Ein Gedicht aus der Sicht einer Femme Fatale)
1. Akt
Ich höre ihn,
lang bevor seine Hand die Klinke findet.
Er ahnt nicht,
dass jeder Schritt von mir gelenkt wird,
als wäre er eine Marionette,
die sich nach Freiheit sehnt
und doch nach meinem Faden tanzt.
Ich bin die Raubkatze,
Ich lasse ihn kommen.
Er kommt wie jeden Abend wieder,
weil er längst nicht mehr anders kann,
mit dem stolpernden Herzschlag eines verheirateten Ehemanns,
der von seiner eigenen Moral erschlagen wird.
Mit jeder Stufe, die er erklimmt,
gehört er mir mehr.
In seinem Blick, wenn er vor meiner Tür steht,
steht ein Mann, der zwischen zwei Welten hängt:
Seiner Ehe und meinen offenen Armen,
die ihn in eine verbotene Nacht locken wollen.
In seiner Ehe hat er längst vergessen,
was Liebe eigentlich sein sollte.
Er sucht Wärme in meinen Armen,
die eine Kette an ihn anlegen.
Er sucht Halt,
doch alles was er findet,
bin ich.
Bald wird er nur noch nach mir greifen,
wie ein Ertrinkender nach einem Sturm.
2. Akt
Ich öffne ihm die Tür - nur einen Spalt breit -
und dennoch fällt er hinein,
als hätte die Nacht ihn verschluckt.
Mein Kleid, ein Tropfen auf heißem Stein,
zeichnet Kurven in die Dunkelheit,
und ich weiß, wie sein Blick daran verglüht,
wenn er mich von hinten voran gehen sieht.
Ich schenke ihm keinen Blick,
denn er hat ihn nicht verdient.
Ich lasse ihn im Nichts stehen -
und dieses Nichts frisst ihn auf.
Und gerade deshalb
verliert er sich in mir.
Ein lautloser Befehl in jedem Schritt meiner Stöckelschuh.
Die Tür bleibt offen wie ein Mund,
der das Schweigen verschluckt.
Sein Atem stolpert hinter mir her.
Er folgt. Natürlich folgt er.
Nicht weil er will,
sondern weil sein Wille längst zu schwach ist,
um gegen mich zu bestehen.
Er folgt meinen schwarzen Strümpfen wie ein Schatten,
der nicht begreift,
dass ich die Sonne bin,
die ihn jederzeit vernichten kann.
Ich spüre seine Blicke im Rücken
wie Ketten, die ich selbst geschmiedet habe.
Er hat längst angebissen.
3. Akt
Er ist ein offenes Buch,
und ich lese ihn.
Ich lege meine Finger in die Wunde,
spiegle ihm ein Bild,
so sanft, dass er glaubt,
das nur noch ich sein Verlangen erfüllen kann:
die Frau, die ihn versteht,
die ihn sieht und die für ihn da ist.
Ich flüstere ihm zart in die Schwäche:
„Warum zitterst du?
Fürchtest du mich
oder das, was du in mir suchst?“
„Sag nichts“, flüstere ich.
„Dein Schweigen verrät dich besser
als jedes Bekenntnis.“
„Du brauchst keinen Mut,
um zu bleiben“,
sage ich.
„Nur die Feigheit,
nicht zu gehen.“
Er hält inne und schweigt.
Seine Knie geben fast nach.
Ich lächle. Ich genieße es.
Ich weiß, was er nicht weiß:
Ich habe ihn längst entzündet
und ersticke ihn zugleich.
Er gehört mir längs
4. Akt
Sein Schweigen ist mein Triumph.
Ich tanze mit seinen Blicken,
ziehe mich zurück,
unterbreche Nähe wie einen Atemzug,
der ihm fehlen muss.
Dann lehne ich mich an ihn heran,
wie ein Sturm, der seine Richtung wählt.
Meine Stimme wird zu Seide,
die ihn fesseln kann.
Er folgt mir -
weiter, tiefer, willenlos.
„Du bist ja sprachlos.
Hat es dir die Sprache verschlagen?
Du bist doch sonst so schlagfertig,
so standhaft, so unerschütterlich.
Aber jetzt habe ich dich. Du bist gefangen.
Ich habe dich zu Fall gebracht,
dich deiner Männlichkeit beraubt.
