Es ist drei Uhr morgens, ich döse im Halbschlaf vor mich hin. Noch fünf Stunden, dann werde ich endlich abgelöst. Heftiger Regen trommelt unaufhörlich gegen die Fensterscheiben, die Luft ist erfüllt von einem beängstigenden Heulen und Sausen, so als ob in dieser Nacht sämtliche Windsbräute ihr Unwesen treiben.
Für einen kurzen Moment reißen die Wolken auf, im fahlen Mondlicht wirken die Bäume wie wild um sich schlagende Riesen, die sich gegen den wütenden Sturm mit aller Macht zur Wehr setzen. Seltsam, dass sich die letzten Stunden meiner Wache immer so entsetzlich lang hinziehen.
Mühsam wehre ich mich gegen die aufsteigende Müdigkeit, als sich ein mir wohlvertrauter Laut immer stärker und tiefer in mein Bewusstsein drängt und mich allmählich aus dem Dämmerschlaf zerrt und zum Fenster wanken lässt. Vor der Tür steht ein völlig durchnässtes zierliches Mädchen und läutet wie von Sinnen, es ist höchstens 14 Jahre alt. Seine langen blonden Haare kleben an dem mit Erde verschmierten Gesicht, es weint hemmungslos und ist offensichtlich völlig verzweifelt. Seine Fäuste hämmern wild und fordernd gegen die Tür und ich beeile mich, ihm zu öffnen.
Das Mädchen stürzt herein und fällt mir fast vor die Füße, wobei ihm ein blaues Tuch von den Schultern auf den Boden gleitet. Es bückt sich hastig danach und hebt es auf. Dann schaut es mich aus weit aufgerissenen Augen flehend an.
„Kommen Sie schnell, dort hinten …, ein Wagen …, er ist die Böschung hinuntergestürzt und … und auf dem Dach liegen geblieben!“ „Ganz ruhig“, höre ich mich sagen, „wo genau ist es passiert, wie viele Personen sind in dem Fahrzeug und wie schwer sind die Personen verletzt?“ Automatisch und äußerlich ruhig spule ich mein Programm ab, so wie ich es gelernt habe.
„Direkt hier …“, aufgelöst hüpft es auf der Stelle und deutet mit wedelnden Armen nach draußen, „… hier vorne in der Biegung sind … wir … verunglückt. Mein Freund wurde hinausgeschleudert - und er bewegt sich nicht mehr. Bitte, bitte helfen Sie doch, machen Sie schneell!“
Ich alarmiere umgehend unser Rettungsteam und mache mich im Laufschritt auf den Weg zur Unglücksstelle. Das Mädchen eilt mir voran, sein Tuch leuchtet wie gespenstisch und flattert wie weite Flügel durch die Nacht. Es ist, als ob das Blau mir zuwinken und mich leiten wollte, ich stolpere wie in Trance hinterher. Kurz darauf ist das Mädchen im dichten Regen verschwunden.
Am Unfallort fällt mein Blick sofort auf die beiden jungen Menschen, sie liegen nicht weit voneinander entfernt im Straßengraben. Die Scheinwerfer des Unfallwagens leuchten wie zwei mahnende Finger in den regenverschleierten Nachthimmel und aus dem Autoradio dröhnt laute Musik. Kurz darauf sind auch meine Kollegen zur Stelle und wir beugen uns über die Unfallopfer. Der junge Mann atmet nur noch ganz schwach, das war wirklich Rettung in letzter Sekunde, er muss einen wirklich guten Schutzengel haben. Bei dem Mädchen kommt leider jede Hilfe zu spät. Seltsam verrenkt liegt es im nassen Gras, beim Aufprall ist sein Genick gebrochen. Ich drehe mich erschüttert weg, ich kann den verdrehten Körper nicht länger ansehen.
Die rotierende Lampe des Notarztwagens taucht unsere blassen Gesichter wieder und wieder für Sekundenbruchteile in gleißendes blaues Licht. Ich sehe, dass einige von uns weinen, sogar der wütende Sturm scheint für einen Moment betroffen inne zu halten. Die Kleine war doch noch so jung und so hübsch. Als sich der Reißverschluss des schwarzen Leichensacks schließt, stutze ich. „Wartet bitte noch einen Moment!“ höre ich mich rufen, während ich hastig die Böschung hinunterstürze.
