Die Reise von Josef Maren Teil 1
Tagebucheintrag von Josef Maren, Kadett der Luft-Marine Akademie Glanzhall
10.4.955.JdL
Heute ist ein Tag, den ich wohl niemals in meinem Leben vergessen werde. Meine Hände zittern noch, während ich schreibe, und mein Herz schlägt schneller, als wollte es die Seiten selbst verschlingen, um die Worte aus mir herauszupressen. Fünfundvierzig Wochen habe ich nun die Akademie ertragen, fünfundvierzig Wochen voller Theorie, voller Bücher, voller endloser Zahlen und technischer Formeln, voller Predigten über die Disziplin, die ein Mann des Propheten zu tragen hat. Ich will nicht lügen: die Theorie hat mich gequält, mich ausgelaugt, mich beinahe gebrochen. Nicht, weil ich zu schwach wäre – nein – sondern weil ich in jeder Stunde, in der ich Skizzen von Antriebsspulen zeichnen oder Tabellen über Auftriebskammern auswendig lernen musste, nur an eines denken konnte: endlich, endlich ein Seraphim-Luftschiff zu betreten.
Heute war es soweit.
Wir marschierten am frühen Morgen zur Himmelsforte. Dieser Turm allein ist schon ein Wunder des Reiches: er durchstößt den Himmel wie ein Finger aus Stein und Stahl, mit seinen Docks, die sich wie Schwingen an seinen Flanken ausbreiten. Schon von weitem sah ich sie – die gewaltige Gestalt eines Seraphim-Schiffes, das an den Ankerketten ruhte. Ich hielt den Atem an. Es war nicht bloß ein Schiff, nein – es war wie eine fliegende Festung, wie eine Kathedrale des Himmels, die sich gegen die Wolken stemmte. Ihre Hülle glänzte im matten Licht, geschwärzt vom Ruß vergangener Fahrten und doch makellos in ihrer Erhabenheit.
General Peter Blutfels führte uns. Sein Schritt war fest, sein Blick streng wie immer, doch ich glaube, selbst er konnte das Feuer in unseren Augen sehen, als wir die Treppen hinaufstiegen. Ich legte meine Hand auf das Metall einer Ankerkette, und es war, als hätte ich das Herz des Reiches selbst berührt.
Dann betraten wir das Deck. Und ich sage dir, mein Herz stockte. Weit spannte sich die Fläche, mit Schienen, Aufzügen und Vorrichtungen, die wie die Glieder eines gewaltigen Organismus wirkten. Dort standen die Flakkanonen – groß, schwarz, stumm – und doch konnte ich in meiner Fantasie schon hören, wie sie feuern, wie sie donnern, wie sie ganze Schwärme von Drachen oder feindlichen Schiffen vom Himmel reißen. Es war nicht bloß ein Deck, es war eine Stadt, erhoben über die Erde, und ich stand darauf wie ein Staubkorn im Angesicht der Macht des Propheten.
Wir gingen weiter zu den Bombenschächten. Sie waren leer, doch als ich über die Öffnungen hinabblickte, stellte ich mir vor, wie dort Feuer, Eisen und Gerechtigkeit hinabregnen würden, auf Städte, die das Licht ablehnen. Ich sah schon vor meinem inneren Auge, wie die Bomben fielen, wie die Nacht erleuchtet wurde von ihrem Glanz, wie Feinde in Asche zerfielen – und all das im Namen des Propheten.
Die Kanonendecks waren das nächste. Reihen von Geschützen, die nach außen ragten wie Zähne eines Ungeheuers, bereit, ganze Flotten zu zermalmen. Jeder Lauf glänzte, als wäre er geweiht. Ich stellte mir vor, wie ich selbst daneben stand, ein Offizier, Kommandos bellend, während unter mir das Meer der Wolken bebte vom Donner der Kanonen.
Doch nichts hat mich so ergriffen wie die Brücke. Als wir sie betraten, wurde mein Atem eng. Dort, vor all den Karten, den Instrumenten und Fenstern, stand es: das Steuerrad. Ich schwöre, in diesem Moment vergaß ich alles – den General, meine Kameraden, selbst mich. Ich sah nur dieses Rad, und in meinem Inneren brannte eine Vision: Ich, Josef Maren, Sohn armer Arbeiter aus dem Industrieviertel, einst ein Niemand, stehe dort. Ich halte dieses Rad, und unter meinem Kommando erhebt sich die ganze Macht der Luftflotte. Ich führe ein Seraphim-Schiff in die Schlacht, vielleicht sogar eine ganze Flotte, vielleicht – wer weiß – die gesamte Armada Glanzhalls.