Ich liege über dir. Du wirst um Vergebung beten,
während ich meinen Spaß mit dir treibe.
Ich werde dich ins Paradies führen.
Ich werde dich motivieren, ich werde dich manipulieren.
Ich werde dich aufrichten und wieder fallen lassen.“
Sein Atem bricht. Er ringt um Fassung.
Es ist vergeblich.
Ich lege ihm mein Lächeln auf
wie eine zweite Haut.
5. Akt
Ich ziehe mich wieder zurück -
nur einen Schritt -
und er folgt wie ein Jäger,
der nicht merkt,
dass er längst die Beute ist.
Die Distanz ist mein Dolch,
die Nähe mein Gift.
Ich ziehe mich wieder zurück -
nur ein Schattenbreit -
und dieser kleine Raum zwischen uns
reißt ihn in Stücke.
Ich entziehe mich wie ein Versprechen,
das er nie bekommen wird,
und genau deshalb begehrt.
Dann wächst aus ihm die Leidenschaft,
wild, flehend, irrend.
Er taumelt mir hinterher,
wie ein Mann,
der den Boden unter den Füßen verliert,
weil ich ihn ihm weggenommen habe.
Er verliert sich in der Vorstellung,
mich erreichen zu können.
Ich gebe ihm genau so viel,
dass er glaubt,
mich greifen zu können,
und entziehe mich,
bevor seine Finger träumen dürfen.
Ich verschlinge seine Gedanken,
indem ich schweige.
Ich kontrolliere ihn,
indem ich mich entziehe.
Ich herrsche,
indem ich ihn den Atem nehm.
Ich sehe seine Moral zerfließen
Ich spüre, wie die Abhängigkeit wächst
wie eine dunkle Blume
in seiner Brust.
Er hängt an mir wie ein Gebet,
das nie erhört wird, gerade dadurch aber stärker wird.
Ich bin sein Himmel
und seine Zerstörung.
Ich bin die Hand, die ihm Nähe schenkt,
und sich im nächsten Moment entzieht.
Ich bin der Sturm,
und er ist das Blatt,
das zerreißt,
wenn ich es will.
Ich trete näher,
sodass er die Hitze meiner Worte spürt.
Und ich spreche,
sanft wie ein Schleier,
hart wie ein Urteil,
scharf wie ein Messer,
das süß und scharf in ihn gleitet:
„Ich werde dich formen,
wie es mir gefällt.
Ich werde dich so formen,
dass du nicht mehr weißt,
wer du bist.
Ich werde deine Stärke brechen
und deinen Stolz verschlingen,
weil du mich darum bitten wirst.
Du wirst glauben,
dass du mich brauchst,
dass ich dein Schicksal bin.
Ich werde dir Hoffnung schenken,
nur um sie dir wieder aus dem Leib zu reißen.
Du wirst mich anflehen,
bevor du begreifst,
dass deine Bitten mein Spielzeug sind.“
Er schluckt,
und dieser eine Atemzug
ist sein Untergang.
„Schau mich an.
Du willst mich greifen?
Ich bin der Traum,
der dich ertränkt.
Der Spiegel,
in dem du brennst.“
6. Akt
Und während er mich anstarrt,
als könnte Liebe ihn retten,
sehe ich seinen Zerfall:
die bröckelnde Treue,
die fiebernde Gier,
den Sturm in seinem Blick,
der alles niederreißt,
was er einmal war.
Dann spreche ich -
sanft, klar, unerbittlich:
„Ich werde dich führen,
wohin du dich nicht traust.
Ich werde dich locken,
bis du dich vor mir verneigst.
Ich werde deine Stärke kosten,
bis sie zu meiner wird.
Und du wirst glauben,
dass es deine Entscheidung war.“
Er zittert.
Seine Knie beben.
Ich genieße den Moment
und atme ihn ein.
7 Akt
Und wenn er fällt -
wie sie alle fallen -
in das Loch,
das ich in sein Bewusstsein gebrannt habe,
enthülle ich ihm, wer er ist.
ein Mann, der alles verliert,
um zu begreifen,
dass er nie stark genug war
für eine Frau wie mich.
Ich zwinge ihn,
seine eigene Schwäche anzusehen,
bis sie ihn auffrisst.
