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Feedback jeder Art Der Ewigen Tochter V (mit 1. Versuch Lindenschmidtstrophe)

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Adele, die alte Lehrerin, sitzt in ihrem Wohnzimmer, welches eher einer Bibliothek gleicht, und blättert in einem sehr alten Buch. Auf dem Tisch liegen noch mehr von diesen alten Werken, einige aufgeschlagen, andere geschlossen. Sie sucht nach Hinweisen, ob es schon einmal so eine Wasserkatastrophe gegeben hat und, wenn möglich, nach einer Lösung des Problems. Seit sie nicht mehr unterrichtet, hat sie sich ganz der Geschichte des Reiches Mawu gewidmet und hütet die ältesten Bücher des Landes. Als sie sich gerade dem Nächsten zuwendet, klopft es an der Tür. „Immer herein in die gute Stube!“, ruft sie und schaut auf. Prinzessin Tara, Müller Paul und seine Frau Anna betreten ehrfurchtsvoll den Raum, denn er ist so etwas wie Adeles Heiligtum und als Kinder durften sie ihn nur zu ganz außergewöhnlichen Anlässen betreten. „Hallo, ihr Drei, tretet doch näher! Wie schön, dass ihr mich mal besuchen kommt!“ Adele klappt das Buch zu, in dem sie gerade lesen wollte und legt es auf den Tisch zurück. „Was habt ihr denn auf dem Herzen?“, fragt sie. „Ich sehe es euch doch an, dass das hier kein Höflichkeitsbesuch ist!“ „Nein“, sagt Paul, „du hast wie immer Recht, Adele. Aber es ist noch viel schlimmer, als du denkst! Nicht nur das Wasser ist fort, auch die Burg und alle unsere Ältesten!“ Und Paul erzählt ihr vom Großen Blau. Nach kurzer Zeit klingt sich Prinzessin Tara ein und kann es so genau beschreiben, dass vor Adeles geistigem Auge ein Bild davon entsteht. Dann spricht Anna über ihr Amulett, das ungewöhnliche Erwärmen des Bergkristalls und die Bilder, die nur sie sehen kann. „Und diese Augen“, fährt Anna fort, „diese Augen habe ich schon einmal in einem deiner Bücher gesehen, Adele, und zwar in `Sagen und Legenden aus der Alten Zeit`!“ Adele nickt und greift nach einem sehr alten Buch auf ihrem Tisch. „Ich wollte es gerade aufschlagen, als ihr gekommen seid. Ich weiß genau, Anna, welche Zeichnung du meinst. Hier, hier ist sie! Das Abbild des Großen Zauberers!“ Paul und Tara sehen sich das Bild aufmerksam an. „Dieses Gesicht hast du in deinem Kristall gesehen?“, fragt Paul. Anna bestätigt es ihm mit einem Kopfnicken. „Aber, wie ist das denn möglich?“, fragt Tara. „Ich denke, der Zauberer ist für alle Zeit besiegt!“ Adele schlägt die letzte Seite des Buches auf und sagt: „Das ist er auch! Aber hier steht, dass der Zauberer mit der verstoßenen Schwester des Königs aus dem Nachbartal einen Sohn gezeugt hat. Dieser wurde an dem Tag geboren, als der Kampf um Mawu begann. Er ist halb Zauberer, halb Mensch.“ – „Und uralt!“, stellt Tara fest. „Mein Kind“, antwortet ihr Adele, „für Zauberer gibt es keine Zeit, wie wir sie kennen, genauso, wie den Ewigen keine Stunde schlägt!“ Betretenes Schweigen im Raum. „Aber irgendetwas müssen wir doch tun können“, fragt Paul. „Ich denke schon“, sagt Adele, „immerhin ist er nur zur Hälfte ein Zauberer. Es fließt menschliches Blut durch seine Adern und das dürfte seine Zauberkräfte erheblich einschränken! Und dann ist da ja auch noch Annas Amulett!“ Adele macht eine geheimnisvolle Geste und weist dann auf Anna. Erwartungsvoll schauen die Drei zu, wie sie das Legendenbuch beiseite legt und ein anderes, ebenfalls sehr altes Buch, nimmt und darin zu blättern beginnt. „Das hier ist die Erzählung über unsere geliebte Ewige Mawu“, fährt sie fort. „Und hier ist eine Abbildung des Amuletts.“ Anna zieht das Amulett wieder aus ihrer Bluse hervor. Tatsächlich! Es sieht genauso aus wie auf der Zeichnung im Buch! „Was hat das zu bedeuten?“, fragt sie leise. Angst schwingt in ihrer Stimme mit, aber ihre Augen schauen neugierig, ja fordernd Adele an. Diese blättert ein paar Seitenweiter. „Hier steht geschrieben:

