Aktuelles
Gedichte lesen und kostenlos veröffentlichen auf Poeten.de

Poeten.de ist ein kreatives Forum und ein Treffpunkt für alle, die gerne schreiben – ob Gedichte, Geschichten oder andere literarische Werke. Hier kannst du deine Texte mit anderen teilen, Feedback erhalten und dich inspirieren lassen. Um eigene Beiträge zu veröffentlichen und aktiv mitzudiskutieren, ist eine Registrierung erforderlich. Doch auch als Gast kannst du bereits viele Werke entdecken. Tauche ein in die Welt der Poesie und des Schreibens – wir freuen uns auf dich! 🚀

Feedback jeder Art Der letzte König der Goten

  • Ersteller Ersteller Dio
  • Erstellt am Erstellt am
Hier gelten keine Vorgaben mit Ausnahme der allgemeinen Forenregeln.
  • Dio
    letzte Antwort
  • 3
    Antworten
  • 753
    Aufrufe
  • Teilnehmer
Quelle/Inspiration: Prokop, "Gothenkriege". 
Die Schlacht am Milchberg ist überliefert, 
ebenso die Legende, dass Teja die Klamm allein gehalten habe. 
Der Rest ist meine Erfindung. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_am_Mons_Lactarius
 
 
 
Am Grabhügel der Gallier strahlt er wie Sonnenlicht, der blonde Hüne 
Sein Antlitz lässt die Männer glauben und erblühen
Die Front reitet er längs und wie auf einer goldenen Bühne
Lässt er Worte funkengleich von seiner Zunge sprühen 
 
Die Hände seiner Krieger greifen ihn und wollen ihn berühren 
Der schöne Totila, der Glücksbringer der gotischen Armee 
Und wollen nur den Saum an seinem Mantel spüren 
Die großen Gotenkrieger voller Ach und Weh 
 
(Und die Barden singen und ihre Stimmen klingen durchs Tal) 
 
Sein Gegner Narses, Kaiser Justinians erster General  
lässt den eitlen Gotenkönig so tanzen und spazieren
lockt ihn durch Warten, winkt hinterrücks die Reiter still ans Tal 
Und sieht man den Eunuchen nun taktieren und sinnieren
 
Denn nichts weiß doch der Gotenkönig von den Flanken 
Und dass der Byzantiner Langobarden und Heruler hat 
Und während seine Goten ihm zujubeln und ihm danken 
Wendet sich schon vor dem Kampf gegen die Gotenschar das Blatt
 
Und immer noch lässt Narses, der Eunuch, den schönen Totila spazieren
Und böse lacht er auf, in diesen schrillen, hohen Tönen 
Denn eh der Abend naht wird der Kastrierte jeden Goten hier kastrieren
Wenn er allein dann ist, sich stöhnend das versehrte Fleisch verwöhnen 
 
Es schaudert ihn, er schüttelt sich, doch noch muss er geduldig sein 
Noch steht die größte Schlacht ihm ja bevor 
Und fällt der Gotenkönig auf des Narses List herein 
Öffnet Byzanz den Goten hier ein Höllentor 
 
Minuten bangen Wartens vergehen schon auf beiden Seiten 
Dann endlich stürzen Totilas Mannen wie Berserker in die Schlacht
Und Narses sieht man böse lächeln in die Weiten 
der Berge wo er versteckt die schwere Reiterschaft
 
Und als die Goten ihre weit gerühmte Todesschneise bilden 
Da stürzen schon die Pfeile wie wilde Bienen auf sie ein 
Und von den Flanken brechen grad die tödlich wilden 
herulischen Reiter in die Schlacht herein 
 
Da ists vorbei mit geckem, eitlen Tanz des jungen Recken
Und mit den Worten voller Ruhm und Pracht
Totila will sich noch aus der Schusslinie strecken
Da trifft ihn etwas hart und er versinkt in dunkler Nacht
 
Mit einem Prügel, mit dem man Schweine sonst gefügig macht
Hat ihm ein einfacher Soldat den Kopf gespalten 
frech tritt er in des Goten Aug und Hirn und lacht 
Der Königsmörder kann des Königs Schwert hochhalten
 
