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ich

gehöre ich zu mir?
einmal bin ich aus
zwei einzelgängern
ein drittes geworden
ich allein
bin ich null
ein nichts
womöglich
ein alles für alle
oder bündig immerhin
ein teil
des weltbewusstseins
sein
einmal bin ich möglich
etwas mehr als selber
wird daraus nichts
kann ich mich selber umarmen?
neugeborene müssen weinen
weinen neugestorbene?
existenz, inspiration ja
selbstgefälligkeit ist sinnlos
einmal bin ich zufällig
nicht ausgeschlossen
ist dein




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bildquelle: pixabay
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey etwas,

Ich?
Du stellst diese Frage wie jemand, der die Sprache mit bloßen Händen zerpflückt hat und nun versucht, aus den Silben ein Spiegelbild zu falten – aber eines, das zurückfragt.

Ein Selbstgespräch in Sternenstaubschrift. Ein Versuch, mit Satzfragmenten die Umrisse des Selbst zu tasten – und dabei ganz bewusst an den Rändern zu verschwimmen. Ich habe das gelesen wie ein Echo im Nebel: nichts Konkretes greifbar, aber alles da.

Du beginnst mit einem „ich“, aber bleibst nicht bei dir – du zerlegst dich philosophisch in deine Moleküle, lässt dich addieren, multiolizieren, verneinen, überhöhen. Ich meine: „Einmal bin ich aus / zwei Einzelgängern / ein Drittes geworden“ – ist das nicht fast schon ein Trinitätsraub? Ein poetisches Paradox zwischen Einsamkeit und Entstehung?

Dann diese verschmitzt-existenzielle Zeile: „kann ich mich selber umarmen?“ – Sie wirkt so schlicht, aber in ihr steckt die ganze Tragik der Selbstsuche. Und dann sofort dieser Riss: „weinen neugestorbene?“ – Ich liebe das. Es ist als würdest du Philosophie rückwärts buchstabieren, durch den Mund eines Neugeborenen, das schon zu viel gesehen hat.

Das Gedicht windet sich wie ein Gedanke, der zu früh aufgewacht ist, bevor der Verstand hinterherkommt. Und das Ende? „Nicht ausgeschlossen / ist dein“ – Was für ein sphinxhaftes Schlussbild. Offenes Ende, offenes Ich. Offenbarung durch Auslassung. Und sprachlich? Teils fast karg, teils orakelhaft schillernd.

Danke für das metaphysische Stolpern,
evermore
 
Hallo Liebe
Ihre Antworten sind fein und freundlich. Ganz vielen Dank!
Nebenbei habe ich noch „Ichronie“ vergessen.
Ich möchte weiter gern philosophieren und hoffe,
nicht täglich über meine eigenen Füße zu stolpern.
 
Huhuu

Nicht täglich über die eigenen Füße zu stolpern ist eine schöne Ambition. Ich persönlich halte es für sportlich, aber du bist ja offenbar jemand, der beim Stolpern wenigstens noch mit Anmut taumelt und unterwegs ein paar funkelnde Gedanken verliert. Was das Weiterphilosophieren angeht – bitte, ja. Die Welt braucht mehr denkende Menschen, die sich nicht schämen, wenn ihnen beim Denken der Kopf qualmt oder das Herz klopft. Du darfst jederzeit neue Worte erfinden (Ichronie ist schon mal ein Kleinod), paradoxale Fragen stellen oder Verse bauen, die sich nicht reimen, sondern verneigen.

Ichronie.... Ein Kofferwort, ein Klangknäuel, ein semantischer Zwischenfall mit Rückstoßwirkung. Was hören wir zuerst? Ein „Ich“, klar. Dann – „Chronie“. Nicht ganz Ironie. Nicht ganz Chronik. Aber beides. Und da fängt’s an, zart zu gären.

Ich, das subjektive Zentrum, das niemals zur Ruhe kommt. Die selbstreferenzielle Sprachvase, aus der immer wieder dieselbe Blume wächst: Ich bin.
Und dann: -chronie, Zeit. Verlauf. Struktur. Ein System. Eine Sequenz. Oder ist es eine Krankheit? Wie die „Chronie“ in chronisch, ewiger Rückfall, schleppende Wiederkehr? Was ist Ichronie? Vielleicht: Der Zustand, in dem das Ich durch Zeit zersplittert, sich in sich selbst verliert wie ein Echo auf Autoplay. Oder: Ironie + Ich + Chronos = Die Kunst, sich selbst nicht mehr ernst zu nehmen, weil man sich zu lange kennt. Eine autoironische Biographie mit tragikomischem Zeitstempel.


Ichronie – Die exakte Wissenschaft des Ichs, das sich beim Denken chronisch auf die Zunge fällt. Ein Ich in der Zeit ist immer zu spät und Ichronie ist das Lachen, das man hört, wenn man sich endlich findet, aber der eigene Abdruck im Teppich schon ausgebleicht ist.

Ich denke, nun bin ich gedanklich gestolpert – egal!
LG
evermore
 
  • evermore
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