Die Nacht des Gerichts
(Auszug aus den Chroniken der Glanzhaller Erneuerung)
Und es begab sich im 618. Jahr des Lichts, da kehrte unsere mächtige Seraphimflotte siegreich und doch beschmutzt in den Lufthafen Glanzhalls zurück. Ihre Mission war klar gewesen: Eisenheim, das Reich der Zwerge, sollte unterworfen und dem Glanz des Propheten zugeführt werden. Doch was geschah, war ein Frevel wider den Plan des Lichts.
Denn statt die Hallen zu erobern und das stolze Volk zu reinigen, zerbrach der Berg Durak-Tharam selbst unter der Last der Bomben der Flotte, verschüttete Hunderttausende Seelen und begrub den Ruhm des Feldzuges unter Schutt und Feuer. Das war nicht der Wille des Lichts – es war eine Tragödie, geboren aus menschlicher Schwäche.
Als Admiral Thomas Lichtflug, Träger des Banners der Flotte, vor den Propheten trat, um die Kunde zu bringen, da entbrannte der heilige Zorn. Vor den Augen des Hofes verging er im Feuer des Lichts, verbrannt von der gerechten Hand des Propheten, noch ehe er ein zweites Wort zu sprechen wagte.
Doch damit war nicht genug. Denn die Schuld lastete nicht auf einem allein. Noch in derselben Nacht wurden die Tore Glanzhalls geschlossen, und 43.089 Matrosen – Kapitäne, Steuermänner, Kanoniere, Maschinisten – alle, die unter dem Banner der Flotte gedient hatten, wurden ergriffen.
Auf den Straßen, in den Plätzen, auf den Stufen der Kathedrale selbst vollzog sich das Gericht. Das Blut der Schuldigen floss durch die Distrikte wie ein roter Strom, rann die großen Treppen hinab, zog durch die Kanäle und sickerte hinaus bis jenseits der Tore. Kein Bürger der Stadt konnte den Ruf des Gerichts überhören, kein Stein blieb unberührt von der Flut der Sühne.
So verlor Glanzhall in einer einzigen Nacht den zehnten Teil seiner Kinder – und die Flotte, geschlagen durch die Hand des eigenen Propheten, schwieg für beinahe zwei Jahrhunderte.
Doch das Licht ist gütig, wenn das Opfer groß ist. Und so ward den Gefallenen, die unter Tränen und Schreien das Gericht erlitten, am Ende vergeben. Aus Schuldigen wurden Märtyrer, aus Matrosen geläuterte Diener des Lichts.
Heute ruhen sie in der großen Gedächtnisstätte der Märtyrer, und ihre Namen sind in Stein gehauen, damit sie nie vergessen werden. Ihre Asche weht in den Höhen der Kathedrale, und ihr Opfer erinnert uns: Kein Fehler bleibt ungesühnt.
Denn sie, die in der Nacht des Gerichts starben, sind die brennenden Säulen, auf denen das neue Glanzhall errichtet ward.
(Auszug aus den Chroniken der Glanzhaller Erneuerung)
Und es begab sich im 618. Jahr des Lichts, da kehrte unsere mächtige Seraphimflotte siegreich und doch beschmutzt in den Lufthafen Glanzhalls zurück. Ihre Mission war klar gewesen: Eisenheim, das Reich der Zwerge, sollte unterworfen und dem Glanz des Propheten zugeführt werden. Doch was geschah, war ein Frevel wider den Plan des Lichts.
Denn statt die Hallen zu erobern und das stolze Volk zu reinigen, zerbrach der Berg Durak-Tharam selbst unter der Last der Bomben der Flotte, verschüttete Hunderttausende Seelen und begrub den Ruhm des Feldzuges unter Schutt und Feuer. Das war nicht der Wille des Lichts – es war eine Tragödie, geboren aus menschlicher Schwäche.
Als Admiral Thomas Lichtflug, Träger des Banners der Flotte, vor den Propheten trat, um die Kunde zu bringen, da entbrannte der heilige Zorn. Vor den Augen des Hofes verging er im Feuer des Lichts, verbrannt von der gerechten Hand des Propheten, noch ehe er ein zweites Wort zu sprechen wagte.
Doch damit war nicht genug. Denn die Schuld lastete nicht auf einem allein. Noch in derselben Nacht wurden die Tore Glanzhalls geschlossen, und 43.089 Matrosen – Kapitäne, Steuermänner, Kanoniere, Maschinisten – alle, die unter dem Banner der Flotte gedient hatten, wurden ergriffen.
Auf den Straßen, in den Plätzen, auf den Stufen der Kathedrale selbst vollzog sich das Gericht. Das Blut der Schuldigen floss durch die Distrikte wie ein roter Strom, rann die großen Treppen hinab, zog durch die Kanäle und sickerte hinaus bis jenseits der Tore. Kein Bürger der Stadt konnte den Ruf des Gerichts überhören, kein Stein blieb unberührt von der Flut der Sühne.
So verlor Glanzhall in einer einzigen Nacht den zehnten Teil seiner Kinder – und die Flotte, geschlagen durch die Hand des eigenen Propheten, schwieg für beinahe zwei Jahrhunderte.
Doch das Licht ist gütig, wenn das Opfer groß ist. Und so ward den Gefallenen, die unter Tränen und Schreien das Gericht erlitten, am Ende vergeben. Aus Schuldigen wurden Märtyrer, aus Matrosen geläuterte Diener des Lichts.
Heute ruhen sie in der großen Gedächtnisstätte der Märtyrer, und ihre Namen sind in Stein gehauen, damit sie nie vergessen werden. Ihre Asche weht in den Höhen der Kathedrale, und ihr Opfer erinnert uns: Kein Fehler bleibt ungesühnt.
Denn sie, die in der Nacht des Gerichts starben, sind die brennenden Säulen, auf denen das neue Glanzhall errichtet ward.