Ich wollte lachen, weinen, schreien, alles zugleich. Ich spürte in mir ein Ziehen, das ich kaum ertragen konnte. Ehrgeiz, ja, aber mehr als das: ein Hunger. Ich will nicht bloß dienen, ich will nicht bloß Teil dieser Flotte sein – ich will in den Weltenbrand hinaus, ich will Städte in Schutt und Asche legen, ich will meinen Namen in die Annalen der Geschichte brennen, damit er niemals vergessen wird. Meine Eltern haben ihr Leben in Fabriken verbracht, geschunden von Schmutz, Rauch und Lärm. Ich gelobe, ich werde ihren Namen reinigen, ich werde ihn erheben. Wenn die Geschichte von Glanzhall erzählt wird, soll „Maren“ nicht mehr nur ein Arbeitername sein, sondern ein Name, der mit Stahl, Feuer und Sieg verbunden wird.
Als ich daran dachte, dass ich eines Tages vielleicht sogar der oberste Admiral der Luftflotte sein könnte, bebte mein ganzer Körper. Ich konnte es kaum ertragen. Ich sage es ehrlich – in diesem Augenblick, hätte ich nicht meine ganze Kraft zusammengenommen, ich hätte mich fast eingenässt vor Ehrfurcht und Verlangen. So gewaltig war der Gedanke, so allumfassend die Sehnsucht.
General Blutfels sprach noch lange von Technik, Disziplin, Befehlen. Ich hörte seine Worte kaum. In meinem Kopf rauschte nur ein einziger Gedanke: Dies ist mein Schicksal. Ich werde auf einem Seraphim-Schiff kämpfen. Ich werde aufsteigen, Schritt für Schritt, Rang für Rang. Ich werde mich durchbeißen, ich werde Blut und Schweiß opfern, und ich werde eines Tages an diesem Rad stehen.
Heute war nicht nur der Tag, an dem ich ein Seraphim-Schiff betrat. Heute war der Tag, an dem ich mein Leben, meine Seele, meinen Namen dem Himmel selbst verschrieb.
Tagebucheintrag von Josef Maren, Kadett der Luft-Marine Akademie Glanzhall
10.4.955.JdL
Heute ist ein Tag, den ich wohl niemals in meinem Leben vergessen werde. Meine Hände zittern noch, während ich schreibe, und mein Herz schlägt schneller, als wollte es die Seiten selbst verschlingen, um die Worte aus mir herauszupressen. Fünfundvierzig Wochen habe ich nun die Akademie ertragen, fünfundvierzig Wochen voller Theorie, voller Bücher, voller endloser Zahlen und technischer Formeln, voller Predigten über die Disziplin, die ein Mann des Propheten zu tragen hat. Ich will nicht lügen: die Theorie hat mich gequält, mich ausgelaugt, mich beinahe gebrochen. Nicht, weil ich zu schwach wäre – nein – sondern weil ich in jeder Stunde, in der ich Skizzen von Antriebsspulen zeichnen oder Tabellen über Auftriebskammern auswendig lernen musste, nur an eines denken konnte: endlich, endlich ein Seraphim-Luftschiff zu betreten.
Heute war es soweit.
Wir marschierten am frühen Morgen zur Himmelsforte. Dieser Turm allein ist schon ein Wunder des Reiches: er durchstößt den Himmel wie ein Finger aus Stein und Stahl, mit seinen Docks, die sich wie Schwingen an seinen Flanken ausbreiten. Schon von weitem sah ich sie – die gewaltige Gestalt eines Seraphim-Schiffes, das an den Ankerketten ruhte. Ich hielt den Atem an. Es war nicht bloß ein Schiff, nein – es war wie eine fliegende Festung, wie eine Kathedrale des Himmels, die sich gegen die Wolken stemmte. Ihre Hülle glänzte im matten Licht, geschwärzt vom Ruß vergangener Fahrten und doch makellos in ihrer Erhabenheit.
General Peter Blutfels führte uns. Sein Schritt war fest, sein Blick streng wie immer, doch ich glaube, selbst er konnte das Feuer in unseren Augen sehen, als wir die Treppen hinaufstiegen. Ich legte meine Hand auf das Metall einer Ankerkette, und es war, als hätte ich das Herz des Reiches selbst berührt.
