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Feedback jeder Art Ab wann beginnt Rassismus? (Essay)

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Rassismus ist ein Thema, das weltweit von großer Bedeutung ist und seit Jahrhunderten existiert. Auch heute noch betrifft er viele Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Oft denkt man dabei sofort an extreme Formen wie körperliche Gewalt, Diskriminierung im Berufsleben oder sogar an historische Ereignisse wie die Apartheid oder den Nationalsozialismus. Doch während einer Unterrichtsstunde über Rassismus am 04.09. stellte ich mir eine persönliche Frage: Ab wann beginnt Rassismus eigentlich? Diese Frage hat mich nicht mehr losgelassen, weil mir bewusst wurde, dass Rassismus nicht erst in großen, offensichtlichen Handlungen sichtbar wird, sondern schon viel früher beginnen kann.

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, habe ich andere Menschen nach ihrer Meinung gefragt. Auf TikTok habe ich die Frage „Ab wann beginnt Rassismus für dich?“ gestellt und einige Rückmeldungen bekommen. Ihre Antworten zeigen, dass es ganz verschiedene Perspektiven gibt:

Eine Nutzerin meinte, Rassismus beginne dort, wo Menschen aufgrund ihrer Ethnie oder Herkunft anders behandelt werden, sei es im Alltag oder sogar durch das gesamte System. Eine andere schrieb, dass Rassismus bereits bei kleinen Bemerkungen, Beleidigungen oder auch nur durch abwertende Blicke beginnt. Wieder jemand anderes erklärte, Rassismus zeige sich, sobald man eine Person schlechter behandelt oder verachtet, nur weil sie anders aussieht oder aus einem anderen Land stammt. Besonders eindrücklich fand ich die Aussage einer Halb-Asiatin, die berichtete, dass Rassismus für sie schon bei scheinbar harmlosen Kommentaren anfängt, zum Beispiel wenn Leute fragen, wie Hunde schmecken, oder sie einfach als „Chinesin“ bezeichnen, ohne sie wirklich zu kennen. Eine weitere Meinung ging noch tiefer: Rassismus fange schon beim Begriff „Rasse“ an, da es so etwas wie menschliche „Rassen“ eigentlich gar nicht gibt. Der Begriff sei ein Konstrukt, das auf Vorurteilen basiert und Menschen in Kategorien einteilt.

Diese verschiedenen Antworten haben mir gezeigt, dass Rassismus sehr früh beginnt und oft schon in Kleinigkeiten steckt. Er zeigt sich nicht erst in offener Diskriminierung, sondern auch in Gedanken, Vorurteilen oder Kommentaren, die auf den ersten Blick harmlos wirken. Solche Situationen können für betroffene Menschen sehr verletzend sein und ein Gefühl der Ausgrenzung hervorrufen. Gerade die kleinen Dinge, wie ein abfälliger Witz oder eine stereotype Frage, können dazu führen, dass jemand sich nicht akzeptiert fühlt.

Für mich persönlich beginnt Rassismus dort, wo Menschen nicht mehr als Individuen wahrgenommen werden, sondern auf ihre Herkunft, Hautfarbe oder Kultur reduziert werden. Jeder Mensch ist einzigartig, mit seiner eigenen Geschichte, seinen Stärken und Schwächen. Sobald man ihn jedoch nur noch durch ein Vorurteil oder ein Klischee betrachtet, entsteht ein Ungleichgewicht. Dieses Denken kann schnell dazu führen, dass Menschen benachteiligt oder ausgeschlossen werden, auch wenn es vielleicht gar nicht bewusst gemeint war.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Rassismus beginnt nicht erst bei Gewalt oder offener Diskriminierung. Er fängt viel früher an, bei den kleinen Kommentaren, Blicken oder Handlungen, die im Alltag oft übersehen werden. Für Betroffene sind gerade diese unscheinbaren Momente schmerzhaft, weil sie zeigen, dass sie nicht als gleichwertige Menschen angesehen werden. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, wie man über andere spricht, denkt oder handelt. Denn Rassismus beginnt im Kleinen, und genau dort kann er auch bekämpft werden.
 
