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Feedback jeder Art Der Ewigen Tochter I

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  • Josina
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Langsam steigt die Sonne hinter den Bergen empor und schickt ihre ersten, wärmenden Strahlen über das Land. Es ist endlich Frühling und die Vögel begrüßen den neuen Tag mit nie endenden Liedern. Auf den Wiesen zeigt sich zartes Grün und die Menschen öffnen ihre Fenster und Türen, um die Sonne in ihre Häuser und ihre Herzen einzuladen. Hier, im Königreich Mawu, leben die Menschen im Einklang mit der Natur. So ist es schon seit Anbeginn der Zeit. Als die ersten Siedler hier sesshaft wurden, gründeten sie das Reich zu Ehren der Ewigen Mawu. Sie ist ihrer Meinung nach die Schöpferin allen Lebens und wird auch als Mutter Erde bezeichnet. Sie hilft allen, die um ihre Hilfe bitten, in Harmonie mit der Natur zu leben und ihre Schätze zu würdigen. Sie gibt allen von allem ausreichend, ohne dass die Erde dabei Schaden nimmt. Das hat bis zum heutigen Tag auch wunderbar funktioniert, aber an diesem Morgen ist etwas anders als sonst…

Der Sohn des Bauern Gunther hetzt sein Pferd durch den noch in Nebel eingehüllten Wald. Er hat eine besorgniserregende Nachricht für den König! In der ersten Morgenstunde ist sein Vater wie immer an den Fluss gegangen, um zu schwimmen. Aber aus dem Fluss, der das ganze Königreich mit Wasser versorgt, ist über Nacht ein Bach geworden! Das muss der König erfahren!
Da, endlich, die königliche Burg. Gunthers Sohn stürmt im vollen Galopp auf den Burghof. Er reißt an den Zügeln, sein Pferd bäumt sich auf, wiehert und – steht Nase an Nase mit dem König! Dieser wollte gerade zu seinem morgendlichen Ausritt aufbrechen. Nun ist er kreideweiß! Langsam kehrt wieder die Farbe in sein Gesicht zurück und sie steigert sich zu einem dunklen Rot. Er holt tief Luft! - „Eure Majestät, etwas Schreckliches ist geschehen“ ruft Carl, springt vom Pferd und kniet vor dem König nieder. „Der Fluss führt kaum noch Wasser!“ Der König tritt einen Schritt zurück, starrt Carl mit weit geöffneten Augen an und flüstert: „Das ist eine Katastrophe!“

