Manche Nächte sind mehr als Dunkelheit. Sie sind Prüfungen. Keine Träume, sondern Schwellen –
Tore zwischen den Welten. Und manchmal wartet hinter solch einer Schwelle er: Gevatter Tod.
Er stand vor mir. Schlank, in einen schlichten Mantel gehüllt,
die Konturen fast durchsichtig im fahlen Licht.
Kein Schädelgrimassen, keine Drohung. Nur Gegenwart.
In seiner Hand ein altes Stundenglas, dessen Sand unhörbar floss.
Sein Blick – wenn man das so nennen darf – war still und unbestechlich.
In ihm lag kein Zorn, nur Wissen: Nichts bleibt.
Alles wandelt sich. Auch du, der du glaubst, du seist du.
Ich war kaum mehr als Atem im Wind. Die Nacht hielt den Atem an.
Dort, wo ich eben noch stand, löste sich mein Bild; zurück blieb ein Schatten dessen,
was ich zu sein glaubte. Und doch: Wo alles vergeht, beginnt etwas.
Ich sammelte meine Ängste ein, die in mir nisteten wie stachelige Tiere.
Es wurde eine lange Nacht im Reich zwischen Atemzug und Schweigen.
Hände aus Staub tasteten nach mir, Stimmen aus der Tiefe flüsterten meinen Namen.
Aber ich wich nicht.
Gevatter prüft nicht, ob man siegt. Er prüft, ob man standhält.
Denn er begegnet uns nicht nur im Traum.
Ich sah ihn schon in Krankheit, im Zweifel, in Verlusten, die keine Sprache haben.
Er ist der Spiegel, vor dem man lügt – oder wahr wird.
Seine Nähe zwingt zur Wahrheit. Und wenn ich es wage,
die Augen nicht zu senken, erkenne ich:
Flucht ist bloß ein anderer Name für länger leiden.
Wer einmal durch die Dunkelheit ging und nicht zurückwich,
trägt sein Licht von innen.
Er trat einen Schritt zurück. Das Stundenglas schwieg.
Aber etwas in mir war anders: leichter, schärfer, stiller.
Kein Gott richtet mich. Mein Herz kennt mein Gewicht.
Zwischen Weiß und Schwarz glimmt ein fahles Dazwischen,
ein tastendes Licht im Schatten der Zeit.
Hoffnung keimt in den Rissen von Fluch und Segen.
So bedenke die Kürze deiner Lebenszeit.
Ob du lachst oder weinst, ob du liebst oder fliehst –
am Ende zählt, wie wahr du warst.
Vielleicht ist die Liebe nur einen Schritt entfernt vom letzten Urteil.
Vielleicht wird in uns selbst der Himmel neu geboren.
Kurzschluss: Wer dem Gevatter ins Gesicht sah, fürchtet weniger – und liebt genauer.
Tore zwischen den Welten. Und manchmal wartet hinter solch einer Schwelle er: Gevatter Tod.
Er stand vor mir. Schlank, in einen schlichten Mantel gehüllt,
die Konturen fast durchsichtig im fahlen Licht.
Kein Schädelgrimassen, keine Drohung. Nur Gegenwart.
In seiner Hand ein altes Stundenglas, dessen Sand unhörbar floss.
Sein Blick – wenn man das so nennen darf – war still und unbestechlich.
In ihm lag kein Zorn, nur Wissen: Nichts bleibt.
Alles wandelt sich. Auch du, der du glaubst, du seist du.
Ich war kaum mehr als Atem im Wind. Die Nacht hielt den Atem an.
Dort, wo ich eben noch stand, löste sich mein Bild; zurück blieb ein Schatten dessen,
was ich zu sein glaubte. Und doch: Wo alles vergeht, beginnt etwas.
Ich sammelte meine Ängste ein, die in mir nisteten wie stachelige Tiere.
Es wurde eine lange Nacht im Reich zwischen Atemzug und Schweigen.
Hände aus Staub tasteten nach mir, Stimmen aus der Tiefe flüsterten meinen Namen.
Aber ich wich nicht.
Gevatter prüft nicht, ob man siegt. Er prüft, ob man standhält.
Denn er begegnet uns nicht nur im Traum.
Ich sah ihn schon in Krankheit, im Zweifel, in Verlusten, die keine Sprache haben.
Er ist der Spiegel, vor dem man lügt – oder wahr wird.
Seine Nähe zwingt zur Wahrheit. Und wenn ich es wage,
die Augen nicht zu senken, erkenne ich:
Flucht ist bloß ein anderer Name für länger leiden.
Wer einmal durch die Dunkelheit ging und nicht zurückwich,
trägt sein Licht von innen.
Er trat einen Schritt zurück. Das Stundenglas schwieg.
Aber etwas in mir war anders: leichter, schärfer, stiller.
Kein Gott richtet mich. Mein Herz kennt mein Gewicht.
Zwischen Weiß und Schwarz glimmt ein fahles Dazwischen,
ein tastendes Licht im Schatten der Zeit.
Hoffnung keimt in den Rissen von Fluch und Segen.
So bedenke die Kürze deiner Lebenszeit.
Ob du lachst oder weinst, ob du liebst oder fliehst –
am Ende zählt, wie wahr du warst.
Vielleicht ist die Liebe nur einen Schritt entfernt vom letzten Urteil.
Vielleicht wird in uns selbst der Himmel neu geboren.
Kurzschluss: Wer dem Gevatter ins Gesicht sah, fürchtet weniger – und liebt genauer.