Liebe @Marie._.07

eine sehr gute Frage und danke fürs Teilen deiner Gedanken. Ich möchte gerne meine Gedanken anmerken, hoffentlich ok:

Beginnt Rassismus nicht bereits im Kopf? Ist der Ursprung nicht der Gedanke nach "Wertigkeit"? Also in dem Moment in dem die Herkunft (grundlos!) einen Wert bekommt ist es eine Art von Rassismus, oder? Ich möchte als Gegenbeispiel die Medizin nutzen: Es gibt unterschiede in Körperfunktionen, Risiken und Ansprechung von Medikamenten: so gibt es uU Situationen in denen Hautfarbe, Herkunft (zB Asiatische Länder), biologisches Geschlecht (ja männlein/weiblein haben in manchen Erkrankungen ein Leben lang wichtige Unterschiede die auch Medikamentenauswahl beeinflussen!), usw nicht Rassistisch zu werten sind sondern für eine bessere, passende Behandlung wichtig sind! (Warum werden Studien zunehmend mit allen Geschlechtern durchgeführt?)

Eine (busst provakative) Frage: Ist dein Text nicht auch ein bisschen Rassistisch? Du nennst, Hautfarbe, Herkunft und Kultur: War es Absicht keinen Hinweis auf viel mehr Hintergründe zu geben? Natürlich kann man nicht alles fassen... 🙂

Und letztendlich ein persönliches Statement: Ja, es ist wichtig sich Gedanken zu machen. Aber man sollte natürlich bleiben. Wenn wir nur noch "Stolperstricke" suchen, kein Rassismus, korrektes Gendern, keine Bösen Worte: Wo bleibt Platz für das Menschlichste: Fehler? Solange wir reden und nicht böswillig oder wiederholt handeln sollten wir verzeihen! (Eigene Erfahrung aus beiden Richtungen... )

Danke für diesen tollen Gedankeninput!
Sebastian
 
Liebe @Marie._.07

eine sehr gute Frage und danke fürs Teilen deiner Gedanken. Ich möchte gerne meine Gedanken anmerken, hoffentlich ok:

Beginnt Rassismus nicht bereits im Kopf? Ist der Ursprung nicht der Gedanke nach "Wertigkeit"? Also in dem Moment in dem die Herkunft (grundlos!) einen Wert bekommt ist es eine Art von Rassismus, oder? Ich möchte als Gegenbeispiel die Medizin nutzen: Es gibt unterschiede in Körperfunktionen, Risiken und Ansprechung von Medikamenten: so gibt es uU Situationen in denen Hautfarbe, Herkunft (zB Asiatische Länder), biologisches Geschlecht (ja männlein/weiblein haben in manchen Erkrankungen ein Leben lang wichtige Unterschiede die auch Medikamentenauswahl beeinflussen!), usw nicht Rassistisch zu werten sind sondern für eine bessere, passende Behandlung wichtig sind! (Warum werden Studien zunehmend mit allen Geschlechtern durchgeführt?)

Eine (busst provakative) Frage: Ist dein Text nicht auch ein bisschen Rassistisch? Du nennst, Hautfarbe, Herkunft und Kultur: War es Absicht keinen Hinweis auf viel mehr Hintergründe zu geben? Natürlich kann man nicht alles fassen... 🙂

Und letztendlich ein persönliches Statement: Ja, es ist wichtig sich Gedanken zu machen. Aber man sollte natürlich bleiben. Wenn wir nur noch "Stolperstricke" suchen, kein Rassismus, korrektes Gendern, keine Bösen Worte: Wo bleibt Platz für das Menschlichste: Fehler? Solange wir reden und nicht böswillig oder wiederholt handeln sollten wir verzeihen! (Eigene Erfahrung aus beiden Richtungen... )

Danke für diesen tollen Gedankeninput!
Sebastian
Lieber Sebastian,

danke für deine ausführliche Antwort und dass du dir die Zeit genommen hast, so differenziert auf meinen Text einzugehen. Ich finde deine Gedanken sehr spannend besonders den Punkt, dass Rassismus im Kopf beginnt. Ich sehe das ähnlich, aber ich glaube, dass dieser „Kopf“ schon von Geburt an geprägt wird.

