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Feedback jeder Art Der Ewigen Tochter II

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Eine Stunde zuvor tritt Paul aus dem Mühlhaus, verabschiedet sich mit einem Kuss von Anna, schwingt sich auf seine Stute Mo und galoppiert los. Sein erster Großer Rat! Die Verantwortung, die damit auf seinen Schultern liegt, wiegt schwer, und doch ist er freudig erregt, obwohl der Anlass sehr, sehr ernst ist. Sein Weg führt ihn über Wiesen und Weiden, vorbei an Bauernhöfen und dem Sumpf. Es sieht alles aus wie immer, aber wie lange wird es noch so sein? Abrupt wird er aus seinen Gedanken gerissen. Mo stolpert und Paul fällt beinahe aus dem Sattel. „Brrr, steh, steh meine gute Mo.“ Er steigt ab und schaut sich das linke Vorderbein an. Es ist nichts zu sehen, sie wird sich wohl nur vertreten haben. Er tätschelt ihr den Hals und streicht ihr über die Stirn. „Schon gut Mo, alles gut! Ganz ruhig mein Mädchen. Ich steig ja nicht wieder auf. Komm, wir versuchen es mal. Langsam, so ist fein. Oh, ist es doch so schlimm meine Kleine?“ Mo schnaubt und nickt, als ob sie ihn verstanden hätte. Paul schaut sich um. „Gut, dass wir gerade am Sumpf sind. Ich werde dir einen kühlenden Umschlag machen, dann fühlst du dich gleich wieder besser!“ Einen Umschlag machen – er hat nichts bei sich, was sich eignen würde. Oder, doch! Alle Ratsmitglieder bekommen als sichtbares Zeichen ihrer Ältestenwürde vom König einen Schal aus feinster Seide. Tja, was anderes ist nicht da. Er bestreicht den Seidenschal dick mit dem kühlen Schlamm und wickelt Mos Vorderlauf ein. „Na, wie ist das, meine Kleine? Angenehm, was, ja so ist es gleich besser!“ Er greift in seine linke Hosentasche, in der sich immer Hafer befindet, wenn er mit Mo unterwegs ist. Freudig futtert sie die Körner aus seiner Hand, dann stupst sie sacht mit ihren Nüstern gegen die Hosentasche.“ Hier, meine Kleine, schau“, Paul stülpt seine Hosentasche nach außen, „nichts mehr da!“ Da lässt Mo ihre Ohren hängen und senkt leicht den Kopf. „Da kannst du machen, was du willst! Wenn nichts mehr da ist, ist nichts mehr da!“, sagt Paul und zuckt mit den Schultern. Dabei fällt ihm auf, dass sie ihren Vorderlauf wieder richtig auf den Boden gestellt hatte. Er geht langsam rückwärts in der Hoffnung, dass sie ihm folgt. Jawohl, hat geklappt, aber sie tritt noch sehr vorsichtig auf! „Dann werde ich wohl oder übel zur Burg laufen müssen!“ Mo locker am Zügel haltend, schlendert Paul durch das Birkenwäldchen. Gleich haben sie es geschafft! Da, die Turmuhr schlägt Zwölf – Mittagsstunde! „Na toll“, murmelt Paul vor sich hin. „Gleich beim ersten Mal komme ich zu spät!“ Was das für einen Eindruck macht! Mit einer Handbewegung wischt Paul diesen Gedanken einfach weg. Es ist doch völlig egal, wie die anderen darüber denken, Hauptsache Mo ist bald wieder gesund! Da bleibt diese plötzlich stehen und schnaubt leise vor sich hin. Es klingt fast ängstlich! Paul blickt auf und sieht durch das Geäst der Bäume einen bläulichen Schimmer. Er will weitergehen, doch Mo weigert sich. „Gut, dann bleib du hier. Ich gehe mir das mal näher anschauen.“ Langsam nähert sich Paul dem Rand des Birkenwäldchens. Der Weg schlängelt sich durch die frisch begrünten Bäume. Eine Biegung noch, dahinter müsste eine Wiese sein und freie Sicht auf die Königsburg! Ganz langsam tritt Paul aus dem Schutz der Bäume heraus, aber alles, was er sieht, ist blau, hellblau, als ob der Himmel auf die Erde gestürzt wäre! Ein Schritt, noch ein Schritt, dann streckt er vorsichtig seine Hand aus – da, da ist ES! Glatt fühlt es sich an und kalt. Sein Herz pocht laut vor Aufregung! Oder vor Angst? Es ist wohl von Beidem etwas. Sanft klopft er gegen das Blau, dann stärker - es ist hart wie ein Fels! „Kannst du mir sagen, was das ist?“ Paul zuckt zusammen und dreht sich mit vor Schreck weit geöffneten Augen um. Vor ihm steht Prinzessin Tara!
