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Feedback jeder Art Der Wanderer

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Ein Wanderer, stark und allein, ging entlang seines Weges. Ab und an stoppte er an den Gabelungen und hielt inne. Welchen Weg sollte er nur nehmen? Mal ging er rechts, mal links, mal über Stock, mal über den Teer, über Stein und durch den Wald, an rauschenden Flüssen vorbei, durch unendlich viele Ortschaften, bis er schließlich in der wunderschönen Stadt ankam. Er war ein Reisender auf seinem weiten Weg, neugierig und voller Tatendrang; er war glücklich. Doch er wollte nicht stoppen, wollte weiter gehen, vorankommen.
Ein freundlich zu scheinender Herr im Anzug hielt ihn schließlich an, zu warten und bat den gutherzigen Wanderer sogleich um einen kleinen Gefallen, ihn zu begleiten und mitzukommen. Seinen ursprünglichen Plan vergessend, folgte er dem gutaussehenden Herrn in die wohl schönste und prunkvollste Seitenstraße, die er jemals gesehen hatte; es war das Viertel der Reichen und Protzenden. Vor einem prächtigen Haus schließlich stoppte der Mann und bat den Wanderer ihm sogleich in das Haus zu folgen, welches ein wunderschönes Juweliergeschäft war. Fasziniert von dem glänzenden und faszinierenden Schmuck und allerlei glänzenden Uhren, fing er sogleich ein herzliches Gespräch mit dem redseligen begeisterten Juwelier an. Sie redeten über dies und das und über was und warum. Sie vergaßen die Zeit und alles um sie herum, bis ihnen schließlich auffiel, dass es dunkel wurde. Erschrocken nahmen die beiden Freunde wahr, wie viele der funkelnden Diamanten im Nebenzimmer entwendet wurden und der zornige Juwelier rief zeternd und fluchend die Polizei. Sein Groll galt nun dem vermeintlichen Komplizen des Täters und schob ihm die Schuld zu, dass er gegen den zu gutmütigen Juwelier intrigiert hätte. So kam es, dass jegliche schöne Gespräche vergessen waren und die Polizei den seine Unschuld beteuernden Wanderer mitnahm. „Ich wusste gleich, derartig verlogenen Zigeunern sollte man niemals Vertrauen entgegen bringen!“, schrie der wütende Juwelier dem guten Wanderer hinterher. Dieser folgte wortlos den Polizisten und wurde vor die Justiz gebracht. Prüfend fragte sie den Wanderer, ob er diese Tat wirklich begangen hätte. Dieser beteuerte jedoch seine Unschuld, was ihm trotz allem nicht viel brachte, denn Justitia sah schließlich alles und alles war, dass der Vagabund ebenfalls ein kleines Schächtelchen voll mit prunkvollen Edelsteinen in seiner Tasche mitführte, welches der gewiefte Freund ihm zugesteckt hatte. Justitia befand dies als eindeutiges Zeichen für die Schuld des Landstreichers und verurteilte ihn nach dem geltenden Recht des Landes. Sie sah genau auf alles hin, was der Zigeuner vor ihr war.
Geschwächt wurde nun der Wanderer weggesperrt; ganze sieben Jahre für seinen nicht begangenen Juwelenraub. In dieser Zeit dachte er viel nach, vermutlich zu viel, denn er fiel nach und nach seinen düsteren Gedanken zum Opfer. Als er nach den Jahren schließlich das Gefängnis verließ, war er ein gepeinigter und gezeichneter Mensch. Gewalt durch die anderen Häftlinge war ihm allgegenwärtig, zum Teil wurde er dort misshandelt und wie zuvor wegen seines guten Herzens ausgenutzt. Auch wenn er nun vermutete, wo sich der Täter von damals aufhielt, ging er diesem trotzdem nicht nach und sandte sich nicht nach Rache. Schuld suchte er bei sich selbst allein. Gebeugt und gebrochen ging er somit seines Weges weiter, ließ die trügerische Stadt hinter sich und lief wieder zurück auf seine eigentlich doch so vertraute Straße. Er war ein einsamer, armer und von Ängsten gequälter Vagabund, denn so hatte ihm der freundlich wirkende Herr auch noch sein ganzes Geld entwendet. Oft stolperte er nun und erlebte nachts Rückfälle, sodass er oft im Kreis umherging und in seinem Gedankenkarussell gefangen war. Menschen, die ihm entgegen kamen, behandelten ihn nur von oben herab, verachteten und scherten sich nicht um ihn. Sie sahen alles und doch nichts, was der Zigeuner in ihren Augen war.
Irgendwann hörte er auf, weiterzugehen. Er blieb an Ort und Stelle verharren, während alles und jeder an ihm vorbeizog; dunkle und tiefe Abgründe taten sich um ihn auf.
Eines Tages stürmte und tobte es um ihn verheißungsvoll herum. Der Wanderer bekam mit einem Male Angst um sich selbst und um sein Leben; eine Angst, die er durch seine Taubheit schon lange nicht mehr spürte. Plötzlich hatte er wieder ein Ziel; er musste vorankommen, um die nächste Ortschaft zu erreichen und um nicht vollkommen zu verenden oder vom Blitz getroffen zu werden. Er rannte den Weg weiter als hätte er Flügel, fort hinaus aus dem düsteren Wald der Tristesse, die Gabelungen entlang, intuitiv, ohne zu zögern. Ihn verließen aber mit der Zeit die Kräfte, schließlich war er von seinem Leid geschwächt und so sackte er langsam und fragil auf den Boden. Doch sein mit einem Male auflodernder Wille trieb ihn wieder voran und peitschte ihn auf; er konnte zwar nicht mehr laufen, doch das war ihm herzlich egal. Er ging auf allen Vieren, bis er endlich seine Erlösung fand. Eine alte, beleuchtete Hütte befand sich vor ihm und die alte Frau, die dort wohnte, gewährte ihm freundlich Einlass und Unterschlupf. Anfangs war er noch sichtlich geprägt von Misstrauen und hatte große Angst vor dieser alten buckligen Hexe mit ihrer nachtschwarzen Katze; doch sie pflegte seine schlimmen Wunden und versorgte ihn mütterlich. So kam es, dass im Wanderer wieder etwas aufflackerte, dass er lange nicht mehr so spürte. Er richtete sich auf, bedankte sich bei der selbstlosen Frau, reparierte ihr als Gegenleistung die alten modrigen Stufen zum Dachstuhl hinauf und ging hinaus. Wie herrlich war es jetzt, die gute und belebende Luft zu spüren, wie sie ihm erfrischend erfüllend durch seine Lungen strömte. Die Natur, die so wundervoll blühte, dass sie dem Garten Eden glich und der faszinierende abenteuerliche Horizont, der sich vor ihm erstreckte und nur darauf wartete, dass ihm jemand seine Geheimnisse entlockte. Der gutherzige, glückliche Wanderer ging also frohen Mutes weiter, fröhlich pfeifend und aufgeregt, was ihm das Leben noch zu bieten hat. So ließ er sich von dem Glanz der Sterne an jenem lauen Sommertag wieder auf seinen Weg leiten und fand ihn jedes Mal aufs Neue durch seinen unermüdlichen Willen und sein Vertrauen in die Sterne, wenn er sich auch mal ein wenig verlief. Und ständig dachte er schmunzelnd und glücklich an die liebe alte Dame, die von nun an jeden Tag den Sternen ebenfalls wieder nahe sein konnte.
 
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