Umzingelt fallen in den Schlamm nun Goten über Goten 
Weit trägt der Wind die Schreie und ihr Ach und Weh 
Und Gote über Gote legt sich zu den Toten 
Und ihre Leiber überdeckt der erste Schnee 
 
Und in Kampanien am Lago d´Averno 
Da sitzt er, ganz in schwarz gewandt und spielt 
Die Laute und er singt dazu Hildebrandts Bel-Canto 
Als plötzlich ihm die Laute aus den Händen fällt 
 
denn auf dem Wind da hört er seiner Brüder Schreie 
Und fühlt den Brudermord, wie Totila sich fällt voller weh
Ganz leis schluchzt Teja nun: "Bruder, verzeihe!
Dass ich nicht nah dir war!" und wirft die Laute in den See
 
Und schon verkünden es im ganzen Land die Boten 
 
Hoch lebe Teja
 der Schwarze,
der König
 der Goten ! 
 
Und Narses lässt sich nach dem Sieg die Knaben bringen
Und Sie tanzen für ihn und er streichelt sich das Narbenfleisch
Er weiß in tausend Jahren werden sie noch seinen Namen singen
Ein allerletzter Kampf noch fehlt, dann ist zerstört das Gotenreich
 
Nur eine finstere Wolke dunkelt über seinem Himmel
Teja der Schwarze von Ravenna, Kriegerpoet mit  sanftem Blick
Reitet auf Alewar, dem treuen Schimmel
Gelingt es ihm,  zu wenden noch der Goten Glück ?
 
Denn Narses weiß, er muss den schwarzen Teja schlagen
Heim in Byzanz becirct sein größter Widersacher Belisar
Justinian den Kaiser und Belisar wird’s wagen
Er will die ganze Macht mit Hilfe von Theodora
 
(Des Kaisers Frau Theodora Augusta
Bevorzugte den sehr potenten Belisar)
 
Teja der schwarze, letzter König der Ostgoten
Legt seine schwarze Plattenrüstung ab
Er hält Totilas Mantel in der Hand, den roten
und flüstert:" steig nach Walhall aus deinem Grab
 
Denn die Walküren schickte Odin dir
Du bist nun selber Ansis, Ase, Gott, mein König
Und tief im Herzen spüre ich du bist bei mir
Wenden gemeinsam wir der Byzantiner bösen Blick ?
 
So viele Schlachten habe ich geschlagen
und bin vor niemandem gestürzt ins Knie
Hab nur noch Bauern, diese letzte Schlacht zu wagen
Ich wähne: soll nicht wer noch fliehen kann entfliehen ?
 
Ist denn mein Schicksal dieses große Volk zu legen
Als Totengräber in bitterer Krume fremder Erde ?
So flehe Ansis Odin an! Ach fleh für uns um seinen Segen!
Das nicht die letzte Schlacht zerschlägt der Goten Herde
 
Ich kann in meinen Händen nicht mehr halten
als was die Arme eines Menschen können tragen
Doch Odin kennt auch Wunderwalten
Also will  das Orakel ich befragen
 
Nackt macht sich nun der Gotenkönig
und wäscht die alten Narben seiner Haut
Sein Herz ist schwer und weit vom Glück
Als er zur Esche der Druidin schaut
 
Und wie Odin ihn geschaffen hat
Ganz nackt, allein in kalter Winternacht
tritt er vor sie und legt vor ihr die alten Eide ab
Und sie leckt seine Hand und eine alte Kraft erwacht
 
Und an dem Tor des alten Schreines nun die Wölfe heulen
Und Raben stoßen durch die Winternacht
Und still werden die Bären und die Eulen
als ein alter Mann den Kreis betritt und lacht
 
Trägt  Lederhosen und den Wolffellmantel
und eine Augenklappe und einen langen, grauen Bart
Er der auch unerkannt auf Erden manchmal wandelt
Teja kniet und flüstert nur: "Harbadr !"
 
