Carl ist mit dem Fuhrwerk unterwegs. Seine Mutter hat ihn gebeten, an Stelle seines Vaters zum Händler zu fahren, denn heute soll die Salzlieferung eintreffen. Zum Glück kennen die Pferde den Weg, denn Carl ist mit seinen Gedanken ganz wo anders. Wie hypnotisiert starrt er auf seine Füße und fragt sich - Wo bleibt Vater nur? - Natürlich ist es schwer für diese Katastrophe eine Lösung zu finden, aber nach gut drei Stunden hätte er erwartet, wenigstens durch einen Boten ein Zwischenergebnis zu erfahren. Carl schaut auf, denn die Pferde sind immer langsamer geworden und nun stehen sie still. Wahrscheinlich machen sie genauso große Augen wie er, denn ein paar Meter vor ihnen ist alles - blau! „Ah, was ist denn Das!“ Vor Schreck springt Carl auf, starrt eine Weile auf das Blau und schaut sich unsicher um. „Wo sind wir denn hier gelandet?“, fragt er laut. Doch dann stellt er fest, sie sind auf dem richtigen Weg. Genau vor ihnen müsste sich die Burg erheben und dieser Weg sollte, am Tor und an der Pferdekoppel vorbei, zum Birkenwäldchen führen. Aber da ist nichts mehr, außer diesem Blau! Carl steigt vom Wagen und geht langsam darauf zu, doch es ist nichts dahinter zu erkennen. Er streckt vorsichtig die Hand aus und lässt sie über das Blau gleiten. „Das ist ja ein dolles Ding!“, flüstert er. Was mache ich denn jetzt, fragt er sich. Fahre ich zu Mutter zurück oder erst einmal zum Händler? Vielleicht weiß Albrecht schon was, immerhin wohnt er nicht weit von hier! Carl geht zurück zum Fuhrwerk, greift ein Pferd am Halfter und führt sie an dem Blau entlang in Richtung Birkenwäldchen. Querfeldein ist für die Pferde kein Problem, für ihn auch nicht, aber für den Wagen! „Langsam, ihr beiden, nicht so stürmisch, immer schön langsam. So ist`s gut.“ Leise redet er auf die Pferde ein, allmählich beruhigen sie sich und traben gemächlich neben ihm her. Er betrachtet derweil eingehend das Blau. Es ist spiegelglatt, kalt, starr und undurchsichtig. Erschrocken blickt er auf seine Hand – nein, zum Glück sieht sie aus wie immer.
Am Birkenwäldchen angekommen, biegt er in den Weg ein und steigt wieder auf den Wagen. Die Pferde traben an und Carl schaut noch einmal zurück auf das Große Blau, welches jetzt langsam hinter den Zweigen verschwindet. Wenn man sich hier so umsieht, denkt er, könnte man glatt die Katastrophe vergessen, nichts weist darauf hin, alles ist wie sonst auch. Da bemerkt er am ausgehenden Birkenwäldchen zwei Pferde. „Brr, steh, steh!“ Er springt vom Wagen und geht auf die Beiden zu. Das sind ja Mo und Dana, stellt er erstaunt fest. Aber wo sind Prinzessin Tara und Müller Paul? Laut ruft er nach ihnen, aber er bekommt keine Antwort. Die Pferde müssen schon eine ganze Weile hier stehen, denn das Gras um sie herum ist abgefressen. Er streichelt die Beiden und redet ihnen gut zu, dann beschließt er, sie mitzunehmen. Er führt sie zum Wagen, dabei bemerkt er, dass Mo vorne links etwas unsicher auftritt und einen eigenartigen Verband hat sie auch. Selbst die sonst so temperamentvolle Dana läuft sehr vorsichtig. Was war hier nur passiert? Er macht sie hinten am Wagen fest und lässt seine Pferde nur im langsamen Schritt gehen. Zu Fuß wäre er wahrscheinlich schneller, aber was soll's. Bis zu Albrecht, dem Händler, ist es nicht mehr weit.