Ich beuge mich über ihn,
Meine Lippen berühren zärtlich sein Ohr,
ich flüster´ leis:
„Das ist er, der Kuss in die Unendlichkeit,
Der Kuss, der dich unsterblich macht.“
Dann lass ich ihn unter mich untergehen.
Was immer von ihm noch übrig ist.
Ich lasse ihn liegen
wie ein Opfer,
das seinen Jäger nicht erkannte.
Wie ein Mann,
der dachte,
er könne mich besitzen -
statt von mir verschlungen zu werden.
Und ich gehe weiter,
unberührt -
wie die Nacht,
aus der kein Mann zurückkehrt
als der, der er einst war.
8. Akt
Ich beobachte,
wie seine Gedanken weiter zerfallen
wie morsches Holz.
Er versucht noch,
ein Bild von sich selbst festzuhalten,
doch ich lösche jedes Detail,
indem ich ihm widersprüchliche Wahrheiten ins Ohr tropfe.
Er weiß nicht mehr,
wer er ist,
wen er liebt,
was er fühlt.
Und während er versucht,
einen Rest von sich zu retten,
sage ich nur:
„Du existierst nur noch dort,
wo ich dich lasse."
9. Akt
Dann schenke ich ihm wieder Nähe -
nicht um ihn zu trösten,
sondern um ihn tiefer zu binden.
Ich sänftige seine Angst
nur, um sie im nächsten Moment
in einen Sturm zu verwandeln.
Ich mache ihn abhängig
von meinem kleinsten Atemzug.
Er klammert sich an meine Worte,
weil seine eigenen ihn verraten haben.
Ich bin der einzige Anker
in einem Meer,
das ich selbst entfesselt habe.
Und er begreift:
Ohne mich
ist er nicht nur allein -
er ist nichts.
10. Akt
Ich spiele mit seinem Vertrauen
wie mit einem Glas,
das ich jederzeit fallen lassen könnte.
Ein Satz von mir
und sein Mut stirbt.
Ein Blick von mir
und seine Gedanken brennen.
Er versucht, sich zu wehren,
doch seine Gegenwehr
ist bereits ein Teil meines Spiels.
„Siehst du?" flüstere ich.
„Selbst dein Widerstand
beweist, dass du mir gehörst."
Seine Welt kippt.
Er verliert sogar den Mut,
an sich selbst zu glauben.
11. Akt
Jetzt nehme ich ihm das Letzte,
was Männer gewöhnlich behalten:
die Illusion von Herrschaft
über ihr eigenes Schicksal.
Ich zeige ihm,
dass jeder seiner Schritte
von meinen Worten abhängt,
dass jeder Gedanke
ein Echo meiner Stimme ist.
Ich zerreiße seine Gewohnheiten,
verwische seine Werte,
biege seine Moral,
bis sie bricht wie ein schwacher Ast.
Und während er versucht,
sich wieder zusammenzusetzen,
sage ich süß wie Gift:
„Du kannst nicht zerbrechen,
denn du bist längst zerbrochen."
12. Akt
Ich sehe,
wie sein Blick vor Erschöpfung leerer wird.
Er erkennt,
dass ich ihn nicht nur verführt habe,
sondern neu erschaffen:
als etwas Kleineres,
Zerbrechlicheres,
Hilfloseres.
Ich beuge mich wieder zu ihm,
sanft wie Gnade
und grausam wie das Schicksal:
„Das war mein Kuss", sage ich,
„mein Kuss in die Unendlichkeit.
Der Kuss,
der dich löscht,
damit du in mir weiterlebst."
Und er begreift,
mit einem letzten, sterbenden Funken Bewusstsein:
Er hat mich nicht verloren.
Er hat sich selbst verloren.
13. Akt
Sein Blick irrt suchend über mein Gesicht,
als könnte er dort noch eine Rettung finden.
Er versucht, Worte zu formen -
Worte, die ihn früher getragen hätten,
Worte, die ihm Bedeutung gaben -
doch nun sind sie nur Schatten einer Sprache, die er verlernt hat.
Ich habe sie ihm genommen,
Seine Gedanken seufzen nur noch,
was ich ihnen erlaube.
Ich sehe,
wie er versucht, sich an Erinnerungen zu klammern.
Doch selbst diese
sind längst von meinem Duft vergiftet.
