Hallo Sternwanderer,
wenn du erlaubst, gehe ich zuerst auf den Beitrag von Hayk ein. Im Prinzip hat er recht - aber es passt trotzdem, weil 'Labsal der Unvergänglichkeit' sich auf 'den Trunk' in der Strophe davor bezieht:
Koste meinen Trunk, (spüre ihn) den Labsal der Unvergänglichkeit - koste meinen Trunk, den Labsal der Unvergänglichkeit - Der Trunk, der den Labsal der Unvergänglichkeit darstellt
Ja, ist ein bisschen schwierig. Das Labsal. Möglich. Dabei entsteht ein neues 'Problem'. Weil ein 'das', wenn es sich auf 'den Trunk' bezieht, falsch wäre.
koste meinen Trunk
spüre ihn
das Labsal meiner Unvergänglichkeit
Also mein 'Sprachgefühl' protestiert gerade. :biggrin:
Daher eher so:
koste meinen Trunk
spüre es
das Labsal meiner Unvergänglichkeit
koste meinen Trunk
spüre sie
die Labsal meiner Unvergänglichkeit
Das geht, ja, Wäre korrekt. Aber irgendwie - vermisse ich dann die Verbindung zum 'Trunk'. Die würde in diesen beiden Fällen abgeschwächt.
Das ging dann eher so:
koste meinen Trunk
spüre (oder besser: und spüre)
die Labsal meiner Unvergänglichkeit
Mit einem 'und' ließe sich damit wieder eine Verbindung herstellen. Allerdings, tja, wie es nun mal in solchen Fällen der Fall ist :wink: , würde mir hier immer noch etwas fehlen:
koste meinen Trunk
und spüre darin (oder: in ihm)
die Labsal meiner Unvergänglichkeit
Nein, nein, das sind alles keine Verbesserungsvorschläge - nur ein Aufzeigen verschiedener Möglichkeiten. Die Entscheidung liegt immer beim Autor / bei der Autorin.
Jetzt aber zu meinen Gedanken zu deinem Text.
Ich sah vor kurzem ein Video, sehr interessant, über die Zeit. Und was es, nach neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnissen, damit 'auf sich hat'. Oder auf sich haben soll, denn das gilt immer nur, so lange es nicht widerlegt ist.
Auf diese Gedanken kam ich, weil wir uns offenbar völlig irren, mit unserem 'Zeitgefühl'. Kein Fluss. Eher ein gefrorener Fluss. Urknall - und Zeit. Raumzeit. Schwere Kost, sich 'Scheiben-Momente' vorzustellen. Das 'Jetzt'. Vergangenheit, die nicht vergangen ist, sondern - immer da. Zukunft - die nicht erst zu kommen braucht, sondern - da ist. Alles das - jederzeit. Wir nehmen das nur nicht wahr. Das menschliche 'Zeitgefühl', die menschliche 'Zeitwahrnehmung' - eine Illusion. Bewegung - von der Ordnung ins Chaos. Entropie. Ein Zeitpfeil, der beim Urknall 'abgeschossen' wurde und der unumkehrbar nur in eine Richtung zeigt. Deshalb zerspringt ein Teller, wenn er zu Boden fällt und nur deshalb fügen sich die Scherben nicht wieder zusammen und stellt sich der Teller nicht wieder her - weil die Richtung vorgegeben ist, in der Ereignisse stattfinden können. Ordnung ----> Chaos.
Wenn ich jetzt deine Zeilen mit diesem 'Hintergrund' lese - dann ergeben sie bei mir einen besonderen Sinn. Weil es 'mich' und eben nicht nur mich, sondern einfach alles, unendlich gibt - unendlich oft. MIT der Zeit, in der Zeit. Zeit ist für uns messbar - aber nicht 'erfassbar'. Also behilft sich das menschliche Gehirn und 'bastelt' sich da etwas zurecht. Wie in so vieler, anderer Hinsicht auch.
Allerdings kann ich das Gedicht auch anders auslegen, also nicht in wissenschaftlicher, sondern in glaubensbezogener Hinsicht.
Oder auch als ein Wachsen und Reifen des Geistes, Erkenntnisse, die zur Weisheit führen - und die Unendlichkeit, sie ist vielleicht auch nur ein Augenblick, wer weiß.
Die Zeit reicht den Becher, den geheimnisvollen Trunk, der aus dem Jungbrunnen der Zeit geschöpft wurde. Dann lese ich es als eine Art 'Stein der Weisen'-Thematik. Der hier nicht gefunden werden muss, sondern nur - angenommen.
Sehr interessiert gelesen! :smile:
LG,
Anonyma