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Feedback jeder Art Die Offenbarung der Tiefe - der Marsch in die Unterwelt Vierter Teil: Der Fall von Malphas

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Die Offenbarung der Tiefe - der Marsch in die Unterwelt

Vierter Teil: Der Fall von Malphas

Und so brach der Morgen über dem Flammenmeer der Unterwelt an – ein Morgen ohne Sonne, dessen Glanz einzig aus dem Feuer in den Herzen der Soldaten stammte. Die Legionen Glanzhalls, erschöpft, von Blut und Asche bedeckt, aber ungebrochen im Geist, erhoben sich erneut. Über hunderttausend Männer und Frauen standen noch, mit Stahl im Blick und Glaube im Herzen.

Vor ihnen lag Malphas, die Stadt der Dämonen – ein Labyrinth aus schwarzen Türmen, verdrehten Brücken und gähnenden Schluchten, durchzogen von Flüssen aus Lava. Sie bebte und zitterte, als ahne sie ihr Ende. Über den Mauern wehten Fahnen aus Haut und Schatten, und aus den Tiefen der Gassen drang das Heulen der Höllenlegionen.

Da befahl der Prophet, dass die Kanonen in Stellung gebracht würden. Und also richteten die Artilleristen Glanzhalls ihre gewaltigen Geschütze gen die Mauern Malphas’. Reihen von Donnerrohren und Belagerungsmaschinen, die aus der Oberwelt herabgeschafft worden waren, spannten sich entlang der schwarzen Hügel. Das Portal, das in den Feuerlanden stand, diente als Brückenkopf, durch den unaufhörlich neue Wagenladungen an Munition, Proviant und Ersatzteile geliefert wurden.

Dann erklang das Signal – ein einziges Horn, tief und heilig wie der Klang der Weltenschöpfung selbst.

Und das Trommelfeuer begann.

Fünfundachtzig Stunden lang bebte die Unterwelt. Die Mauern Malphas’ zerbarsten, ihre Türme stürzten ein, und das Firmament der Unterwelt selbst glühte in grellem Rot. Lava ergoss sich in die Straßen, und das Geschrei der Dämonen hallte wie das Todeslied einer ganzen Welt. Die Priester sangen währenddessen ihre Hymnen, um die Flammen zu segnen, denn jedes Geschoss, das fiel, war in Weihwasser getränkt und trug das Siegel des Weltenbrands.

Erst am vierten Tag verstummte das Donnern der Kanonen. Über der Stadt hing ein Regen aus Asche und Rauch. Da rief der Prophet seine Männer zu sich, und sie sammelten sich vor dem geborstenen Tor Malphas’.

Er erhob das Schwert der Rechtschaffenheit und sprach:
„Nun, Kinder des Lichts, beginnt der letzte Marsch. Hinter jenen Mauern fault das Herz des Verrats. Heute schlägt es zum letzten Mal!“

Und sie marschierten.

Die Straßen Malphas’ waren ein Albtraum aus Trümmern, Feuer und Blut. Überall lagen zerschlagene Dämonenkörper, und das Pflaster dampfte vom heißen Regen der Asche. Die Glanzhaller rückten in Formationen vor, Schild an Schild, Schritt für Schritt, während aus den Schatten immer wieder Horden von Bestien hervorstürzten – wahnsinnige Überreste der einst stolzen Armeen Nergalons.

Es war kein Krieg mehr, es war ein Ringen in den Gassen, ein Tanz mit dem Tod selbst. Häuser stürzten ein, Mauern barsten, und das Licht der Flammen spiegelte sich in den silbernen Helmen der Soldaten. Kanoniere schleppten ihre leichten Feldgeschütze durch die engen Straßen, Magier schleuderten Blitze und Feuer, Priester segneten die Verwundeten, während die Banner des Weltenbrands über den Trümmern flatterten.