14. Akt
Dann gebe ich ihm wieder Hoffnung -
ein einziges, zartes, tödliches Licht.
Ich streiche über seine Wange
mit der Milde eines Engels,
dessen Flügel aus Messern bestehen.
„Es könnte anders sein", säusele ich,
„wenn du nur mehr wärst.
Stärker wie ein echter Mann"
Und in diesem Moment
begreift er,
dass er all das niemals sein kann -
Sein Herz bricht lautlos,
ein Riss, der nur in seinem Inneren hallt,
aber tief genug,
um ihn zu zerschmettern.
15. Akt
Er fällt auf die Knie,
aus Verehrung,
und weil sein Geist
ihm keinen Befehl mehr geben kann.
Ich gebe ihm die Befehle.
Ich habe ihn entkernt,
bis sein Mut, sein Stolz, sein Selbstwert
nur noch hohle Worte sind,
die im Staub liegen.
Ich sehe hinab auf ihn
wie eine Königin,
die ihr Werk betrachtet -
vollendet,
unausweichlich,
tragisch und vollkommen.
16. Akt
Dann senke ich mich wieder zu ihm,
meine Lippen nah genug an seinem Ohr,
dass mein Atem
seinen letzten Funken Sein auslöscht:
„Du bist verschwunden,
noch bevor du gefallen bist.
Alles, was in dir war,
gehört mir.
Und alles, was bleibt,
ist der Abgrund,
den du mir geöffnet hast."
Er weint nicht.
Er hat keine Tränen,
keine Stimme,
keinen Willen mehr.
Nur Leere.
Eine Leere, die ich erschaffen habe.
17. Akt
Ich wende mich endgültig ab -
nicht, weil ich gehen muss,
sondern weil er nicht mehr wert ist,
dass ich bleibe.
Er ist kein Opfer mehr.
Er ist ein Schatten
ohne Ursprung, ein Echo,
das verstummt,
wenn ich die Tür hinter mir wieder schließe.
Ich verlasse ihn
in seinem eigenen Kopf,
einem Ort,
den ich so vollständig verwüstet habe,
dass selbst die Dunkelheit
keinen Halt mehr findet.
1. Akt
Ich höre ihn,
lang bevor seine Hand die Klinke findet.
Er ahnt nicht,
dass jeder Schritt von mir gelenkt wird,
als wäre er eine Marionette,
die sich nach Freiheit sehnt
und doch nach meinem Faden tanzt.
Ich bin die Raubkatze,
Ich lasse ihn kommen.
Er kommt wie jeden Abend wieder,
weil er längst nicht mehr anders kann,
mit dem stolpernden Herzschlag eines verheirateten Ehemanns,
der von seiner eigenen Moral erschlagen wird.
Mit jeder Stufe, die er erklimmt,
gehört er mir mehr.
In seinem Blick, wenn er vor meiner Tür steht,
steht ein Mann, der zwischen zwei Welten hängt:
Seiner Ehe und meinen offenen Armen,
die ihn in eine verbotene Nacht locken wollen.
In seiner Ehe hat er längst vergessen,
was Liebe eigentlich sein sollte.
Er sucht Wärme in meinen Armen,
die eine Kette an ihn anlegen.
Er sucht Halt,
doch alles was er findet,
bin ich.
Bald wird er nur noch nach mir greifen,
wie ein Ertrinkender nach einem Sturm.
2. Akt
Ich öffne ihm die Tür - nur einen Spalt breit -
und dennoch fällt er hinein,
als hätte die Nacht ihn verschluckt.
Mein Kleid, ein Tropfen auf heißem Stein,
zeichnet Kurven in die Dunkelheit,
und ich weiß, wie sein Blick daran verglüht,
wenn er mich von hinten voran gehen sieht.
Ich schenke ihm keinen Blick,
denn er hat ihn nicht verdient.
Ich lasse ihn im Nichts stehen -
und dieses Nichts frisst ihn auf.
Und gerade deshalb
verliert er sich in mir.
Ein lautloser Befehl in jedem Schritt meiner Stöckelschuh.
Die Tür bleibt offen wie ein Mund,
der das Schweigen verschluckt.
Sein Atem stolpert hinter mir her.
Er folgt. Natürlich folgt er.
