*
Es war ein König in Thule
dem wogt durch seine Hand
vom Erbe der Geliebten
ein sonnengolden Band
Das Band das war gedrehet
aus ihrem goldnen Haar
worein Gebet er flehet
an jedem Tag und Jahr
So kostbar wie die Krone
wenn sie ihn angeblickt
Das ganze Reich zum Lohne
hat er zu ihr geschickt
Doch niemals tat sie wählen
aus Gemmen und aus Gold
Tat sich ihm anbefehlen
und ihm allein so hold
Schnitt sie als man sie fangte
aus Gram ihr goldnes Haar
Und auf der Zinne bangte
der König Jahr für Jahr
Bis Glückes Zauber brachte
dem hohen Herrn ihr Band
Das sie aus Haaren machte
mit nichts als bloßer Hand
Geflochten und gedrehet
hoch in des Turmes Leid
Und um sie nur Wind wehet
kein Mensch hat sie befreit
Kam aus dem Wind ein Locken
und rief sie in sein Blau
Tat ihr der Atem stocken
so stürzte sie hinaus
Doch trug auf Zauberwegen
etwas ihr goldenes Band
Dem schlafend Herrns zu legen
in königliche Hand
Und wachte König Thule
dann auf mit jenem Band
Das von der lieben Buhle
er sich band um die Hand
Er fühlte dran, liebkoste
Er wollt nichts andres mehr
Und ihre Stimme lotste
ihn immer zu ans Meer
Ans Meer in das gefallen
die schöne Buhle war
Und ihre Seufzer hallen
in ihrem Band aus Haar
Ein König war in Thule
der stürzt mit goldnem Band
hinab zu seiner Buhle
dort an des Meeres Rand
Und stürzt mit einem Lachen
Das Band das leitet ihn
Zu ihrem goldnen Nachen
Darinnen wartet sie
Wenn golden sinkt die Sonne
dann kann man sie noch sehen
als rief jemand
Ach, komme !
Wir wolln gemeinsam gehen

Pierre Jean Van der
Ouderaa, Der König von Thule 1896 nach dem gleichnamigen Gedicht von Goethe
Es war ein König in Thule
dem wogt durch seine Hand
vom Erbe der Geliebten
ein sonnengolden Band
Das Band das war gedrehet
aus ihrem goldnen Haar
worein Gebet er flehet
an jedem Tag und Jahr
So kostbar wie die Krone
wenn sie ihn angeblickt
Das ganze Reich zum Lohne
hat er zu ihr geschickt
Doch niemals tat sie wählen
aus Gemmen und aus Gold
Tat sich ihm anbefehlen
und ihm allein so hold
Schnitt sie als man sie fangte
aus Gram ihr goldnes Haar
Und auf der Zinne bangte
der König Jahr für Jahr
Bis Glückes Zauber brachte
dem hohen Herrn ihr Band
Das sie aus Haaren machte
mit nichts als bloßer Hand
Geflochten und gedrehet
hoch in des Turmes Leid
Und um sie nur Wind wehet
kein Mensch hat sie befreit
Kam aus dem Wind ein Locken
und rief sie in sein Blau
Tat ihr der Atem stocken
so stürzte sie hinaus
Doch trug auf Zauberwegen
etwas ihr goldenes Band
Dem schlafend Herrns zu legen
in königliche Hand
Und wachte König Thule
dann auf mit jenem Band
Das von der lieben Buhle
er sich band um die Hand
Er fühlte dran, liebkoste
Er wollt nichts andres mehr
Und ihre Stimme lotste
ihn immer zu ans Meer
Ans Meer in das gefallen
die schöne Buhle war
Und ihre Seufzer hallen
in ihrem Band aus Haar
Ein König war in Thule
der stürzt mit goldnem Band
hinab zu seiner Buhle
dort an des Meeres Rand
Und stürzt mit einem Lachen
Das Band das leitet ihn
Zu ihrem goldnen Nachen
Darinnen wartet sie
Wenn golden sinkt die Sonne
dann kann man sie noch sehen
als rief jemand
Ach, komme !
Wir wolln gemeinsam gehen

Pierre Jean Van der
Ouderaa, Der König von Thule 1896 nach dem gleichnamigen Gedicht von Goethe