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Feedback jeder Art Die Geburt Glanzhalls

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Die Geburt Glanzhalls

In den Tagen vor den großen Zeiten des Weltenbrands, als die Zivilisation noch jung und naiv war, lag verborgen in den weiten Tälern der Sonnenklippen ein kleines Dorf. Talheim wart es genannt, und klein war es an Gestalt, doch reich an Trug und falscher Frömmigkeit. Denn die Menschen dort beteten zu vielen Göttern, die ihnen süße Worte von Freiheit und Selbstherrlichkeit ins Ohr flüsterten.

Doch diese Freiheit war kein Geschenk, sondern ein Joch der Täuschung, das die Seelen zerriss. Die Götter ließen sie singen und tanzen, doch ihre Herzen verdorrten, ihre Saaten missrieten, und der sinnlose Tod ging um in ihren Reihen.

So lebten sie, verführt von falschen Heiligen, bis zu jenem Tage, da ein Fremder kam.

Ein Mann von stattlicher Größe war es, der durch die Pässe des Gebirges hinabstieg, gehüllt in Mantel und Kapuze, so dass niemand sein Angesicht zu sehen vermochte.

Er nannte keinen Namen. Nur einen Satz sprach er, und dieser Satz wart für alle Zeiten in die Herzen der Talheimer eingebrannt:

„Ich bin der Prophet.“

Und der Prophet begann zu predigen. Seine Worten waren laut wie Donner und so hell wie das Licht der Sonne selbst. Er sprach von der Lüge der Freiheit, von der Schwäche der falschen Götter, und davon, dass allein im Gehorsam, allein im Opfer, allein in der Läuterung das wahre Licht gefunden werde.

Und viele zweifelten, doch als er ihre Seelen berührte, da erkannten sie die Wahrheit in seinen Worten. Einer nach dem andern verließ die Altäre der falschen Heiligen und schwor sich dem unbekannten Mann zu.

Doch die alten Götter sahen, wie ihr Volk von ihnen abfiel, und ihr Zorn wurde geweckt. Und unter ihnen erhob sich der Größte, der Vater der Götter, der Urtitan Xyloth, Herr über Nacht und Nebel.

Er sprach:
„Wenn die Menschen von Talheim sich abkehren von meiner Herrschaft, so will ich sie zerschmettern, ihre Häuser verbrennen, und ihre Seelen in die Nacht werfen, auf dass kein Mensch jemals wieder ihren Namen höre.“

Und er stieg herab aus den Höhen des Firmaments. Er war so groß, dass jeder Schritt die Berge erbeben ließ, und jeder Atemzug die Wälder niederwarf.

Da fürchteten sich die Talheimer, und doch blieben sie an der Seite des Propheten. Sie wussten: besser, in seinem Lichte zu sterben, als in den Schatten der Götzen weiterzuleben.

So trat der Prophet vor, erhob seine Hand gen Himmel und sprach:
„Xyloth, du lügnerischer Vater der Finsternis, heute endet dein Reich.“

Und es entbrannte ein Kampf, wie ihn die Erde nie zuvor gesehen hatte. Xyloth schlug mit Händen wie Berge und warf Blitze wie sie kein Gewitter hätte hervorbringen können, doch der Prophet stand unbewegt, und die Talheimer kämpften an seiner Seite. Sie kämpften nicht mit Waffen aus Eisen oder Stahl, sondern mit dem Feuer ihres Glaubens.

Drei Tage und drei Nächte tobte der Kampf. Am vierten Morgen aber sprach der Prophet ein heiliges Wort, und das Licht durchbohrte den Leib des Titanen.

Xyloth stürzte, sein Körper brach, und dort, wo er fiel, türmte sich auf aus Knochen und Fleisch und zerschmettertem Gestein der Titanenberg – und sein erstarrter Leib wart das Fundament, auf dem später die größte Kathedrale aller Zeiten gebaut werden sollte.