Nicht weil er will,
sondern weil sein Wille längst zu schwach ist,
um gegen mich zu bestehen.
Er folgt meinen schwarzen Strümpfen wie ein Schatten,
der nicht begreift,
dass ich die Sonne bin,
die ihn jederzeit vernichten kann.
Ich spüre seine Blicke im Rücken
wie Ketten, die ich selbst geschmiedet habe.
Er hat längst angebissen.
3. Akt
Er ist ein offenes Buch,
und ich lese ihn.
Ich lege meine Finger in die Wunde,
spiegle ihm ein Bild,
so sanft, dass er glaubt,
das nur noch ich sein Verlangen erfüllen kann:
die Frau, die ihn versteht,
die ihn sieht und die für ihn da ist.
Ich flüstere ihm zart in die Schwäche:
„Warum zitterst du?
Fürchtest du mich
oder das, was du in mir suchst?“
„Sag nichts“, flüstere ich.
„Dein Schweigen verrät dich besser
als jedes Bekenntnis.“
„Du brauchst keinen Mut,
um zu bleiben“,
sage ich.
„Nur die Feigheit,
nicht zu gehen.“
Er hält inne und schweigt.
Seine Knie geben fast nach.
Ich lächle. Ich genieße es.
Ich weiß, was er nicht weiß:
Ich habe ihn längst entzündet
und ersticke ihn zugleich.
Er gehört mir längs
4. Akt
Sein Schweigen ist mein Triumph.
Ich tanze mit seinen Blicken,
ziehe mich zurück,
unterbreche Nähe wie einen Atemzug,
der ihm fehlen muss.
Dann lehne ich mich an ihn heran,
wie ein Sturm, der seine Richtung wählt.
Meine Stimme wird zu Seide,
die ihn fesseln kann.
Er folgt mir -
weiter, tiefer, willenlos.
„Du bist ja sprachlos.
Hat es dir die Sprache verschlagen?
Du bist doch sonst so schlagfertig,
so standhaft, so unerschütterlich.
Aber jetzt habe ich dich. Du bist gefangen.
Ich habe dich zu Fall gebracht,
dich deiner Männlichkeit beraubt.
Ich liege über dir. Du wirst um Vergebung beten,
während ich meinen Spaß mit dir treibe.
Ich werde dich ins Paradies führen.
Ich werde dich motivieren, ich werde dich manipulieren.
Ich werde dich aufrichten und wieder fallen lassen.“
Sein Atem bricht. Er ringt um Fassung.
Es ist vergeblich.
Ich lege ihm mein Lächeln auf
wie eine zweite Haut.
5. Akt
Ich ziehe mich wieder zurück -
nur einen Schritt -
und er folgt wie ein Jäger,
der nicht merkt,
dass er längst die Beute ist.
Die Distanz ist mein Dolch,
die Nähe mein Gift.
Ich ziehe mich wieder zurück -
nur ein Schattenbreit -
und dieser kleine Raum zwischen uns
reißt ihn in Stücke.
Ich entziehe mich wie ein Versprechen,
das er nie bekommen wird,
und genau deshalb begehrt.
Dann wächst aus ihm die Leidenschaft,
wild, flehend, irrend.
Er taumelt mir hinterher,
wie ein Mann,
der den Boden unter den Füßen verliert,
weil ich ihn ihm weggenommen habe.
Er verliert sich in der Vorstellung,
mich erreichen zu können.
Ich gebe ihm genau so viel,
dass er glaubt,
mich greifen zu können,
und entziehe mich,
bevor seine Finger träumen dürfen.
Ich verschlinge seine Gedanken,
indem ich schweige.
Ich kontrolliere ihn,
indem ich mich entziehe.
Ich herrsche,
indem ich ihn den Atem nehm.
Ich sehe seine Moral zerfließen
Ich spüre, wie die Abhängigkeit wächst
wie eine dunkle Blume
in seiner Brust.
Er hängt an mir wie ein Gebet,
das nie erhört wird, gerade dadurch aber stärker wird.
Ich bin sein Himmel
und seine Zerstörung.
Ich bin die Hand, die ihm Nähe schenkt,
und sich im nächsten Moment entzieht.
Ich bin der Sturm,
und er ist das Blatt,
das zerreißt,
wenn ich es will.