Drei Tage lang tobte der Kampf durch die Stadt.
Jede Kreuzung wurde verteidigt, jedes Tor erobert, jeden Turm stürmte man mit Blut und Stahl. Und schließlich, als die Sonne der Oberwelt längst in Vergessenheit geraten war, standen sie vor dem Schwarzen Zenith – Nergalons Burg, dem Herzen der Unterwelt.

Der Schwarze Zenith erhob sich wie ein Turm aus geballter Finsternis, aus schwarzem Gestein und dämonischem Stahl geschmiedet. Seine Zinnen glühten, und aus den Rissen der Mauern tropfte flüssiger Schatten. Dort hatte sich Nergalon verschanzt, umgeben von seinen letzten Wächtern.

Der Prophet wählte zwanzig der Besten aus – Krieger, Magier, Priester und Inquisitoren, Männer und Frauen, deren Name schon in Glanzhall mit Ehrfurcht gesprochen wurde. Diese zwanzig, die „Schar der Letzten Sonne“, folgten ihm schweigend.

Sie durchbrachen das Tor.
Und der Kampf begann.

Dämonen stürzten sich auf sie, mit Klauen wie Klingen und Zungen aus Feuer. Die Hallen bebten, als Schwerter auf Chitin krachten, als Zauber in der Luft zischten. Einer nach dem anderen fiel – doch keiner wich. Der Prophet selbst bahnte sich seinen Weg zum Thronsaal, das Schwert hoch erhoben, umgeben von einem Licht, das die Finsternis schnitt.

Im Zentrum der Burg, auf einem Thron aus Knochen und Fleisch, saß Nergalon – groß wie ein Turm, mit sechs Armen, vier Augen und einem Haupt, das von Feuer umflammt war. In seiner Hand hielt er eine Peitsche aus reiner Nacht.

„Sterblicher!“, donnerte er, „Du wagst es, mich zu hintergehen und in mein Reich zu treten? Ich bin der Herr des Schattens! Ich bin—“

Doch weiter kam er nicht. Denn der Prophet trat vor, hob das Schwert der Rechtschaffenheit und sprach ruhig:
„Du warst.“

Mit einem Schlag, hell wie der Morgen über Glanzhall, durchbohrte er den Dämonenkönig. Die Flammen Nergalons erloschen. Sein Schrei hallte wie Donner über das Reich, ehe er zusammenbrach.

Nergalon war besiegt.

Nach dem Sieg wurde Malphas gesäubert. Die meisten Dämonen wurden vernichtet, doch einige – jene, die Reue zeigten oder den neuen Herren dienten – durften leben. Sie halfen, die zerstörte Stadt wieder aufzubauen, Seite an Seite mit den glanzhaller Ingenieuren und Priestern.

Fortan hieß die Stadt nicht mehr Malphas, sondern Höllenhall – die erste Kolonie der Oberwelt im Reich der Finsternis.
Dort errichteten die Glanzhaller Tempel und Werkstätten, dort schmiedeten sie Waffen aus den seltenen Erzen der Tiefe, dort hüteten sie die verdammten Seelen, um sie durch Läuterung dem Licht zurückzuführen.

Die Unterwelt gehörte nun Glanzhall.

Der gefangene Dämonenkönig Nergalon jedoch wurde in Ketten nach Glanzhall gebracht. In einem gewaltigen Ritual wurde er in ein Verließ tief im Herzen eines Berges gesperrt, nahe dem Arbeiterviertel der Stadt.

Über diesem Berg errichtete man später das Kloster der Morgendämmerung, das bis heute die Wächter jenes Gefängnisses beherbergt. Dort, in der Dunkelheit unter Stein und Gebet, sitzt Nergalon bis zum heutigen Tage – gebrochen, schweigend, von Reue und Schmerz gepeinigt.

Und so erzählen die Chronisten Glanzhalls:

„Wer das Licht verhöhnt, wird von ihm verzehrt.
Wer Glanzhall trotzt, wird zum Werkzeug seiner Herrlichkeit.“

Denn in jener Schlacht wurde nicht nur die Unterwelt erobert – dort wurde das Schicksal aller Welten besiegelt.
 
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