und nickte gelegentlich beim studieren eines seiner Werke.
„Und? Was sagen Sie?“, platzte es schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem nervösen Bewerber um einen Studienplatz heraus.
„Ja… ja… hm… nun… also…“, der Direktor legte das Bild auf seinen Tisch zurück, atmete lange aus und faltete die Hände.
„Herr Hitler… ich… ähm… muss sagen, dass mir Ihre Werke gefallen. Ja das muss ich sagen. Ich muss es. Ich sehe sehr großes Potential bei Ihnen, einen hohen Berühmtheitsstatus zu erlangen mit Ihrer Ku… Kunst. Daher sage ich ähm… mit stolz: Willkommen bei uns in der Akademie!“, der Direktor sprang auf und reichte ihm die Hand. Ein zartes Rot sprang in die grauen Wangen der hageren und fahlen Gestalt, als er das hörte. Er stand ebenfalls auf und schüttelte eifrig die Hand.
„Vielen Dank! Endlich wird mein wahres Talent erkannt und wertgeschätzt! Meine Kunst… wird ganz Europa erobern!“
„Nun, hehe… erstmal muss der Diamant noch geschliffen werden, mein Lieber! Aber wir werden Ihnen hier den Feinschliff verpassen, der noch nötig ist.“
„Vielen Dank! Vielen Dank!“, sich noch hastig mehrmals verbeugend stolperte der Führ…, ich meine der angehende Kunststudent zur Tür. Der Direktor nahm wieder platz, sprang aber gleich wieder auf:
„Ach ja! Noch etwas! Vergeuden Sie Ihre Freizeit bitte nicht in irgendwelchen schummrigen Kellerkneipen bei irgendwelchem pöbelnden Nationalspinnern! Konzentrieren Sie Ihre ganze Kraft und Freizeit auf die Kunst! Das ist der Schlüssel zum Erfolg! Volle Konzentration!“
„Ja! Ja! Danke! Das mache ich! Wiedersehen! Wiedersehen!“
Und weg war er… fürs erste.
Der Direktor versank in seinem Sessel, senkte den Kopf und seufzte lang und schwermütig aus.
„Oh mein Gott… was habe ich getan… meine Reputation als angesehener Kunstversteher ist dahin…“, er spazierte zu einem Globus, öffnete den oberen Teil und holte eine Whiskey-Flasche heraus. Nach diesem Ereignis brauchte er erstmal einen doppelten. Und noch einen doppelten.
Hinter dem Vorhang kam der Zeitreisende Joshua hervor, ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Gut gemacht! Für ein größeres Ziel… für ein größeres Ziel.“
Der Direktor nickte und stieß mit ihm reumütig an.​
 
Hallo!

Der dunkelhaarige Mann mit dem Schnauzbaertchen ist ja leider nicht an der Akademie in Muenchen angenommen worden, dann waere er anderweitig beschaeftigt gewesen.
A propos Akademie Muenchen, eine Freundin von mir hat dort studiert und ich habe letztes Mal in Muenchen den Film von Camilla Guttner "Die Akademie" gesehen hat, was natuerlich nichts mit deinem Text Zu tun hat..
 
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Lieber Joshua Coan,

fahr doch einfach
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT!
Und nimm ihn dort auf,
wo er hätte hinsollen.

Gerade höre ich - zufällig - die Autobiografie von Rudolf Höß,
der später das KZ in Auschwitz leitete und die Logistik der grausamsten Mördermaschinerie der Menschheit befehligte -
auch er einer, dem es an Anerkennung gemangelt hat.

Dann müssten wir noch ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
zu den Zeiten, wo die alten Nazischergen sich in den Ablauf der neugegründeten BRD miteingeschmuggelt haben.

Danke für Dein Gedicht.
Es hat mich sehr gefreut.

Sternenherz
 
Hey @Joshua Coan

Die Idee, Hitler auf dem Sprung zum anerkannten Künstler zu zeigen, hat etwas Paradox-Satirisches, fast wie eine Theaterminiatur à la Dürrenmatt, mit moralischem Gruselfinale und einem Schuss Absurdität (der Zeitreisende war ein interessanter Griff, fast zu plakativ, aber passt ins Format, finde ich).

Was mich irritiert, ist der Humor. Er spielt mit historischer Schwere, was meiner Meinung nach legitim ist, aber angesichts deiner sehr scharfen Kritik an anderen, die mit NS-Vergangenheit in ernsten Zusammenhängen arbeiten, kommt’s doppelt schief.

Inhaltlich ist das nämlich keine Hommage an Gedenken, es ist eine spekulative Farce. Aber dann wäre es schön, wenn du denselben Raum für Stilbruch und Grenzgang auch anderen einräumst, z.B. denen, die keine Witze machen, sondern es ernst meinen.

Einen angenehmen Restsonntag,
evermore
 
Hallo Evermore,

Die Idee, Hitler auf dem Sprung zum anerkannten Künstler zu zeigen, hat etwas Paradox-Satirisches, fast wie eine Theaterminiatur à la Dürrenmatt, mit moralischem Gruselfinale und einem Schuss Absurdität (der Zeitreisende war ein interessanter Griff, fast zu plakativ, aber passt ins Format, finde ich).

Vielen Dank! Sehr schön erkannt.

LG JC
 
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