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Feedback jeder Art Abendspaziergang

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  • Friedrich
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Abendspaziergang


Es war in einer lauen Frühlingsnacht
Die beinah warme Luft auf deinen Wangen
Und stille Sterne schien’ am Firmament

Dein Herz schlug wieder sichren Takts
Dort zwischen Erkern alter Zierfassaden
Und diese weiße Jacke stand dir gut

Doch gingst du einsam durch die Nacht
Der Ring an deinem Finger toter Tand
Standst nackig in der weiten Welt

Im Ohr, den Ruf hinaus zu neuen Ufern
Ein warmer Ozean voll Möglichkeit
Und tausend Ströme flossen auseinander

Du saßt dich hin, genosst den Augenblick
Umringt von gelbem Straßenlampenlicht
Und blonder dünner Phantasie

Dann drehtest du dich um und gingst
Die Schritte führten dich ins Heim
Ihr zwei vertraut im Bilderrahmen

Sankst nieder auf die braune Couch
Und wusstest nicht, ob hoffen solltest du
Dass jemand käme Heim

Und niemand kam
Und einsam schliefst du ein
In dieser lauen Frühlingsnacht
 
Hallo Friedrich,
ja, in so einer lauen Frühlingsnacht kann einem die Fantasie so manche Trugbilder vorgauckeln. 😉
Als eher freier Schreiberling halte Ich mich was das Formale angeht mal raus, lediglich der scheinbare Widerspruch zwischen "Jacke und nackt" ist mir bildlich aufgefallen.
LG
Perry
 
Hallo Friedrich,

Ich bin immer etwas skeptisch bei falscher Grammatik, um Silben fürs Versmaß einzusparen ("... stille Sterne schien' " u.a.) - aber sonst gefällt's mir.

Schönen Gruß!
Uwe
 
Guten Abend, @Friedrich

Was auffällt: Die Sprecherperspektive ist uneindeutig, aber das ist kein Versehen, sondern dein Trick. Das „Du“ wirkt wie ein inneres Ich. Als würde sich jemand beim Gehen selbst zureden. Es ist nicht wirklich ein Liebesgedicht – eher ein Monolog im Splitterzustand.

Du fängst an wie ein Impressionist: Luft, Licht, Sterne. Und langsam ziehst du den Leser in eine psychologische Entblößung – „nackig in der weiten Welt“ ist dabei keine Pose, sondern ein Eingeständnis.

Der Ring, „toter Tand“ – das ist nicht nur ein Ehering. Es ist alles, was Verpflichtung versprach, aber leer wurde. Die weiße Jacke: ironisch, fast wie ein Hochzeitsbild aus einem anderen Leben. Die Rückkehr zum Bilderrahmen – bitter.

Besonders gelungen: Der Text wählt keine klaren Aussagen über Liebe, Trennung, Verlust. Und genau deshalb funktioniert er. Er ist kein Brief, er ist eine Wunde mit Stimme.

Nur ein Punkt, der nach meinem Empfinden noch schärfer sein könnte: die Szene auf der Couch. „Und wusstest nicht, ob hoffen solltest du“ – das ist zart, ja. Aber beinahe zu vorsichtig. Gerade da könnte ein bisschen mehr Gefahr stehen. Mehr Ambivalenz: Hofft man auf Rückkehr oder auf Befreiung? V

Das Gedicht sagt nicht, was es meint. Es zeigt, was es verbirgt. Like it! ^^

Mich beeindrucken deine Gedichte immer wieder aufs Neue,
evermore
 
Hallo Friedrich,
mir gefällt das Bild, das du gemalt hast. Das "nackig" sehe ich eher als "einsam und seelenentblößt", aber auch als desillusioniert. Hoffend, aber eigentlich wissend, dass sich die Hoffnung nicht erfüllt.
Lieben Gruß
Elisabetta
 
Herzlichen Dank für euer aller Feedback!

@Perry : Ja, in der Tat. Und manchmal tut es gut in schweren Momenten etwas den Geist freizubekommen. Das „nackig“ ist hier metaphorisch gemeint aber danke für den Hinweis und auch für das Hineinspüren!

@Stavanger : Das kann ich gut nachvollziehe und bin diesbezüglich auch zwiegespalten. Für den Moment habe ich entschieden mir diese Freiheit zu geben, um mit einer natürlicheren Sprache zu schreiben. Schön, dass es dir ansonsten gefällt!

@evermore: Danke für das detaillierte Lesen! Mein Text fühlt sich sehr gut verstanden von dir! „Monolog im Splitterzustand“ trifft den Nagel auf den Kopf. Auch deine restlichen Beschreibung sind äußerst treffend. Es ist interessant zu hören, wie mein Text ankam. Danke auch für den Hinweis zum Couchvers. Darüber werde ich noch einmal nachdenken. Es freut mich sehr, dass dir meine Gedichte gefallen. Umso mehr, da mir dein Stil auch sehr imponiert!

@Elisabetta Monte : Schön, zu hören dass es dir gefällt! Und ja, genauso war es in der Tat gemeint. Danke dafür!

@Monolith: Danke für den Like!

Liebe Grüße

Friedrich
 
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