Ein einzig Mal in tausend Jahr
Die Ewig Mawu irdisch war
Mit einem Manne zeuget
Das Kind das Licht der Welt erblickt
Doch Mawu es nicht säuget

Sie wählet achtsam mit Bedacht
Ein Reich, welch hat ihr Herz entfacht
Schenkt hin ihr größte Habe
Ein Segen für das Land dies Kind
Das Amulett als Gabe

Diesmal hat sie wohl uns als würdig erachtet, ihr Kind aufzuziehen und ihren besonderen Schutz zu genießen.“ Ehrfurchtsvoll betrachtet Paul seine Frau – die Tochter der Ewigen! Ob das wirklich stimmt? Sind Legenden doch nicht nur Märchen für Kinder, damit der Geschichtsunterricht nicht so langweilig ist? Da könnte schon etwas dran sein, denn Anna war schon immer anders als alle anderen. Sie war von klein auf einfach sie selbst und dann hat sie noch diese Ausstrahlung, für die es keine passenden Worte gibt. Prinzessin Tara bricht das Schweigen: „Also gehört das Gesicht, das Anna im Bergkristall gesehen hat, wohl dem Sohn des Zauberers. Aber wo finden wir ihn? Hat er überhaupt etwas mit dem Verschwinden des Wassers und dem Großen Blau zu tun? Wie kann uns Mawus Amulett helfen? Kann Anna zaubern?“ Mit großen, fragenden Augen schaut Tara ihre alte Lehrerin an. Adele lächelnd: „Ach, Kind, du hast dich kein bisschen verändert! Du möchtest immer noch Alles, und zwar sofort!“ Tara versucht so unschuldig wie möglich zu blicken und wagt noch eine Frage: „Steht in der Erzählung etwas über die Macht oder die Möglichkeiten des Amuletts?“ Pauls Blick ruht immer noch auf seiner Frau, der wundervollen, da bemerkt er, dass sie auf einmal blass wird und zu zittern beginnt, als ob sie friere. Liebevoll legt er ihr den Arm um die Schultern. „Komm, setz dich, du bist ja ganz bleich.“ Mit diesen Worten führt er sie zum Stuhl an der Stirnseite des Tisches. Leise und mit unsicherer Stimme fragt Anna: „Adele, das ist doch nur eine Legende, ein Märchen, so etwas gibt es in Wirklichkeit gar nicht, oder?“ Die alte Lehrerin schaut Anna eindringlich an. „Doch! Jede Legende hat ihren Ursprung in einer wahren Begebenheit. Über die Jahrhunderte geht zwar immer wieder etwas in den Erzählungen verloren und anderes kommt hinzu, aber die Grundaussage, um die herum sich die Geschichte aufgebaut hat, bleibt erhalten. Außerdem ist nicht zu leugnen, dass du das hier abgebildete Amulett trägst und du bist ein Findelkind! Es passt alles zusammen – du bist höchstwahrscheinlich eine Tochter der Ewigen Mawu und dazu auserwählt, mit Hilfe des Amuletts uns und unser Reich zu retten!“ Erwartungsvoll schaut Adele Anna an. Diese ist nicht gerade in freudiger Stimmung! Eher ängstlich und verwirrt umklammert sie ihr Amulett. Da platzt Tara mit ihrer Frage in diese unheimliche Stille: „Was kann denn nun das Amulett?“ Adele blättert langsam Seite für Seite weiter in dem alten Buch. Dann zeigt sie auf einen Absatz und fährt mit dem Finger die Zeilen entlang: „Hier steht etwas über das Amulett! Das Pentagramm ist ein Schutzzeichen, es behütet seinen Träger und den Bergkristall, der in seiner Mitte eingearbeitet ist. Dieser ist ein Splitter des großen Kristalls aus einer Höhle im Randgebirge unseres Reiches. Durch den großen Kristall kann in unser Land gesehen werden, man muss nur an einen Ort denken und schon erscheint er. Diese Bilder kann jeder Mensch mit Hilfe seiner Gedanken aufrufen. In dem kleinen Kristall jedoch kann nur die Tochter der Ewigen etwas sehen und zwar, wenn dem Reich Gefahr droht. Dann kann sie diese Gefahr oder das Wesen, welches diese auslöst, beobachten und belauschen, um weiteres Unglück zu verhindern.“ Eine unheimliche Stille erfüllt den Raum, nur das Umblättern der Seiten durchbricht diese für einen Augenblick, dann übernimmt sie wieder die Vorherrschaft.
Plötzlich dringen Stimmengewirr und laute Rufe in das Haus und reißen sie alle aus ihren Gedanken. Paul tritt ans Fenster. Auf dem Marktplatz hat sich eine Menschentraube gebildet, mittendrin das Gespann von Bauer Gunther. Auf diesem steht Carl und gestikuliert wild, was er ruft, kann Paul nicht verstehen. Neben Carl sitzt die Frau des Händlers, es sieht aus, als ob sie weint! Inzwischen schauen auch Tara, Anna und die alte Lehrerin aus dem Fenster. Tara wendet sich zur Tür und läuft hinaus, dabei ruft sie: „Ich will hören, was da los ist!“ Paul nimmt Anna bei der Hand. „Komm, gehen auch wir hinaus. Vielleicht gibt es gute Neuigkeiten!“ Ach, wenn er sich nur selbst glauben könnte!