Ich trete näher,
sodass er die Hitze meiner Worte spürt.
Und ich spreche,
sanft wie ein Schleier,
hart wie ein Urteil,
scharf wie ein Messer,
das süß und scharf in ihn gleitet:
„Ich werde dich formen,
wie es mir gefällt.
Ich werde dich so formen,
dass du nicht mehr weißt,
wer du bist.
Ich werde deine Stärke brechen
und deinen Stolz verschlingen,
weil du mich darum bitten wirst.
Du wirst glauben,
dass du mich brauchst,
dass ich dein Schicksal bin.
Ich werde dir Hoffnung schenken,
nur um sie dir wieder aus dem Leib zu reißen.
Du wirst mich anflehen,
bevor du begreifst,
dass deine Bitten mein Spielzeug sind.“
Er schluckt,
und dieser eine Atemzug
ist sein Untergang.
„Schau mich an.
Du willst mich greifen?
Ich bin der Traum,
der dich ertränkt.
Der Spiegel,
in dem du brennst.“
6. Akt
Und während er mich anstarrt,
als könnte Liebe ihn retten,
sehe ich seinen Zerfall:
die bröckelnde Treue,
die fiebernde Gier,
den Sturm in seinem Blick,
der alles niederreißt,
was er einmal war.
Dann spreche ich -
sanft, klar, unerbittlich:
„Ich werde dich führen,
wohin du dich nicht traust.
Ich werde dich locken,
bis du dich vor mir verneigst.
Ich werde deine Stärke kosten,
bis sie zu meiner wird.
Und du wirst glauben,
dass es deine Entscheidung war.“
Er zittert.
Seine Knie beben.
Ich genieße den Moment
und atme ihn ein.
7 Akt
Und wenn er fällt -
wie sie alle fallen -
in das Loch,
das ich in sein Bewusstsein gebrannt habe,
enthülle ich ihm, wer er ist.
ein Mann, der alles verliert,
um zu begreifen,
dass er nie stark genug war
für eine Frau wie mich.
Ich zwinge ihn,
seine eigene Schwäche anzusehen,
bis sie ihn auffrisst.
Ich beuge mich über ihn,
Meine Lippen berühren zärtlich sein Ohr,
ich flüster´ leis:
„Das ist er, der Kuss in die Unendlichkeit,
Der Kuss, der dich unsterblich macht.“
Dann lass ich ihn unter mich untergehen.
Was immer von ihm noch übrig ist.
Ich lasse ihn liegen
wie ein Opfer,
das seinen Jäger nicht erkannte.
Wie ein Mann,
der dachte,
er könne mich besitzen -
statt von mir verschlungen zu werden.
Und ich gehe weiter,
unberührt -
wie die Nacht,
aus der kein Mann zurückkehrt
als der, der er einst war.
8. Akt
Ich beobachte,
wie seine Gedanken weiter zerfallen
wie morsches Holz.
Er versucht noch,
ein Bild von sich selbst festzuhalten,
doch ich lösche jedes Detail,
indem ich ihm widersprüchliche Wahrheiten ins Ohr tropfe.
Er weiß nicht mehr,
wer er ist,
wen er liebt,
was er fühlt.
Und während er versucht,
einen Rest von sich zu retten,
sage ich nur:
„Du existierst nur noch dort,
wo ich dich lasse."
9. Akt
Dann schenke ich ihm wieder Nähe -
nicht um ihn zu trösten,
sondern um ihn tiefer zu binden.
Ich sänftige seine Angst
nur, um sie im nächsten Moment
in einen Sturm zu verwandeln.
Ich mache ihn abhängig
von meinem kleinsten Atemzug.
Er klammert sich an meine Worte,
weil seine eigenen ihn verraten haben.
Ich bin der einzige Anker
in einem Meer,
das ich selbst entfesselt habe.
Und er begreift:
Ohne mich
ist er nicht nur allein -
er ist nichts.
10. Akt
Ich spiele mit seinem Vertrauen
wie mit einem Glas,
das ich jederzeit fallen lassen könnte.
Ein Satz von mir
und sein Mut stirbt.
Ein Blick von mir
und seine Gedanken brennen.
Er versucht, sich zu wehren,
doch seine Gegenwehr
ist bereits ein Teil meines Spiels.
„Siehst du?" flüstere ich.