Dann betraten wir das Deck. Und ich sage dir, mein Herz stockte. Weit spannte sich die Fläche, mit Schienen, Aufzügen und Vorrichtungen, die wie die Glieder eines gewaltigen Organismus wirkten. Dort standen die Flakkanonen – groß, schwarz, stumm – und doch konnte ich in meiner Fantasie schon hören, wie sie feuern, wie sie donnern, wie sie ganze Schwärme von Drachen oder feindlichen Schiffen vom Himmel reißen. Es war nicht bloß ein Deck, es war eine Stadt, erhoben über die Erde, und ich stand darauf wie ein Staubkorn im Angesicht der Macht des Propheten.
Wir gingen weiter zu den Bombenschächten. Sie waren leer, doch als ich über die Öffnungen hinabblickte, stellte ich mir vor, wie dort Feuer, Eisen und Gerechtigkeit hinabregnen würden, auf Städte, die das Licht ablehnen. Ich sah schon vor meinem inneren Auge, wie die Bomben fielen, wie die Nacht erleuchtet wurde von ihrem Glanz, wie Feinde in Asche zerfielen – und all das im Namen des Propheten.
Die Kanonendecks waren das nächste. Reihen von Geschützen, die nach außen ragten wie Zähne eines Ungeheuers, bereit, ganze Flotten zu zermalmen. Jeder Lauf glänzte, als wäre er geweiht. Ich stellte mir vor, wie ich selbst daneben stand, ein Offizier, Kommandos bellend, während unter mir das Meer der Wolken bebte vom Donner der Kanonen.
Doch nichts hat mich so ergriffen wie die Brücke. Als wir sie betraten, wurde mein Atem eng. Dort, vor all den Karten, den Instrumenten und Fenstern, stand es: das Steuerrad. Ich schwöre, in diesem Moment vergaß ich alles – den General, meine Kameraden, selbst mich. Ich sah nur dieses Rad, und in meinem Inneren brannte eine Vision: Ich, Josef Maren, Sohn armer Arbeiter aus dem Industrieviertel, einst ein Niemand, stehe dort. Ich halte dieses Rad, und unter meinem Kommando erhebt sich die ganze Macht der Luftflotte. Ich führe ein Seraphim-Schiff in die Schlacht, vielleicht sogar eine ganze Flotte, vielleicht – wer weiß – die gesamte Armada Glanzhalls.
Ich wollte lachen, weinen, schreien, alles zugleich. Ich spürte in mir ein Ziehen, das ich kaum ertragen konnte. Ehrgeiz, ja, aber mehr als das: ein Hunger. Ich will nicht bloß dienen, ich will nicht bloß Teil dieser Flotte sein – ich will in den Weltenbrand hinaus, ich will Städte in Schutt und Asche legen, ich will meinen Namen in die Annalen der Geschichte brennen, damit er niemals vergessen wird. Meine Eltern haben ihr Leben in Fabriken verbracht, geschunden von Schmutz, Rauch und Lärm. Ich gelobe, ich werde ihren Namen reinigen, ich werde ihn erheben. Wenn die Geschichte von Glanzhall erzählt wird, soll „Maren“ nicht mehr nur ein Arbeitername sein, sondern ein Name, der mit Stahl, Feuer und Sieg verbunden wird.
Als ich daran dachte, dass ich eines Tages vielleicht sogar der oberste Admiral der Luftflotte sein könnte, bebte mein ganzer Körper. Ich konnte es kaum ertragen. Ich sage es ehrlich – in diesem Augenblick, hätte ich nicht meine ganze Kraft zusammengenommen, ich hätte mich fast eingenässt vor Ehrfurcht und Verlangen. So gewaltig war der Gedanke, so allumfassend die Sehnsucht.
General Blutfels sprach noch lange von Technik, Disziplin, Befehlen. Ich hörte seine Worte kaum. In meinem Kopf rauschte nur ein einziger Gedanke: Dies ist mein Schicksal. Ich werde auf einem Seraphim-Schiff kämpfen. Ich werde aufsteigen, Schritt für Schritt, Rang für Rang. Ich werde mich durchbeißen, ich werde Blut und Schweiß opfern, und ich werde eines Tages an diesem Rad stehen.
Heute war nicht nur der Tag, an dem ich ein Seraphim-Schiff betrat. Heute war der Tag, an dem ich mein Leben, meine Seele, meinen Namen dem Himmel selbst verschrieb.