Hinter dem Sumpf biegt Carl in den Weg ein, der zum Dorf führt. Albrechts Hof ist gleich der Erste. Vor der großen Scheune, die als Lager und Verkaufsraum dient, wird wohl schon allerhand los sein, das ist an den Tagen der Salzlieferung immer so! Jetzt muss er nur noch über den kleinen Hügel und da liegt der Hof – menschenleer! Das kann doch nicht sein! Wo sind die denn alle? An der großen Linde vor dem Wohnhaus hält er das Gespann an. Da kommt auch schon Prisca, des Händlers Frau, aus dem Haus gelaufen. „Ach, du bist es, Carl“, sagt sie und bleibt enttäuscht stehen. „Ich dachte unsere Söhne kommen endlich mit dem Salz! Ich warte schon die ganze Zeit auf die Beiden, hoffentlich ist ihnen nichts passiert!“ Carl steigt vom Wagen. „Wo ist denn Albrecht?“, fragt er. „Na, beim Großen Rat! Dein Vater muss doch auch da sein!“ Ach ja, natürlich, wie konnte er das nur vergessen! Carl schlägt sich mit der Hand vor die Stirn. „Die werden wir wohl alle so schnell nicht wieder sehen, wenn überhaupt!“, murmelt er leise vor sich hin. Prisca tritt auf ihn zu. „Wie meinst du das?“ Endlich kann Carl mit jemanden darüber sprechen. Es sprudelt nur so aus ihm heraus - alles, über das Austrocknen des Flusses bis hin zum Großen Blau! „Und dann fand ich am Rande des Birkenwäldchens noch die Pferde von Prinzessin Tara und Müller Paul, aber von den Beiden keine Spur! Hast du sie vielleicht gesehen?“ Prisca schüttelt den Kopf. Erst jetzt bemerkt Carl, dass sie Tränen in den Augen hat. Sie beginnt zu schluchzen und ihr ganzer Körper zittert. Er weiß nicht so recht, was er tun soll. Nach einem kurzem Zögern legt er den Arm um sie und führt sie ins Haus. Dort setzen sie sich auf das Sofa. Prisca weint herzzerreißend und auch in ihm steigt die Angst auf und gleichzeitig sammelt sich in seinen Augen das Wasser. Nicht nur, dass den Ältesten wer weiß was passiert ist! Wo sind Ron und Max? Plötzlich springt Prisca auf, trocknet sich die Tränen und ruft: „Ich muss meine Söhne suchen!“ Carl hält sie zurück. „Du kannst doch nicht allein ins Gebirge steigen! Komm mit mir zum Dorfplatz, vielleicht erfahren wir dort etwas Neues! Und wenn nicht, trommeln wir ein paar Leute zusammen, die mit uns zu den Salzhöhlen gehen.“ Prisca nickt zustimmend, „So machen wir es! Los, komm, lass uns keine Zeitverlieren!“
Der Große Zauberer Ödun, diesen Titel hatte er sich übrigens selbst gegeben, steht noch immer am Eingang seiner Höhle und genießt den Anblick des Großen Blau. Von hier oben sieht es wie ein kleiner Teich aus, nur dass gestern an derselben Stelle noch eine Burg zum Himmel aufragte. Sein Lakai steht vor der Felswand, aus welcher der mannshohe Bergkristall herausragt, und sieht angestrengt hinein. Von hieraus kann er das Geschehen im ganzen Königreich beobachten. Diesen außergewöhnlichen Kristall hatte der alte Zauberer entdeckt und daraufhin die Höhle zu seiner Wohnstatt erkoren. Er meinte, damit einen Vorteil bei der Eroberung des Reiches Mawu zu haben, was sich aber als Irrtum herausstellte. Der Lakai starrt noch immer in den Kristall. Und heute, denkt der Lakai, steht da wieder ein großer Zauberer und meint, alles geschieht nach seinem Willen. Da, da ist es wieder, dieses Gesicht einer jungen Frau. „Oh Großer Zauberer, kommt schnell her! Da ist sie wieder!“ Ödun dreht sich mit einer großen Geste herum, die seinen Umhang schweben lässt und schreitet auf den Bergkristall zu. Das Gesicht der Frau wird immer größer und ihre Augen schauen ungläubig, aber aufmerksam Ödun an. Dann ist sie plötzlich verschwunden und im Kristall ist wieder der Marktplatz zusehen, genau wie vorher. „Konnte sie mich sehen? Ich hatte das Gefühl, sie konnte mich sehen! Das kann doch nicht sein!“, brüllte Ödun. „Nur von hier aus, von dieser Seite des Kristalls, können Bilder aufgerufen werden. Das hast du mir erzählt, das hast du mir immer erzählt!“ Mit dem Finger auf ihn zeigend geht der Zauberer auf den Lakaien zu. „Ja, mein Großer Zauberer, so hat es euer Vater gesagt.“ Ödun stemmt die Arme in die Seiten und fragt: „Warum hat dann dieses Weib so geglotzt, als ob sie mich sieht?“ Der Lakai zuckt mit den Schultern. „Dann finde es gefälligst heraus, alter Nichtsnutz!“, brüllt Ödun ihn an. „Ja, mein Gebieter“, der Lakai entfernt sich mit mehreren Verbeugungen, „ich werde der Sache auf den Grund gehen.“
Warum muss ich denn jetzt ins Tal steigen, fragt sich der Lakai, kann der oh so Große Zauberer das nicht selbst herausfinden? Im Buch der Zaubersprüche ist doch gewiss etwas zu finden, aber da musste Ödun sich ja anstrengen, sich bemühen! Das ist so gar nicht sein Ding! Missmutig stapft der Lakai in Richtung Tal, sein Weg führt ihn an der Quelle vorbei. Er schaut auf. Das Kleine Blau ist immer noch gut von Sand und Blättern verdeckt. Gestern, am späten Abend, wäre es beinahe schiefgegangen, das mit dem Erstarren der Quelle! Zwei junge Burschen waren plötzlich aufgetaucht und füllten ihre Flaschen. Zum Glück hatte das Kleine Blau ausgereicht, um die Beiden mit der Quelle einzuschließen! Denn so sicher ist das nicht gewesen! Die Quelle ist kein kleines Rinnsal, welches aus den Felsen sickert, sondern die Austrittspforte eines unterirdischen Flusses! Nun richtet der Lakai seine volle Aufmerksamkeit auf den Weg, den er persönlich mit Geröll unpassierbar gemacht hat. „So eine Kletterei!“, flucht er vor sich hin. „Warum habe ich diesen Auftrag auch so gründlich ausgeführt! Das kann ja noch ewig dauern, bis ich endlich das Tal erreiche!“ Und so kraxelt und schimpft, stolpert und grummelt er dem Tal entgegen.