Es ist später Nachmittag und die Sonne nähert sich langsam der Gebirgskette, in gut zwei Stunden wird sich die Nacht über das Tal legen. „Ich wollte unten sein, bevor es dunkel wird!“ Mit sich selbst unzufrieden klettert der Lakai über Steine und Felsvorsprünge, stolpert und rutscht mit dem Geröll auf einen bedrohlichen Abhang zu, hält sich am nächsten Fels fest und steigt wieder auf zu dem schmalen Pfad, der ins Tal führt. Dort lässt er sich schwer atmend auf einem Stein nieder. „Ich bin zu alt für so etwas“, stellt er kopfschüttelnd fest. Sein Magen knurrt und Durst hat er auch, aber noch nicht einmal die Hälfte des Weges liegt hinter ihm. Heute schafft er es nicht mehr bis ins Tal. Er schaut sich um, ringsherum nur nackter Fels. Das kann ja eine tolle Nacht werden! Sein Blick folgt dem Pfad in Richtung Tal. Dort vorn ist eine Abzweigung. Dieser Weg steigt wieder auf, hinauf zu den Salzhöhlen! Na klar, deshalb waren die beiden Burschen hier oben, sie wollten Salz holen! In den Höhlen könnte ich übernachten, denkt der Lakai, das ist auf jeden Fall besser als hier und vielleicht finde ich dort auch etwas Essbares. Also rafft er sich auf und steigt hinauf zu den Höhlen. Langsam und schleppend ist sein Gang, ihm tut alles weh und seine Fußsohlen brennen wie Feuer! Endlich angekommen! Der Eingang ist eine riesige Felsöffnung und nach ein paar Schritten findet er das Lager von Ron und Max. Da liegen zwei Decken, auch eine Feuerstelle ist angelegt und Holz zum Nachlegen reichlich vorhanden. Der Lakai entzündet das Feuer, holt sich die Decken näher heran und lässt sich gemütlich nieder. Da entdeckt er hinter einem Felsvorsprung eine Tasche. Er kriecht dorthin, zieht sie hervor ins flackernde Licht und öffnet sie – mmh, Leberwurstbrote und Schinken auch, noch ein ganzer Laib Brot und Würstchen! Oh, was ist denn das hier – ah, Äpfel und ein Krautsalat! Genüsslich saugt er den Duft der Leckereien ein. So etwas Gutes hatten sie schon lange nicht mehr auf dem Tisch! Gierig beißt er in ein Leberwurstbrot und hat es in Null Komma Nichts verschlungen. Dann reißt er sich ein Stück vom Brotlaib ab und greift nach einem Würstchen, schaut sich um und denkt, warum beeile ich mich so, es ist doch keiner weiter da. Er packt die herrlichen Köstlichkeiten zusammen und breitet sie auf einer Decke am Feuer wieder aus. So ein Festmahl muss man doch genießen!
 
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