„Selbst dein Widerstand
beweist, dass du mir gehörst."
Seine Welt kippt.
Er verliert sogar den Mut,
an sich selbst zu glauben.
11. Akt
Jetzt nehme ich ihm das Letzte,
was Männer gewöhnlich behalten:
die Illusion von Herrschaft
über ihr eigenes Schicksal.
Ich zeige ihm,
dass jeder seiner Schritte
von meinen Worten abhängt,
dass jeder Gedanke
ein Echo meiner Stimme ist.
Ich zerreiße seine Gewohnheiten,
verwische seine Werte,
biege seine Moral,
bis sie bricht wie ein schwacher Ast.
Und während er versucht,
sich wieder zusammenzusetzen,
sage ich süß wie Gift:
„Du kannst nicht zerbrechen,
denn du bist längst zerbrochen."
12. Akt
Ich sehe,
wie sein Blick vor Erschöpfung leerer wird.
Er erkennt,
dass ich ihn nicht nur verführt habe,
sondern neu erschaffen:
als etwas Kleineres,
Zerbrechlicheres,
Hilfloseres.
Ich beuge mich wieder zu ihm,
sanft wie Gnade
und grausam wie das Schicksal:
„Das war mein Kuss", sage ich,
„mein Kuss in die Unendlichkeit.
Der Kuss,
der dich löscht,
damit du in mir weiterlebst."
Und er begreift,
mit einem letzten, sterbenden Funken Bewusstsein:
Er hat mich nicht verloren.
Er hat sich selbst verloren.
13. Akt
Sein Blick irrt suchend über mein Gesicht,
als könnte er dort noch eine Rettung finden.
Er versucht, Worte zu formen -
Worte, die ihn früher getragen hätten,
Worte, die ihm Bedeutung gaben -
doch nun sind sie nur Schatten einer Sprache, die er verlernt hat.
Ich habe sie ihm genommen,
Seine Gedanken seufzen nur noch,
was ich ihnen erlaube.
Ich sehe,
wie er versucht, sich an Erinnerungen zu klammern.
Doch selbst diese
sind längst von meinem Duft vergiftet.
14. Akt
Dann gebe ich ihm wieder Hoffnung -
ein einziges, zartes, tödliches Licht.
Ich streiche über seine Wange
mit der Milde eines Engels,
dessen Flügel aus Messern bestehen.
„Es könnte anders sein", säusele ich,
„wenn du nur mehr wärst.
Stärker wie ein echter Mann"
Und in diesem Moment
begreift er,
dass er all das niemals sein kann -
Sein Herz bricht lautlos,
ein Riss, der nur in seinem Inneren hallt,
aber tief genug,
um ihn zu zerschmettern.
15. Akt
Er fällt auf die Knie,
aus Verehrung,
und weil sein Geist
ihm keinen Befehl mehr geben kann.
Ich gebe ihm die Befehle.
Ich habe ihn entkernt,
bis sein Mut, sein Stolz, sein Selbstwert
nur noch hohle Worte sind,
die im Staub liegen.
Ich sehe hinab auf ihn
wie eine Königin,
die ihr Werk betrachtet -
vollendet,
unausweichlich,
tragisch und vollkommen.
16. Akt
Dann senke ich mich wieder zu ihm,
meine Lippen nah genug an seinem Ohr,
dass mein Atem
seinen letzten Funken Sein auslöscht:
„Du bist verschwunden,
noch bevor du gefallen bist.
Alles, was in dir war,
gehört mir.
Und alles, was bleibt,
ist der Abgrund,
den du mir geöffnet hast."
Er weint nicht.
Er hat keine Tränen,
keine Stimme,
keinen Willen mehr.
Nur Leere.
Eine Leere, die ich erschaffen habe.
17. Akt
Ich wende mich endgültig ab -
nicht, weil ich gehen muss,
sondern weil er nicht mehr wert ist,
dass ich bleibe.
Er ist kein Opfer mehr.
Er ist ein Schatten
ohne Ursprung, ein Echo,
das verstummt,
wenn ich die Tür hinter mir wieder schließe.
Ich verlasse ihn
in seinem eigenen Kopf,
einem Ort,
den ich so vollständig verwüstet habe,
dass selbst die Dunkelheit
keinen Halt mehr findet.