Der Alte kniet sich nieder zu dem grimmen Helden
packt ihn am Kinn,  zieht ihn zu seinem Blick heran
im Aug des Gottes liegt das Schicksal aller Welten
darin lodert und brennt der Goten allerletzter Gang
 
Und wie die Tränen in den schwarzen Bart ihm fließen
Und Teja weiß, dass nun das große Ende naht
lässt Odin in dem Schnee die Triebe einer Ulme sprießen
und zeigt,  dass auch der Goten Ende einen neuen Anfang hat
 
Es streicht der Gott von Tejas dunklem Lid die Tränen
reicht ihm schweigend wie die Nacht den güldnen Schild
Und wie nun Teja aufblickt ist der Gott nicht mehr zu sehen
doch brennt des Gottes Wut nun in ihm gänzlich frei und wild
 
Er weiß, er wird das Schicksal nicht mehr wenden
Er weiß, was kommen soll, das wird geschehen
Und auch sein Schicksal wird mit dem der Goten enden
Doch bis zum Ende schwört er, wird er widerstehen !
 
Narses schreckt schweißgebadet aus dem immergleichen Traum
hoch und kann sich lange nicht beruhigen und sein Herz
sucht einen Ausgang,  findet nur den nächsten leeren Raum
und sehnt sich doch so sehr heimwärts
 
Doch finster ist es in der Nacht hier am Golf von Salerno
wenngleich es rauscht ihm wie sein Blut ins Ohr das Meer
Er fürchtet dieses Rauschen,  das stets anwächst, ein Crescendo
Er schreit mit dieser hohen Stimme nach dem Seher
 
Der Magus kommt und deutet ihm kunstvoll die Sterne
und es beruhigt den genialen aber sehr fragilen Geist
Und Narses äugt angstvoll zum Berge in der Ferne
 ist fast am Ziel und fühlt sich dennoch nicht bereit
 
Da ist sie wieder diese alte, immergleiche Angst
kurz vor dem Ziel und er beißt sich auf die Hand
und muss beschwören jeden Sieg, den er jemals errang
um zu zertrennen dieses geisterhafte, dunkle  Band
 
das ihn immer wieder Ketten will und unwillkürlich presst er
zusammen seine Beine auf die leere Stelle und der Schmerz
durch Bisse in das weiche Fleisch beruhigt sehr
und endlich, endlich beruhigt sich auch sein Herz
 
Er atmet tief, er atmet ein,  er atmet aus
Dann blickt er auf den Berg hinaus
Den Milchberg
Fort nun mit dem Zwerg
der Nacht
Erwache
genialer General
 
Derweil die Goten schon am Berge lagern
Darunter viele Kinder, Frauen, Bauern
Und immer noch liegt Tejas Hadern
über allen Türmen, Toren, Mauern
 
Er wird sein Leben hier beenden
Doch was es für ein Leben war
Das erste Blut an seinen Händen
der erste Duft von  Frauenhaar
 
Und alles zieht an ihm vorbei in Bildern
und alles zieht durch ihn hindurch wie Wind
Kurz nur  das Menetekel mildern
Hoffnung die langsam verrinnt
 
(Vom Milchberg fort
zum Milchberg hin)
 
Da ist die Schneise, die den Berg vom Tale trennt
gerade breit genug für einen breiten Mann
Und Teja hält den Schild nun und erkennt
Wo Odin das Geschenk hinsann
 
(und der Tag zieht auf und die Männer ziehen zum Berg
Die allerletzte Gotenschar beginnt das letzte Gotenwerk
Wie Fluten wabern die Byzanter in dem breiten Tale
Und pflocken auf die gülden-roten Adlerfahnen)
 
Und Teja seufzt, betritt allein die Klamm
sein Bruder Aligern folgt ihm sodann
 
Sehet den Schild und ihn sich stemmen,  wie EIN Wille
in den nur mannesbreiten Gang
Des Odins Zorn allein hält diese kleine Menschenhülle
in der das Gjallahorn erklang
 
Und Mann um Mann brandet nach vorn
 zu fällen in den Staub den Helden
Doch noch und nöcher klingt das Horn
und jeden Schlag er dreifach wird vergelten !
 
