[SIZE=11pt]Der Sandmann[/SIZE]
[SIZE=11pt]Staub in der Lunge, Staub auf der Zunge, und Sand wenn ich mit den Zähnen knirsche. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Busch als Schuhwerk geflochten, hält mich oben, im Backofen der Dünen verloren.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Vom Himmel segnet mich das Licht, aller Götter, so überirdisch heiß, dass mein sterblicher Leib, zur Dattel reduziert, und mein Blut in den Venen verklumpt. [/SIZE]
[SIZE=11pt]In der Hosentasche, eine Uhr, ganz aus Gold und ohne Zeiger. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Ameisen montieren die Ziffern ab, sie fressen die Zeit, präzise mit chirurgischen Zangen im Maul. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Vor den müden Augen flackert die Luft, ein heißer Wind von unten.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Doch glänzt wo der Sand sich legt, ein Meer. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Ein Weg dem Auge nah, dem Leben zu lang.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Ameisen in den Ohren, auch im Nasenloch.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Doch bin ich nicht ganz verloren, sie schmecken etwas säuerlich.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Da oben, wo nur mein Gedanke hinreicht, und kratzt am weißen Stahl, vergeblich sich klammert, es fliegt davon, unwissend, dass ich, wie eine Ameise im Sande, um mein Leben bange. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Ein weißer Streifen wie ein Schnitt, am verdammten Lügenhimmel. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Kann es diesen Turbinenstaub, nicht auf meine Zunge regnen?[/SIZE]
[SIZE=11pt]Schau, es löst sich auf, zu Luft, als wäre es nie gewesen. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Wer wird mich verscharren?[/SIZE]
[SIZE=11pt]Wenn ich vorher falle im Sand?[/SIZE]
[SIZE=11pt]Nicht einmal die Geier können mich finden, so nutztlos wird selbst mein Tod hier sein. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Nur ihr treuen, verfluchten Ameisen, bleibt mir, als teilnahmslose Freunde, die meinen Schweißrest trinken und in die Schatten meiner Löcher flüchten. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Zum Glück hab ich die Scherbe noch. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Ein Stück Glas, dass ich fand im Sand. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Die Schärfe treibt Keil durch Haut und Fleisch, ein Graben der sich füllt mit Blut, so quälend langsam. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Ich lecke mein Blut aus den Armen. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Mit offenen Armen erreich ich das Meer.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Tief blau, endlos weit, den Anblick geb ich nicht mehr her. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Die letzten Meter auf Knieen und Ellenbögen gekrochen, der Wille ungebrochen, nur etwas ramponiert. [/SIZE]
[SIZE=11pt]Die Klippe roll mich hinab, soll es hier enden, dann ist es ein schönes Grab, mit Blick auf´s Meer und kühler Brise, die mich kitzelt im Gesicht. [/SIZE]
[SIZE=11pt]So lieg ich da, unweit der ersten Gischt, und ein Wrack wie ein Haus aus Rost, wiegt sich in den Wellen.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Es schießt in mein Gesicht, mir hinab den Rachen, so dreckig und verdorben körnig.[/SIZE]
[SIZE=11pt]Herrliches Salzwasser. [/SIZE]