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Feedback jeder Art Alchemie der Stille

  • Ersteller Ersteller Dio
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  • Dio
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Die Stille hat Zähne.
Sie knabbert an den Nervenenden,
bis der Schmerz der Leere bleibt.
Ein junger Dichter, der ins letzte Schweigen
treibt,
den Kopf erschöpft auf einer Lehne abgelegt.
Er schweigt.
Das erste, jemals wahre Wort,
im Munde eingefangen, kreist,
zerschlägt
den weichen Zungengrund.
Er kämpft mit ihm.

Während die Zeit
schon wieder wie ein Raubtier streift
über den dunklen Horizont,
das abendschwere Maul aufreißt,
zubeißt: die Stunden, ihre Hauer
in das weiche Fleisch, die Schönheit, senkt.
Heißt ihre letzte Strophe Leid,
obgleich noch alles mit ihr kämpft
und doch noch nicht
verloren
hat.

Die Stadt. Das fette Fleisch
der Nacht. Sie ist ein Käfig für die Seele.
Und ihr Gejohle, ihr Gekreisch
hat eine seelenlose Schwere.
So wie der Alchemistenstein, das Dichtersein,
in dem das eine Wort zum Wahren wacht,
das Magma Mundi angefacht,
das schwere Blei zu Gold gemacht.
Zuerst allein auf einem Blatt,
dann tausendfach,
im großen Raum
der nachklingenden Leere.

Und jeder Dichter kennt die Schwere
einer ausklingenden, dunkelblauen
Nacht.

Text DvE
Musik KI

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Die Stille hat Zähne.
Sie knabbert an den Nervenenden,
bis der Schmerz der Leere bleibt.
Ein junger Dichter, der ins letzte Schweigen
treibt,
den Kopf erschöpft auf einer Lehne abgelegt.
Er schweigt.
Das erste, jemals wahre Wort,
im Munde eingefangen, kreist,
zerschlägt
den weichen Zungengrund.
Er kämpft mit ihm.

Während die Zeit
schon wieder wie ein Raubtier streift
über den dunklen Horizont,
das abendschwere Maul aufreißt,
zubeißt: die Stunden, ihre Hauer
in das weiche Fleisch, die Schönheit, senkt.
Heißt ihre letzte Strophe Leid,
obgleich noch alles mit ihr kämpft
und doch noch nicht
verloren
hat.

Die Stadt. Das fette Fleisch
der Nacht. Sie ist ein Käfig für die Seele.
Und ihr Gejohle, ihr Gekreisch
hat eine seelenlose Schwere.
So wie der Alchemistenstein, das Dichtersein,
in dem das eine Wort zum Wahren wacht,
das Magma Mundi angefacht,
das schwere Blei zu Gold gemacht.
Zuerst allein auf einem Blatt,
dann tausendfach,
im großen Raum
der nachklingenden Leere.

Und jeder Dichter kennt die Schwere
einer ausklingenden, dunkelblauen
Nacht.

Text DvE
Musik KI

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Hallo!
Einfach faszinierend düster!
 
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Reaktionen: Dio
Hey @Dio

Eine alchemistische lyrischen Dichte! Was mich dabei besonders beschäftigt, ist die Art, wie hier die „Stille“ nicht nur semantisch, sondern akustisch als antagonistisches Subjekt inszeniert wird. Sie hat Zähne, heißt es, das ist keine Metapher, das ist ein Urteil. Und ein gefährliches.

Die Sprache ist nicht dekorativ, sondern performativ, sie kämpft, sie greift an, sie zieht sich zurück, um dann mit umso mehr Gravitation zurückzuschlagen. Es gelingt dir, also dem Text, meine ich, das Dichtersein nicht als Pose, sondern als alchemistische Zumutung zu verhandeln: Der Schmerz wird nicht verklärt, aber er wird verwandelt.

Es gibt ein Wissen um die Gefahr der Selbstbespiegelung, und genau darin liegt seine Würde. Besonders stark finde ich das letzte Drittel: Die Stadt als „fettes Fleisch der Nacht“ – das ist keine Kulisse. Das ist das Gegenteil von Inspiration. Das ist die Schwärze, gegen die Poesie wie eine letzte Funktionsstörung des Menschlichen anrennt.

Und das Schönste? Dieses Gedicht tut nicht so, als könnte man gewinnen. Es spricht davon, dass es trotzdem geschrieben werden muss. Und das ist vielleicht die ehrlichste Form von Hoffnung, die Poesie leisten kann.

Gerne gelesen,
evermore
 
Hallo zusammen,

herzlichen Dank für eure zahlreichen Rückmeldungen. Ich habe mich sehr gefreut.

@MythonPonty Lb. Sascha, du hast das wunderbar auf den Punkt gebracht !

@Basho ganz lieben Dank für deinen Eindruck! ich glaube die von Sascha angesprochene Veränderung kommt immer auch (zunächst) als Bedrohung (zB alter Weltbilder, eingeübter Verhaltensweisen etc.) daher. Muss es vermutlich sogar.

@evermore ein sehr tiefgründiger und feinfühliger Blick auf den Text, der mir sehr gefällt! Du schließt mit "Poesie als Hoffnung". Ein wunderbarer Wandlungsgedanke, der den "Morgen des Textes nach durchlittender Nacht" ganz wundervoll aufschließt.

Merci!

mes compliments

dio
 
  • Dio
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