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Feedback jeder Art Die Offenbarung der Tiefe - der Marsch in die Unterwelt Erster Teil: Die Vision des Propheten

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Die Offenbarung der Tiefe - der Marsch in die Unterwelt

Erster Teil: Die Vision des Propheten

Im Jahre 477 nach der Gründung Glanzhalls, da sich die Türme der Stadt gleich Säulen des Lichts zum Himmel reckten und die Banner des Reiches in den ewigen Winden flatterten, widerfuhr dem Propheten eine Nacht von düsterer Schwere.

Denn als die Monden über den Dächern zogen und die Glocken der Kathedrale längst verklungen waren, da legte sich der Prophet zur Ruhe in seinen Gemächern. Und siehe: Ein Traum, finster und schrecklich, fuhr auf ihn nieder wie ein Gewittersturm.

Er sah, wie Glanzhall, die heilige Stadt, in Flammen stand. Vom Himmel regnete Feuer, das die Straßen verbrannte und die Fachwerkhäuser zerschlug. Die Kathedrale, das Herz des Glaubens, stürzte in Trümmer. Tiefe Risse taten sich im Boden auf, und ganze Stadtteile sanken, kreischend und bebend, in die lodernde Tiefe. Der Himmel war rot vom Brand, und aus den Flammen erhoben sich dunkle Gestalten, so groß wie Titanen.

Da erwachte der Prophet, von Schweiß durchnässt, und er wusste in seinem Herzen: Dies war nicht bloß ein Traum, sondern eine Vision.

So erhob er sich im Kerzenschein und schritt, in sein Gewand gehüllt, durch die kalten Gewölbe der Kathedrale. Die Hallen waren still, nur das Echo seiner Schritte hallte von den steinernen Mauern wider. Mit schwerem Herzen wanderte er, den Blick gesenkt, und sprach zu sich selbst:

„Was kündet mir das Licht? Was will es mir offenbaren? Ist dies das Schicksal Glanzhalls – oder ist es eine Warnung, ein Prüfstein, den ich bestehen muss?“

Und siehe, als er so grübelte und sich das Haupt zerbrach, da verfinsterte sich der Gang, und eine Kälte zog durch das Gemäuer, wie sie nicht von dieser Welt war. Vor ihm erschien eine Gestalt von gewaltiger Furchtbarkeit: Hörner ragten aus seiner Stirn, Flammen glommen in seinen Augen, und sein Leib war von schwarzen Laken umhüllt.

Dies war Nergalon, der Dämonenfürst, König der Unterwelt, Herr über Legionen von Schatten und Verderben.

Mit einer Stimme, die grollte wie fernes Donnern, sprach Nergalon:
„O Prophet von Glanzhall, Erwählter des Lichts! Deine Vision zeigt die Zukunft. Die Alten Götter, Kinder des gestürzten Xyloth, werden erwachen. Sie sehnen sich nach Rache für den Tod ihres Vaters, den du vor Jahrhunderten mit deinem Schwert gefällt hast. Schon bald werden sie aufsteigen, um Glanzhall zu vernichten und dein Werk zu zertrümmern.“

Der Prophet schwieg und blickte dem Dämon in seine vier Augen, die glühten wie Vulkane.

Da fuhr Nergalon fort:
„Doch, ich bin nicht dein Feind. Die Unterwelt ist mächtig, meine Legionen zahlreich. Ich biete dir ein Bündnis. Errichte mir ein Portal, ein Tor, das meine Scharen aus der Tiefe in die Welt der Lebenden führt – und ich schwöre dir, Glanzhall wird nicht fallen. Meine Dämonen sollen deine Mauern schützen, meine Schatten deine Himmel bewachen. So wirst du die Rache der Götter überstehen.“

Ein Lächeln, kalt wie Stahl, huschte über das Antlitz des Propheten. Denn er, der Weise, erkannte sogleich die List des Nergalon.

Er dachte bei sich: „Dies ist keine Botschaft der Götter. Denn hätten sie Rache gewollt, so wären sie längst erschienen. Seit über vierhundert Jahren liegen sie im Schweigen, abgewandt von der Welt der Sterblichen. Nein, dies ist Nergalons Werk, er selbst hat mir die falsche Vision gesandt, um mich zu täuschen, um sein Reich in meine Welt zu führen. Er dürstet nach dem Licht, nach dem Fleisch und Blut der Lebenden.“

Doch er verbarg sein Wissen, wie ein Schuft die Klinge unter dem Mantel verbirgt. Mit ernster Miene sprach er, als er Nergalon antwortete:
„Wahrlich, Fürst der Tiefe, deine Worte hallen schwer in meinem Herzen. Wenn die Alten Götter nahen, so muss Glanzhall gewappnet sein. Ich will dir glauben. Ich will das Portal errichten, wie du es verlangst.“

Da verneigte sich Nergalon, und seine Schwingen rauschten durch die Hallen.
„So soll es sein“, rief er, „bald wird der Himmel von meinen Legionen gefüllt, und Glanzhall wird bestehen, durch die Macht der Unterwelt!“

Und er verschwand, gleich einer Rauchwolke, in den Schatten der Kathedrale.

Doch der Prophet stand allein zurück, und seine Augen glänzten kalt und klar. Denn er wusste: Nicht Nergalon würde Glanzhall betrügen, sondern er selbst würde den Dämonenfürsten hintergehen.
 
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