Kinder kommen ja in eine Welt, in der bestimmte Normen, Schönheitsideale und Machtverhältnisse bereits bestehen. Sie erleben, welche Hautfarbe oder Herkunft häufiger vertreten und positiv dargestellt werden, und übernehmen solche Eindrücke oft, bevor sie selbst bewusst urteilen können. In dem Sinne denke ich, dass Rassismus schon sehr früh wirkt -nicht, weil Babys rassistisch denken, sondern weil sie in Strukturen aufwachsen, die Unterschiede bewerten.
Und zu deiner Frage: Ja, ich habe bewusst über Hautfarbe, Herkunft und Kultur gesprochen – nicht, um Menschen auf Merkmale zu reduzieren, sondern um sichtbar zu machen, dass diese Merkmale in unserer Gesellschaft leider unterschiedlich bewertet werden. Wenn man das gar nicht anspricht, kann das schnell so wirken, als gäbe es das Problem gar nicht.
Dein Gedanke mit dem „Menschlichsein und Fehler machen dürfen“ gefällt mir übrigens sehr, ich denke, genau das ist wichtig: nicht perfekt zu sein, aber bereit, zuzuhören und zu reflektieren, wenn man jemanden verletzt hat.

Was mich interessieren würde: Wenn du sagst, Rassismus beginnt im Kopf – ab wann glaubst du, entwickelt sich dieser Gedanke? Schon im frühen Kindesalter durch Beobachtung, oder erst, wenn man aktiv vergleicht und bewertet?

Liebe Grüße
Marie
 
Liebe Marie,

zunächst möchte ich eine Frage in den Raum stellen: Was ist Rassismus? (Ganz bewusst ist mir die Frage in den Sinn gekommen: Wo ist die Grenze oder der Unterschied zwischen dem Bewusstsein über "Individualität" oder "Unterschieden" und Rassismus?)

Denn natürlich werden wir aufgezogen und lernen Unterschiedliche Menschen und, je nach Umständen, Normen als Grundlage zu setzten. Ein einzelnes Beispiel zum Verdeutlichen: Ein 3-jähriges Kind dass in Afrika aufwächst oder zB in Deutschland, werden ganz unterschiedlich reagieren: Ein Mensch mit dunkler Hautfarbe, ein hellhäutiger Mensch und zb jemand der aus dem Asiatischen Raum stammt. Doch vermutlich ist das Kind vor allem neugierig, fastsiniert, interessiert: offen!
Erst Erziehung, lernen, Verstehen, Wissen vergiften die Gedanken und nur dadurch wird aus "anders" ein rassistischer Hintergrund. .

Aber ich würde Rassismus nicht mit Schuldsuche oder Verantwortung belasten, sondern als ein Globales Entwicklungsphänomen beschreiben: Wäre eine Welt in der Gemeinsamkeiten genutzt und Unterschiede gefeiert werden nicht ausreichend, damit dieser Begriff nicht mehr nutzbar wäre?
Die Geschichte spielt natürlich auch rein, eine so lange Entwicklung wird nicht plötzlich "vergessen".

Und ja, (ich glaube) dass Rassismus va durch externe Faktoren entsteht: Merkmale nach denen wir Menschen Kathegoriesieren. Aber erst durch unser Handeln und das (Be)Werten des Gegenüber und der Gesellschafft ergibt es das. (Aber ich würde niemals jemanden Kritisieren, Hinterfragen oder gar Ausreden. "Rassismus ist, was Betroffene als Rassismus erfahren." Und das darf niemand anders Beurteilen.)

Das dich die Frage beschäftigt finde ich schön, und auch den Austausch. Und das bringt Entwicklung. Langfristig und Global. Natürlich muss man denken, sprechen, entwickeln und kritisieren um Rassismus zu beenden. Und ich denke es sollte auch danach, falls das jemals erreicht wird, bleiben. Aber es ist qualitativ ein großer Unterschied aufmerksam zu machen, zu kritisieren und nach Lösungen oder Veränderung zu streben oder nur mit dem Finger drauf zu zeigen.

Danke dir für deine Antwort, es ist ein guter Input!

Alles liebe,
Sebastian
 
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