Am Birkenwäldchen angekommen, biegt er in den Weg ein und steigt wieder auf den Wagen. Die Pferde traben an und Carl schaut noch einmal zurück auf das Große Blau, welches jetzt langsam hinter den Zweigen verschwindet. Wenn man sich hier so umsieht, denkt er, könnte man glatt die Katastrophe vergessen, nichts weist darauf hin, alles ist wie sonst auch. Da bemerkt er am ausgehenden Birkenwäldchen zwei Pferde. „Brr, steh, steh!“ Er springt vom Wagen und geht auf die Beiden zu. Das sind ja Mo und Dana, stellt er erstaunt fest. Aber wo sind Prinzessin Tara und Müller Paul? Laut ruft er nach ihnen, aber er bekommt keine Antwort. Die Pferde müssen schon eine ganze Weile hier stehen, denn das Gras um sie herum ist abgefressen. Er streichelt die Beiden und redet ihnen gut zu, dann beschließt er, sie mitzunehmen. Er führt sie zum Wagen, dabei bemerkt er, dass Mo vorne links etwas unsicher auftritt und einen eigenartigen Verband hat sie auch. Selbst die sonst so temperamentvolle Dana läuft sehr vorsichtig. Was war hier nur passiert? Er macht sie hinten am Wagen fest und lässt seine Pferde nur im langsamen Schritt gehen. Zu Fuß wäre er wahrscheinlich schneller, aber was soll's. Bis zu Albrecht, dem Händler, ist es nicht mehr weit.
Hinter dem Sumpf biegt Carl in den Weg ein, der zum Dorf führt. Albrechts Hof ist gleich der Erste. Vor der großen Scheune, die als Lager und Verkaufsraum dient, wird wohl schon allerhand los sein, das ist an den Tagen der Salzlieferung immer so! Jetzt muss er nur noch über den kleinen Hügel und da liegt der Hof – menschenleer! Das kann doch nicht sein! Wo sind die denn alle? An der großen Linde vor dem Wohnhaus hält er das Gespann an. Da kommt auch schon Prisca, des Händlers Frau, aus dem Haus gelaufen. „Ach, du bist es, Carl“, sagt sie und bleibt enttäuscht stehen. „Ich dachte unsere Söhne kommen endlich mit dem Salz! Ich warte schon die ganze Zeit auf die Beiden, hoffentlich ist ihnen nichts passiert!“ Carl steigt vom Wagen. „Wo ist denn Albrecht?“, fragt er. „Na, beim Großen Rat! Dein Vater muss doch auch da sein!“ Ach ja, natürlich, wie konnte er das nur vergessen! Carl schlägt sich mit der Hand vor die Stirn. „Die werden wir wohl alle so schnell nicht wieder sehen, wenn überhaupt!“, murmelt er leise vor sich hin. Prisca tritt auf ihn zu. „Wie meinst du das?“ Endlich kann Carl mit jemanden darüber sprechen. Es sprudelt nur so aus ihm heraus - alles, über das Austrocknen des Flusses bis hin zum Großen Blau! „Und dann fand ich am Rande des Birkenwäldchens noch die Pferde von Prinzessin Tara und Müller Paul, aber von den Beiden keine Spur! Hast du sie vielleicht gesehen?“ Prisca schüttelt den Kopf. Erst jetzt bemerkt Carl, dass sie Tränen in den Augen hat. Sie beginnt zu schluchzen und ihr ganzer Körper zittert. Er weiß nicht so recht, was er tun soll. Nach einem kurzem Zögern legt er den Arm um sie und führt sie ins Haus. Dort setzen sie sich auf das Sofa. Prisca weint herzzerreißend und auch in ihm steigt die Angst auf und gleichzeitig sammelt sich in seinen Augen das Wasser. Nicht nur, dass den Ältesten wer weiß was passiert ist! Wo sind Ron und Max? Plötzlich springt Prisca auf, trocknet sich die Tränen und ruft: „Ich muss meine Söhne suchen!“ Carl hält sie zurück. „Du kannst doch nicht allein ins Gebirge steigen! Komm mit mir zum Dorfplatz, vielleicht erfahren wir dort etwas Neues! Und wenn nicht, trommeln wir ein paar Leute zusammen, die mit uns zu den Salzhöhlen gehen.“ Prisca nickt zustimmend, „So machen wir es! Los, komm, lass uns keine Zeitverlieren!“
