Vorwort zur Sage vom Mann im Mond
In den alten Tagen, als die Menschen noch die Sprache der Winde verstanden und die Sterne als Schwestern des Meeres sahen, erzählten sich die Fischer an den Küsten eine Geschichte von einem jungen Mann namens William - ein Kind des Wassers, das den Göttern zu kühn wurde.
Man sagt, er sei nicht tot wie andere, die das Meer verschlingt, sondern verbannt. Man könne ihn noch heute sehen, wenn der Mond still über den Buchten steht. Dann sitzt er dort, hoch oben, mit seiner Angel, und versucht, die Ideen der Götter einzufangen.
So ward er der Wächter der Nacht, der Einsamste unter allen.
Dies ist seine Geschichte, so wie sie im Volksmund der Nordlande noch heute überliefert wird:
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Der Mann im Mond
Ein junger Fischer namens William
saß einst anmutig und kühn
am Wassergrün.
Weit entfernt vom sich´ren Land,
hielt er die Angel fest in seiner Hand.
Er warf die Leine weit ins Meer,
verträumt nach Dingen,
die noch niemand zuvor sah.
Harte Arbeit war nicht sein,
die Fische waren ihm zu klein,
er wollte Gottes Ideen angeln,
die tief im Meer sind gefangen.
Da zitterte die Angel im Nebelgrau´n.
Verfangen im Silberschein des lauen Meer,
zog er.
Er zog - doch Zorn entbrannte von Gottes Thron,
Gott fluchte: „Du versuchst zu stehlen, was nur mir gehört.“
„Meine Ideen.“
Die Wellen erstarrten, sein Ruder zerbrach,
Gott riss ihn aus der Erdbahn,
empor durch Sturm und Glut,
zu der stillen, silbernen Flut.
Verbannt dorthin, wo niemand wohnt.
So ward er der Mann, der Mann im Mond.
Nun sitzt er im Krater aus Staub und Stein,
sein Meer ist die Schwärze, sein Boot ein Schrein.
Er sitzt dort, wo die Ewigkeit sein Richter ist, Tag ein, Tag aus,
sein Netz verstaubt, während er nach fernen Sternen angeln muss,
die für jeden Menschen unerreichbar sind, solange bleibt er Gefangen.
Er sieht, wie Jahr um Jahr zerrinnt,
wie Mensch um Mensch den Atem entrinnt.
Die Erde dreht sich weiter, Leben vergeht,
doch oben der junge Fischer - ewig er steht.
Er denkt an den Wind am Heimat´ Strand und den Lauf der Zeit,
an Vaters Hand und Mutters Zärtlichkeit,
ans Elternhaus und Stimmen, die einst „William" riefen,
die nun in Zeit und im Schatten schliefen.
Er kennt den Wandel, kennt die Zeit,
doch bleibt er selbst in Ewigkeit -
und weint, ganz leis.
Er sieht die Welt in Blüte geh'n,
und kann ihr nie mehr nahesteh'n.
Er darf nicht schlafen, darf nicht ruh'n,
nur ewig wachen, ewig tun,
die Angel senken, Sterne seh'n -
und nimmer heim zur Erde geh'n.
Ein Fischerkind, verbannt und allein.
Der Mann im Mond wird er bleiben.
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Nachwort des Chronisten
So endet die Sage vom Mann im Mond, wie sie in den Nordlanden bis Heute erzählt wird, wenn das Meer einmal schweigt.
Manche sagen, sie sei ein Gleichnis für jene, die nach Dingen greifen, die nicht den Sterblichen gehören; andere meinen, sie lehre, dass die Sehnsucht selbst der Preis ist für den Mut, das Unerreichbare zu suchen.
Denn wer nach den Sternen angelt, wird selten einen fangen, doch sieht er die Himmel näher als jeder, der am Ufer bleibt.
So mahnt uns die Kunde vom jungen Fischer William, dass das Verlangen nach Erkenntnis zugleich Geschenk und Bürde ist. Es erhebt den Geist - doch trennt ihn auch von allem, was er liebt.
Und wenn in klarer Nacht der Mond still über die See zieht, so soll man an ihn denken: an den einsamen Wächter der Nacht, der für alle Zeiten wacht - und in seinem Licht die Sehnsucht der Welt bewahrt.
				