Da erkannten die Talheimer, dass sie erwählt waren. Und der Prophet sprach zu ihnen:

„Ihr seid nicht länger Talheim, klein und schwach. Fortan seid ihr Glanzhall, die Halle des Lichtes. Euch wart die Pflicht auferlegt, nicht nur euch selbst, sondern alle Völker zu reinigen, alle Völker zu läutern, und alle Völker unter das Licht zu führen. Ihr seid das Schwert in meiner Hand, das die Welt erlösen wird.“

Und die Talheimer jubelten, und sie nannten sich von nun an Glanzhaller.

Glanzhall wuchs aus dem Tal heraus wie eine Flamme, die alles verschlingt. Häuser erhoben sich, Straßen dehnten sich, und Mauern wurden gebaut, so stark, dass selbst die Titanen der Urzeit sie nicht hätten brechen können.

Der Prophet aber verweilte unsichtbar, verborgen in seiner Kathedrale, die er selbst auf den Leib des Titanen gesetzt hatte. Dort sprach er Worte, die niemand hörte und doch alle vernahmen. Er war gegenwärtig und abwesend, fern und doch nahe.

Und die Glanzhaller wussten: Solange er über sie wachte, würde ihr Licht niemals erlöschen.

Hundert Jahre gingen dahin, und Glanzhall war groß geworden, stolz und unbesiegbar. Doch der Prophet sprach:

„Das Licht darf nicht in einem Tal gefangen bleiben. Es muss hinaus in die Welt. So wie die Sonne jeden Morgen aufsteigt, so muss Glanzhall aufsteigen und alle Dunkelheit zerschlagen.“

Und so erhoben die Glanzhaller zum ersten Mal ihr Banner gegen eine andere Stadt: Morgenheim, die letzte, die noch den alten Göttern Talheims diente.

Sie kamen nicht mit Worten, sondern mit Feuer. Sie legten Morgenheim in Schutt und Asche, und so wart der Weltenbrand geboren.

Doch in den Ruinen von Morgenheim, als die Schreie verklungen waren, ertönte nur ein einziger Klang: das Jubeln der Gerechten, die erkannten, dass die Dunkelheit gefallen war.

Von jenem Tage an wusste jeder Glanzhaller, dass sein Leben keinen anderen Zweck hatte, als das Licht hinauszutragen, bis kein Schatten mehr auf Erden sei.

Der Prophet sprach:
„Glanzhall ist nicht nur eine Stadt allein. Glanzhall ist ein Auftrag. Glanzhall ist eine Pflicht. Glanzhall ist das Licht, das nimmermehr erlischt.“

Und so wart Glanzhall, die Halle des Lichts, gegründet und erhoben, nicht aus Menschenhand, sondern aus dem Willen des Propheten, gestärkt durch das Blut der Treuen, und gebaut auf dem Leib des gefallenen Gottes.

Darum betet jeder Glanzhaller bis auf den heutigen Tag:
„So wie Talheim zu Glanzhall wart, so soll die ganze Welt zu Glanzhall werden. So wie der Prophet uns erhob, so sollen wir die Welt erheben. Denn das Licht ist kein Geschenk allein – es ist unsere Pflicht.“
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Isi vom Randeberg,

dein Text wirkt wie eine Chronik in epischer Prosa,
ein eigener Gründungsmythos, der Elemente verschiedener Traditionen verbindet –
der Prophet erinnert an biblische Gestalten, der Titan an die griechische Titanomachie,
und der Weltenbrand an nordische Endzeitsagen. Diese Mischung verleiht deiner Erzählung
eine ganz eigene mythische Kraft.

Ein eindrucksvoller Mythos,
gern gelesen.

LG. Driekes
 
Liebe Isi
Wenn etwas zur Pflicht wird gibt es keine Wahlmöglichkeiten mehr. Wenn etwas als die einzige Wahrheit verkauft werden soll, wird Gewalt und Macht legitim.
Als das Christentum langsam nach Westeuropa schwappte, gibt es ja den Galaterbrief in der Bibel.
Also sozusagen unsere keltische Vergangenheit.
Nun könnte man sagen okay wir feiern mit Jesus Abendmahl
Doch gerne wie wir es als Kelten, Allemannen gewohnt sind als zünftiges Saufgelage.😄
Die slawische Götterwelt wurde einfach zum Teil übernommen und ein christlicher Anstrich verpasst.
 
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