Der Große Zauberer Ödun, diesen Titel hatte er sich übrigens selbst gegeben, steht noch immer am Eingang seiner Höhle und genießt den Anblick des Großen Blau. Von hier oben sieht es wie ein kleiner Teich aus, nur dass gestern an derselben Stelle noch eine Burg zum Himmel aufragte. Sein Lakai steht vor der Felswand, aus welcher der mannshohe Bergkristall herausragt, und sieht angestrengt hinein. Von hieraus kann er das Geschehen im ganzen Königreich beobachten. Diesen außergewöhnlichen Kristall hatte der alte Zauberer entdeckt und daraufhin die Höhle zu seiner Wohnstatt erkoren. Er meinte, damit einen Vorteil bei der Eroberung des Reiches Mawu zu haben, was sich aber als Irrtum herausstellte. Der Lakai starrt noch immer in den Kristall. Und heute, denkt der Lakai, steht da wieder ein großer Zauberer und meint, alles geschieht nach seinem Willen. Da, da ist es wieder, dieses Gesicht einer jungen Frau. „Oh Großer Zauberer, kommt schnell her! Da ist sie wieder!“ Ödun dreht sich mit einer großen Geste herum, die seinen Umhang schweben lässt und schreitet auf den Bergkristall zu. Das Gesicht der Frau wird immer größer und ihre Augen schauen ungläubig, aber aufmerksam Ödun an. Dann ist sie plötzlich verschwunden und im Kristall ist wieder der Marktplatz zusehen, genau wie vorher. „Konnte sie mich sehen? Ich hatte das Gefühl, sie konnte mich sehen! Das kann doch nicht sein!“, brüllte Ödun. „Nur von hier aus, von dieser Seite des Kristalls, können Bilder aufgerufen werden. Das hast du mir erzählt, das hast du mir immer erzählt!“ Mit dem Finger auf ihn zeigend geht der Zauberer auf den Lakaien zu. „Ja, mein Großer Zauberer, so hat es euer Vater gesagt.“ Ödun stemmt die Arme in die Seiten und fragt: „Warum hat dann dieses Weib so geglotzt, als ob sie mich sieht?“ Der Lakai zuckt mit den Schultern. „Dann finde es gefälligst heraus, alter Nichtsnutz!“, brüllt Ödun ihn an. „Ja, mein Gebieter“, der Lakai entfernt sich mit mehreren Verbeugungen, „ich werde der Sache auf den Grund gehen.“
Warum muss ich denn jetzt ins Tal steigen, fragt sich der Lakai, kann der oh so Große Zauberer das nicht selbst herausfinden? Im Buch der Zaubersprüche ist doch gewiss etwas zu finden, aber da musste Ödun sich ja anstrengen, sich bemühen! Das ist so gar nicht sein Ding! Missmutig stapft der Lakai in Richtung Tal, sein Weg führt ihn an der Quelle vorbei. Er schaut auf. Das Kleine Blau ist immer noch gut von Sand und Blättern verdeckt. Gestern, am späten Abend, wäre es beinahe schiefgegangen, das mit dem Erstarren der Quelle! Zwei junge Burschen waren plötzlich aufgetaucht und füllten ihre Flaschen. Zum Glück hatte das Kleine Blau ausgereicht, um die Beiden mit der Quelle einzuschließen! Denn so sicher ist das nicht gewesen! Die Quelle ist kein kleines Rinnsal, welches aus den Felsen sickert, sondern die Austrittspforte eines unterirdischen Flusses! Nun richtet der Lakai seine volle Aufmerksamkeit auf den Weg, den er persönlich mit Geröll unpassierbar gemacht hat. „So eine Kletterei!“, flucht er vor sich hin. „Warum habe ich diesen Auftrag auch so gründlich ausgeführt! Das kann ja noch ewig dauern, bis ich endlich das Tal erreiche!“ Und so kraxelt und schimpft, stolpert und grummelt er dem Tal entgegen.