			In den alten Tagen, als die Menschen noch die Sprache der Winde verstanden und die Sterne als Schwestern des Meeres sahen, erzählten sich die Fischer an den Küsten eine Geschichte von einem jungen Mann namens William - ein Kind des Wassers, das den Göttern zu kühn wurde.
Man sagt, er sei nicht tot wie andere, die das Meer verschlingt, sondern verbannt. Man könne ihn noch heute sehen, wenn der Mond still über den Buchten steht. Dann sitzt er dort, hoch oben, mit seiner Angel, und versucht, die Ideen der Götter einzufangen.
So ward er der Wächter der Nacht, der Einsamste unter allen.
Dies ist seine Geschichte, so wie sie im Volksmund der Nordlande noch heute überliefert wird:
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Der Mann im Mond
Ein junger Fischer namens William
saß einst anmutig und kühn
am Wassergrün.
Weit entfernt vom sich´ren Land,
hielt er die Angel fest in seiner Hand.
Er warf die Leine weit ins Meer,
verträumt nach Dingen,
die noch niemand zuvor sah.
Harte Arbeit war nicht sein,
die Fische waren ihm zu klein,
er wollte Gottes Ideen angeln,
die tief im Meer sind gefangen.
Da zitterte die Angel im Nebelgrau´n.
Verfangen im Silberschein des lauen Meer,
zog er.
Er zog - doch Zorn entbrannte von Gottes Thron,
Gott fluchte: „Du versuchst zu stehlen, was nur mir gehört.“
„Meine Ideen.“
Die Wellen erstarrten, sein Ruder zerbrach,
Gott riss ihn aus der Erdbahn,
empor durch Sturm und Glut,
zu der stillen, silbernen Flut.
Verbannt dorthin, wo niemand wohnt.
So ward er der Mann, der Mann im Mond.
Nun sitzt er im Krater aus Staub und Stein,
sein Meer ist die Schwärze, sein Boot ein Schrein.
Er sitzt dort, wo die Ewigkeit sein Richter ist, Tag ein, Tag aus,
sein Netz verstaubt, während er nach fernen Sternen angeln muss,
die für jeden Menschen unerreichbar sind, solange bleibt er Gefangen.
Er sieht, wie Jahr um Jahr zerrinnt,
wie Mensch um Mensch den Atem entrinnt.
Die Erde dreht sich weiter, Leben vergeht,
doch oben der junge Fischer - ewig er steht.
Er denkt an den Wind am Heimat´ Strand und den Lauf der Zeit,
an Vaters Hand und Mutters Zärtlichkeit,
ans Elternhaus und Stimmen, die einst „William" riefen,
die nun in Zeit und im Schatten schliefen.
Er kennt den Wandel, kennt die Zeit,
doch bleibt er selbst in Ewigkeit -
und weint, ganz leis.
Er sieht die Welt in Blüte geh'n,
und kann ihr nie mehr nahesteh'n.
Er darf nicht schlafen, darf nicht ruh'n,
nur ewig wachen, ewig tun,
die Angel senken, Sterne seh'n -
und nimmer heim zur Erde geh'n.
Ein Fischerkind, verbannt und allein.
Der Mann im Mond wird er bleiben.
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Nachwort des Chronisten
So endet die Sage vom Mann im Mond, wie sie in den Nordlanden bis Heute erzählt wird, wenn das Meer einmal schweigt.
Manche sagen, sie sei ein Gleichnis für jene, die nach Dingen greifen, die nicht den Sterblichen gehören; andere meinen, sie lehre, dass die Sehnsucht selbst der Preis ist für den Mut, das Unerreichbare zu suchen.
Denn wer nach den Sternen angelt, wird selten einen fangen, doch sieht er die Himmel näher als jeder, der am Ufer bleibt.
So mahnt uns die Kunde vom jungen Fischer William, dass das Verlangen nach Erkenntnis zugleich Geschenk und Bürde ist. Es erhebt den Geist - doch trennt ihn auch von allem, was er liebt.
Und wenn in klarer Nacht der Mond still über die See zieht, so soll man an ihn denken: an den einsamen Wächter der Nacht, der für alle Zeiten wacht - und in seinem Licht die Sehnsucht der Welt bewahrt.
 
	 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		 
 
		