Außer Atem stolpere ich schluchzend zurück und lege dem bleichen Kind behutsam sein blaues Tuch um die kalten Schultern.
Für einen kurzen Moment reißen die Wolken auf, im fahlen Mondlicht wirken die Bäume wie wild um sich schlagende Riesen, die sich gegen den wütenden Sturm mit aller Macht zur Wehr setzen. Seltsam, dass sich die letzten Stunden meiner Wache immer so entsetzlich lang hinziehen.
Mühsam wehre ich mich gegen die aufsteigende Müdigkeit, als sich ein mir wohlvertrauter Laut immer stärker und tiefer in mein Bewusstsein drängt und mich allmählich aus dem Dämmerschlaf zerrt und zum Fenster wanken lässt. Vor der Tür steht ein völlig durchnässtes zierliches Mädchen und läutet wie von Sinnen, es ist höchstens 14 Jahre alt. Seine langen blonden Haare kleben an dem mit Erde verschmierten Gesicht, es weint hemmungslos und ist offensichtlich völlig verzweifelt. Seine Fäuste hämmern wild und fordernd gegen die Tür und ich beeile mich, ihm zu öffnen.
Das Mädchen stürzt herein und fällt mir fast vor die Füße, wobei ihm ein blaues Tuch von den Schultern auf den Boden gleitet. Es bückt sich hastig danach und hebt es auf. Dann schaut es mich aus weit aufgerissenen Augen flehend an.
„Kommen Sie schnell, dort hinten …, ein Wagen …, er ist die Böschung hinuntergestürzt und … und auf dem Dach liegen geblieben!“ „Ganz ruhig“, höre ich mich sagen, „wo genau ist es passiert, wie viele Personen sind in dem Fahrzeug und wie schwer sind die Personen verletzt?“ Automatisch und äußerlich ruhig spule ich mein Programm ab, so wie ich es gelernt habe.
„Direkt hier …“, aufgelöst hüpft es auf der Stelle und deutet mit wedelnden Armen nach draußen, „… hier vorne in der Biegung sind … wir … verunglückt. Mein Freund wurde hinausgeschleudert - und er bewegt sich nicht mehr. Bitte, bitte helfen Sie doch, machen Sie schneell!“
Ich alarmiere umgehend unser Rettungsteam und mache mich im Laufschritt auf den Weg zur Unglücksstelle. Das Mädchen eilt mir voran, sein Tuch leuchtet wie gespenstisch und flattert wie weite Flügel durch die Nacht. Es ist, als ob das Blau mir zuwinken und mich leiten wollte, ich stolpere wie in Trance hinterher. Kurz darauf ist das Mädchen im dichten Regen verschwunden.
Am Unfallort fällt mein Blick sofort auf die beiden jungen Menschen, sie liegen nicht weit voneinander entfernt im Straßengraben. Die Scheinwerfer des Unfallwagens leuchten wie zwei mahnende Finger in den regenverschleierten Nachthimmel und aus dem Autoradio dröhnt laute Musik. Kurz darauf sind auch meine Kollegen zur Stelle und wir beugen uns über die Unfallopfer. Der junge Mann atmet nur noch ganz schwach, das war wirklich Rettung in letzter Sekunde, er muss einen wirklich guten Schutzengel haben. Bei dem Mädchen kommt leider jede Hilfe zu spät. Seltsam verrenkt liegt es im nassen Gras, beim Aufprall ist sein Genick gebrochen. Ich drehe mich erschüttert weg, ich kann den verdrehten Körper nicht länger ansehen.
Die rotierende Lampe des Notarztwagens taucht unsere blassen Gesichter wieder und wieder für Sekundenbruchteile in gleißendes blaues Licht. Ich sehe, dass einige von uns weinen, sogar der wütende Sturm scheint für einen Moment betroffen inne zu halten. Die Kleine war doch noch so jung und so hübsch. Als sich der Reißverschluss des schwarzen Leichensacks schließt, stutze ich. „Wartet bitte noch einen Moment!“ höre ich mich rufen, während ich hastig die Böschung hinunterstürze.
Außer Atem stolpere ich schluchzend zurück und lege dem bleichen Kind behutsam sein blaues Tuch um die kalten Schultern.