Carl ist inzwischen wieder nach Hause zurückgekehrt und steht hinter ihrem Kräutergarten und starrt in das ausgetrocknete Flussbett. Er kann es einfach nicht fassen! Gestern war hier noch ein Fluss, ein großer Fluss, in welchem man schwimmen und fischen konnte, und heute– ein paar Pfützen! Aber auch diese sind auf dem besten Wege zu verschwinden, der Wind und die Sonne tun ihr übriges dazu. Carl folgt mit seinen Augen dem Flusslauf, nur noch Steine, Sand und elend aussehende Wasserpflanzen, und was das Wasser eben so mitbringt aus den Bergen. Dort, hinter ihren Feldern, teilt sich der Fluss. Ein kleiner Seitenarm plätschert sonst als Bächlein durch die Wiesen und verschwindet dann im Sumpf. Der Hauptarm des Flusses treibt normalerweise Müller Pauls Mühle an und verlässt dann durch eine Klamm in der Gebirgskette ihr wunderschönes Tal. Ja, das ist es – ein wunderschönes Tal! Die Gebirgskette umspannt es wie ein Ring, eine natürliche Schutzmauer. Es gibt nur einen Weg hinüber, einen Fußweg. Somit leben sie hier gut geschützt in ihrem Königreich. Apropos - Was Vater und die Ältesten zusammen mit dem König wohl beschließen werden? Carl hat keine Idee, was man auf die Schnelle unternehmen kann, es wird schon noch eine Weile kein Wasser mehr geben. Man müsste ins Gebirge steigen und schauen, wo das ganze Wasser hin ist! Da hört er ein leises Quaken. Vor ihm, auf einem Stein, sitzt ein kleiner Frosch und schaut ihn mit seinen großen Augen an. „Komm, kleiner Kerl“, sagt Carl und hält ihm seine Hand hin. „Komm, ich bringe dich in Mutters Seerosenteich, da hast du noch Wasser.“
Anna steht unterdessen in ihrer Küche und rührt, in Gedanken versunken, in einer Schüssel mit Butter und Zucker. Dann gibt sie noch die Eier hinzu – nein! Das gibt es doch nicht! Das ist ihr ja noch nie passiert! Das Eigelb und das Eiweiß haben sich inzwischen durch den Ausguss verabschiedet, die Eierschalen liegen zum Glück noch oben auf der Butter – Zucker - Mischung. Vorsichtig sammelt sie sie herunter und schüttelt den Kopf. „Wo soll das alles hinführen“, murmelt sie. Sind eigendlich noch Eier da? Nein! Warum nicht? Liese und Lotte legen doch jeden... Liese und Lotte! Anna stellt die Schüssel wieder ab, warum sie sie in die Hände genommen hat, weiß sie selber nicht, und läuft hinaus zum Hühnerstall. Die Tür ist kaum einen Spalt geöffnet, stürmen laut gackernd Liese und Lotte auf sie zu. „Ich weiß, gerade an diesem warmen, sonnigen Tag haben wir euch vergessen! Viel Spaß im Garten und auf der Wiese!“ Anna greift in die Nester und nimmt die beiden frisch gelegten Eier mit in die Küche. „So und jetzt volle Konzentration“, motiviert sich Anna selbst, damit diesmal auch wirklich die Eier in der Schüssel landen – genau so! Die Schalen kommen in den Mörser, dort wird sie sie später zerstoßen und auf den Kompost streuen. Auf einmal greift sie sich an den Hals und zieht ihre Kette mit dem Amulett daran aus ihrer Bluse. Das Amulett hat die Form eines Drudenfußes und in der Mitte ist ein Stück Bergkristall eingearbeitet. Dieser ist auf einmal ganz warm, ja beinahe heiß geworden! Erstaunt betrachtet sie ihn. So klar, wie er ihr heute erscheint, war er noch nie. Ihr wurde von ihren Zieheltern erzählt, dass sie diese Kette schon trug, als sie gefunden wurde. Das ist ihre einzige Verbindung zu ihrer Herkunft, denn über ihre Familie weiß niemand etwas. Sie wurde als Säugling auf der Pferdekoppel des Königs gefunden und der Rittmeister und seine Frau nahmen sie zu sich. Sie zogen sie wie ihre eigene Tochter auf, da sie selbst keine Kinder hatten, aber immer gerne Eltern sein wollten. Je länger Anna den Bergkristall betrachtet, desto mehr hat sie den Eindruck, dass sie sich darin spiegelt. Was vom logischen her gar nicht möglich ist, denn er ist durchsichtig! Aber irgendetwas ist da. Ist er verunreinigt? Anna tritt ans Fenster und hält ihr Amulett in das Sonnenlicht. Nein, es ist keine Spiegelung von ihr, denn sie steht ganz still, doch das Bild im Kristall bewegt sich!
 
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