Zur gleichen Zeit, am anderen Ende des Reiches, steht der junge Müller Paul neben dem Wasserrad seiner Mühle. Er starrt auf das kleine Rinnsal, welches gestern noch ein stattlicher Fluss gewesen ist. „Wir werden alle verhungern“, murmelt er vor sich hin. Seine Frau Anna, die hinter ihm steht, hat Tränen in den Augen. „So etwas hat es noch nie gegeben. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen!“ Paul wendet sich ihr zu und legt seinen Arm um ihre Schultern. Er weiß nicht, was er sagen soll und so stehen sie beide schweigend, ihren sorgenvollen Gedanken ausgeliefert, eine gefühlte halbe Ewigkeit vor ihrem Mühlrad.
„Komm Paul! Wir gehen ein Stück flussaufwärts! Vielleicht finden wir heraus, was passiert ist und können sogleich etwas dagegen tun!“ Paul nickt ihr zu - „Recht hast du, schauen wir erst mal nach!“ Mit hoffnungsvollen Gedanken gehen sie schnellen Schrittes am Flussufer entlang. Nach ein paar Minuten gelangen sie an die Biegung und Anna wird immer schneller. Abrupt bleibt sie plötzlich stehen und ruft: “Paul, hier ist auch nicht zu sehen!“ Paul geht in das Flussbett hinein bis zu dem kleinen Rinnsal. Hier ist der Flusslauf bis kurz vor dem Grenzgebirge schnurgerade. „Nichts, da ist rein gar nichts!“ Paul steigt seufzend wieder aus dem Flussbett heraus, nimmt Anna kurz in den Arm und geht dann mit ihr Richtung Mühle. Da kommt ein Bote des Königs in vollem Galopp auf sie zu. „Müller Paul!“, ruft er schon von Weitem. „Müller Paul! Zur heutigen Mittagsstunde ist der Große Rat einberufen!“ Sagt es und prescht wieder davon. „Komm“, Paul ergreift Annas Hand. „Gehen wir ins Haus. Ein ordentliches Frühstück wäre jetzt schön. Und dann muss ich mich für die Ratsversammlung fertig machen.“ So gefasst, wie er Anna gegenüber tut, ist er bei weitem nicht. Heute würde er zum ersten Mal beim Großen Rat dabei sein! Das ist schon aufregend, und irgendwie auch überwältigend – über die Geschicke des Landes mitzubestimmen! Nur hätte er sich nie träumen lassen, dass sein Debüt mit so einem großen, ja lebensbedrohlichen Ereignis zusammenfällt! Seit sie letztes Jahr seine Mutter zu Grabe getragen haben, ist er der Familienälteste. An seinen Vater hat er nur wage Erinnerungen, eigentlich kennt er ihn nur aus den Erzählungen seiner Mutter, denn er ist schon sehr früh von ihnen gegangen. Es war ein Unfall bei Reparaturarbeiten am Wasserrad der Mühle. Seitdem hatte seine Mutter die Mühle allein betrieben und ihm alles über das Müllerhandwerk gelehrt.

Pünktlich zur Mittagsstunde sind alle Ältesten des Landes im Audienzsaal der Burg versammelt. Alle, außer einem – Müller Paul! Der Saal ist erfüllt von Stimmengewirr. Alle sind aufgeregt, manche eher ängstlich, andere schon fast aggressiv. Aber in einem sind sich alle einig: So etwas hat es hier noch nie gegeben! Der König betritt den Saal und sofort kehrt Ruhe ein. Würdevoll, mit einem leichten Lächeln, hebt er die Hand zum Gruß, doch die Sorgenfalten auf seiner Stirn sind nicht zu übersehen. „Dass unser Fluss über Nacht zum Bach wurde und kurz vor Mittag dann gar kein Wasser mehr führte, ist wohl allen bekannt. Nun wollen wir uns zusammen an den Ratstisch setzen und besprechen, wie wir die Wasserversorgung des Reiches aufrechterhalten können und wie lange unsere Reserven ausreichen. Außerdem müssen wir den Grund für das Ausbleiben des Wassers erforschen. Wir werden heute einige auswählen und sofort mit diesem Auftrag betrauen. Nach deren Rückkehr“ – Schweigen – Reglosigkeit – Stille – Erstarrung – Der ganze Saal ist in ein hellblaues Licht getaucht, welches durch die Fenster und Türen und jede noch so kleine Ritze eindringt. Alle verharren in der Position, die sie gerade innehatten. Der König steht da mit erhobener Hand und offenen Mund, als ob er gleich mit seiner Rede fortfahren würde. Einige Ratsmitglieder sitzen schon, andere sind gerade dabei, sich zu setzen. Aber nichts passiert von alldem! Selbst die Luft ist erstarrt und die Zeit scheint stillzustehen! Ruhe, absolute Ruhe! Kein einziges Geräusch ist zu hören oder dringt von draußen herein – nur dieses unerklärliche blaue Licht! Es breitet sich aus und hüllt letztendlich alles und jeden ein.
 
Hallo liebe Lyzea,
eine sehr spannende interessanten Geschichte.
Mir hat dieses Kapitel sehr gefallen! Nun werde ich in Ruhe die anderen Kapitel lesen. Ich konnte leider einige Wochen nicht im Forum verbringen.
Herzliche Grüße
Josina
 
  • Josina
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