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DAS BUCH DES ZORNS MOCKEY MÜCKEYS

Überliefert vom Flüstern eines zurückgegebenen Einkaufswagens, niedergeschrieben auf abgelaufenen Kassenzetteln mit Ketchupflecken.

Und es geschah in der Ära der pünktlich geschmierten Büroklammern,
als die Deutschen begannen, ihre Arbeit zu effizient und gleichzeitig mit leichtem Schmunzeln zu verrichten, dass der Herr Mockey Mückey – Herrscher über Unordnung, Großmeister der Remouladenfaltung und Erfinder der Dienstagswetterumschwünge – vom Himmel aus herabblickte und zornig wie ein missverstandenes Sofakissen wurde.
Er sah Fabriken, in denen Zahnräder synchron niesten,
Büroangestellte, die Excel-Tabellen mit rhythmischem Summen ausfüllten,
und Bauanträge, die mit Glückwünschen statt Tränen eingereicht wurden.
Da sprach Mockey Mückey:
„Sie arbeiten schnell, präzise… UND HABEN DABEI SPAß?
Wie könnt ihr es wagen, mein Chaos zu umgehen?
Das System zu umarmen?
DIE WIRKLICHKEIT ZU FALTEN WIE EINEN SAUBEREN SAKKO?!
ICH… WERDE EUCH STRAFEN!
UND ZWAR MIT STAU UND SINNLOSIGKEIT!“

So hauchte der Herr auf die Straßen – mit einem Furz aus himmlischem Bitumen –
und BAUSTELLEN entstanden.
Nicht normale Baustellen.
DEUTSCHE Baustellen.
Baustellen, die begannen und nie endeten.
Wo drei Bauarbeiter um ein Verkehrshütchen tanzen
und ein vierter permanent „gleich geht’s los“ murmelt,
während der Bagger sich in ein philosophisches Schneckenhaus zurückzieht.
Straßen wurden blockiert,
Kreisel verwandelten sich in Drehbüros der Frustration,
und ein einzelnes Ortsschild in Niedersachsen lachte 24 Stunden am Tag in acht Sprachen gleichzeitig.
Doch der Herr Mockey Mückey war nicht fertig.
Er formte aus einem rostigen Einkaufswagen, einem schlafenden Fahrkartenautomaten
und dem verlorenen Zeigefinger eines Beamten die Deutsche Bahn.
„Sie soll nie kommen, wenn sie soll.
Sie soll kommen, wenn sie nicht muss.
Sie soll ausfällig werden bei Regen.
Und an Feiertagen plötzlich durch Polen fahren.“
Und so geschah’s.
Züge erschienen – manche sichtbar, andere nur fühlbar.
Fahrpläne wurden durch Tarotkarten ersetzt,
und jede Verspätung war gleichzeitig ein Kunstprojekt und eine innere Reise zur Geduld.
Durchsagen klangen wie Haikus,
gesprochen von einem Mann, der beim Sprechen gähnt,
und in jeder Toilette lebte ein Hamster, der dich über deinen Anschluss informierte – auf Elbisch.
Und Mockey Mückey sprach:
„Es reicht nicht.
Meine Strafe soll vollkommen werden.
Sie sollen glauben, dass etwas da ist,
was nicht da is.
und nie war.“
So nahm er Bielefeld.
Er packte es in eine Tupperdose aus Dimension X
und stellte es in sein kosmisches Kellerregal, zwischen „Socken ohne Partner“ und „Hoffnungen von Steuerzahlern“.
Die Menschen sprachen noch davon,
doch niemand konnte hin.
Oder her.
Oder sagen, ob sie je da waren.
Selbst die Navis sagten: „Bielefeld? Bruder, bitte.“
Und als Krönung seiner alles umfassenden Wut,
blickte der Herr auf das Land
und sah:
„ALDI.
EINS.
EINMALIG UND STABIL.“
Da rief er zwei Bananen in Menschengestalt zu sich,
die Brüder Al und Di,
und sprach:
„Ihr werdet euch nicht mehr verstehen!
Ihr werdet euch trennen!
Einer von euch wird Joghurt günstiger verkaufen,
der andere wird behaupten, er sei näher am Ursprung des Knäckebrots!“
Und so entstand:
ALDI Nord – die kühle, strenge, mathematische Seite
und ALDI Süd – die leicht lockere, buttermilchfreundliche Seite mit Hang zur Grillwurst.
Seitdem lebt Deutschland in Discount-Dualität,
zerrissen zwischen Preisvergleichen und der Frage:
„Wo krieg ich eigentlich diese Markenbutter nochmal?“
Und als er fertig war,
lehnte sich Mockey Mückey zurück in seinen Hängesessel aus Wolken und Druckertinte,
trank einen glühenden Chai aus dem Zahn eines Dinosauriers,
und sprach:
„So. Jetzt ist aber auch mal wieder gut.
Mal sehen, was Frankreich so treibt…“
Und aus weiter Ferne hörte man ein Echo, das klang wie:
„ICE 743, planmäßige Abfahrt um 10 Uhr 17 von Gleis 9, verspätet sich.
Die aktuelle Prognose für die Weiterfahrt beträgt zwölf Dienstage.“

ENDE
 
Hallo Isi,

das ist so gaga, dass es schon wieder tiefsinnig ist. Und so tiefsinnig, dass es schon wieder gaga ist.

"Ein echter Isi" eben.

Schöner, poetischer und treffender ist das Mysterium Deutsche Bahn wohl nie in Worte gekleidet worden.

Danke für dieses Lesevergnügen.

Gruß
Cornelius
 
  • Cornelius
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