Es schützt die Klamm des Gottes güldner Schild
und die von Gotteskraft durchtauchte, starke Hand
Wie von Sinnen singt der schwarze Teja frei und wild
Und schleudert Mann um Mann in roten Sand
 
Und Mann um Mann fällt vor dem Held nun hin zu Boden
Und blutet seinen letzten Seufzer aus
Zertrümmert liegen sie, die Toten
des finsteren Níðhöggrs Schmaus
 
Und wie ein Fels steht er im stillen Spann der Gasse
wirft Speer um Speer und Aligern reicht schon den Neuen
Das Aug des Todesengels leuchtet rot wie Blut im Hasse
tritt ihre aufgerissenen Leiber zu den Säuen
 
Berserkerwut die Odin nur den mutigsten entsendet
durchfährt den letzten König der Ostgoten
Und wenn sein Leben hier auch endet,
welch Schrecken hat er nur entboten !
 
Seit Stunden tobt die Schlacht am Mons lactarius
Und immer noch hält Teja ganz allein die Klamm
Da rutscht er beim Senken des Schilds im Blut aus
schon saust ein Byzantiner Speer heran
 
Tief sticht der Speer in Tejas Seite
Der Held, er taumelt, seufzt und fällt
Das letzte was er sieht ist dieses wunderschöne weite
tiefblau verweinte Himmelszelt
 
Und nichts hält mehr den Held
In dieser Welt
 
Ein Herzschlag Stille
Und dann vergeht der große Wille
 
Was bleibt ?
 
Wohl nur Der Schreckensschrei der Boten
Da fällt er
 
Teja
 
letzter König der Goten
 
Um diese Inhalte anzuzeigen, benötigen wir die Zustimmung zum Setzen von Drittanbieter-Cookies.
Für weitere Informationen siehe die Seite Verwendung von Cookies.
 
 
 
ferdi schrieb:
Hallo Dionysos!


 


Ich schreibe einmal etwas zu meiner "Lesererwartung". In allen drei vorgestellten Teilen ist der Fokus eine beachtliche Zeit lang auf Narses; die restliche Zeit beim eigentlichen "Helden" Teja. Dieser Grundaufbau bedeutet für mich, eigentlich, dass ein Konflikt zwischen diesen beiden Personen der "Antrieb" der Handlung ist; dass ihre unterschiedlichen Sichtweisen und Zwänge und Wünsche und Umstände die Handlung im Bezug aufeinander vorwärts bringen bis zur Lösung des Konflikts. Das geschieht aber kaum, die beiden Figuren stehen seltsam einsam nebeneinander – eigentlich sogar bis zu dem Punkt, dass ich mich frage, warum Narses überhaupt vorkommen muss in der Erzählung (wobei "episches Erzählen" aber an sich zur breiten Darstellung neigt und oft redundante oder nur schmückende Passagen enthält!).


 


Aber, nicht falsch verstehen: Das ist wirklich nur meine Erwartung, aus deren Nichterfüllung bei mir ein Gefühl der Unsicherheit in Bezug auf den Text erwächst, ein gewissen Abstandhalten. Das sagt nichts über den Text an sich aus, es kann ja sein, dass er aus einem anderen Blickwinkel heraus sehr wohl alles nachvollziehbar und eng aufeinander bezogen ist!


 


Gruß,


 


Ferdi


 


 
 
Hi Ferdi, 
 
danke für Dein Feedback. Ein sehr interessanter Punkt, gut hergeleitet, den ich so gar nicht gesehen hatte. Eröffnet mir neue Perspektiven  
 
mes compliments 
 
Dio 
 
Der geniale Abschluss einer martialischen Saga! 
Leider nicht recht gewürdigt, weil zu wenig likes... versteh ich nicht. 
Mindestens Zehn Herzen wären verdient. Die gewählte Sprache ist stimmig und die Bilder lebhaft und episch. 
Wäre ein guter Film! 
 
So... ich hab jetzt eine unglaubliche Lust mir eine doppelseitige Axt zu schnappen... und... und... wie ein Berserker Holz zu hacken! Oder Sackhaare spalten!
 
LG JC 
 
  • Lustig
Reaktionen: Dio
  • Dio
    letzte Antwort
  • 3
    Antworten
  • 753
    Aufrufe
  • Teilnehmer

Themen Besucher

Zurück
Oben