Die Reise von Josef Maren Teil 2
Tagebucheintrag von Josef Maren, Flakschütze auf der Erzengel Flammensang 18.07.957.JdL
Zwei Jahre. Zwei Jahre ist es her, seit ich das erste Mal mit klopfendem Herzen in die Hallen der Akademie getreten bin – und nun sitze ich hier, tief im Bauch eines gewaltigen Seraphim-Schiffes, den Ozean weit unter mir, und schreibe diese Zeilen. Ich habe bestanden. Ich habe überlebt. Siebzig Prozent meines Kurses sind gescheitert. Manche am Verstand, andere am Körper, viele am Willen.
Ich frage mich manchmal, was aus ihnen geworden ist – den Stolpernden, den Schwachen, den Unentschlossenen. Werden sie erneut versuchen, den Aufstieg zu wagen? Oder sind sie nun dazu verdammt, die Erde mit Schaufeln umzugraben, Kohlen in die Industrieöfen zu schaufeln, bis ihre Hände zu blutigem Brei geworden sind? Vielleicht gehen einige zur Infanterie, wo man Kanonenfutter für die Flammen der Front wird. Aber die Wahrheit ist: es kümmert mich kaum. Sie sind gescheitert, ich bin geblieben. Und was zählt, ist mein Weg – und dass ich ihn weiter beschreite.
Jetzt bin ich Flakschütze. Ich sitze an den Zähnen dieses gewaltigen Stahlungeheuers, und wenn ich meine Hände über die blank polierte Flak streiche, spüre ich die Macht, ganze Drachenschwärme vernichten zu können. Jeder Schuss, den ich abgebe, ist eine Hymne an den Propheten. Jeder Knall ein Schlag gegen die Dunkelheit. Ich bin einen Schritt näher an meinem Traum.
Wir fliegen seit zwei Tagen. Glanzhall liegt weit hinter uns, der Turm der Himmelsforte verschwand im Dunst der Wolken wie eine Erinnerung. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich so lange von Zuhause entfernt. Ich sitze jetzt im Gemeinschaftsraum, während das Schiff ruhig durch die Höhen gleitet. Die Metallwände zittern sacht, wenn die Turbinen ihre gewaltigen Schwingen durch die Luft schlagen. Es klingt, als würde das Schiff selbst atmen.
Draußen habe ich Dinge gesehen, die mir in den Jahren der Akademie nie erzählt wurden. Die Südküste, wo sich Bürgerliche und Adlige erholen – malerische Ufer mit weißen Stränden und Villen, die im Licht glänzen wie Perlen. Weiter im Inland die endlosen Weizenfelder, die sich wie ein goldenes Meer bis zum Horizont erstrecken, ernährt von der Sonne und bestellt von jenen, die nie mehr sehen werden als das Feld vor ihrer Nase. Ich habe erkannt: Die Welt ist weit. Und wir fliegen über sie, unantastbar, unbesiegbar.
Die Crew ist mehr und mehr meine Familie geworden. Viele sind alte Hasen, wettergegerbte Matrosen mit Augen, die schon zu viel Feuer gesehen haben. Ihre Stimmen hallen rau durch die Gänge, sie fluchen wie Dämonen, trinken, lachen – und doch haben sie eine Brüderlichkeit, die stärker ist als Stahl. Unter ihnen fühle ich mich sicher, ja, fast geborgen. Dann gibt es noch eine Handvoll aus meinem Jahrgang, junge Männer und Frauen, die wie ich erst die Schwelle überschritten haben. Wir sitzen oft zusammen, tauschen Geschichten aus, als müssten wir uns beweisen, dass wir wirklich hier oben sind und nicht in einem Traum.
Jeder Tag an Bord ist ein Geschenk. Jede Stunde hier in den Lüften ein Beweis, dass ich weitergekommen bin. Ich wünschte, dieser Flug würde niemals enden. Ich könnte für immer durch die Lüfte gleiten, das Meer unter mir, die Sterne über mir, und das Dröhnen der Turbinen in meinem Herzen.
Doch ich weiß: dies ist nur der Anfang. Eines Tages werde ich nicht nur Kanonier sein, nicht nur ein Zahnrad in der Maschine. Eines Tages werde ich befehlen. Eines Tages werde ich Kapitän sein, und vielleicht mehr. Eines Tages wird mein Name in den Chroniken stehen, und die Menschen werden sagen: Josef Maren, der Flammenbringer des Propheten.
Und wenn ich eines Tages an diesem Steuerrad stehe, das ich schon als Kadett bewundert habe, dann soll die Welt unter mir brennen.
Tagebucheintrag von Josef Maren, Flakschütze auf der Erzengel Flammensang 18.07.957.JdL
Zwei Jahre. Zwei Jahre ist es her, seit ich das erste Mal mit klopfendem Herzen in die Hallen der Akademie getreten bin – und nun sitze ich hier, tief im Bauch eines gewaltigen Seraphim-Schiffes, den Ozean weit unter mir, und schreibe diese Zeilen. Ich habe bestanden. Ich habe überlebt. Siebzig Prozent meines Kurses sind gescheitert. Manche am Verstand, andere am Körper, viele am Willen.
Ich frage mich manchmal, was aus ihnen geworden ist – den Stolpernden, den Schwachen, den Unentschlossenen. Werden sie erneut versuchen, den Aufstieg zu wagen? Oder sind sie nun dazu verdammt, die Erde mit Schaufeln umzugraben, Kohlen in die Industrieöfen zu schaufeln, bis ihre Hände zu blutigem Brei geworden sind? Vielleicht gehen einige zur Infanterie, wo man Kanonenfutter für die Flammen der Front wird. Aber die Wahrheit ist: es kümmert mich kaum. Sie sind gescheitert, ich bin geblieben. Und was zählt, ist mein Weg – und dass ich ihn weiter beschreite.
Jetzt bin ich Flakschütze. Ich sitze an den Zähnen dieses gewaltigen Stahlungeheuers, und wenn ich meine Hände über die blank polierte Flak streiche, spüre ich die Macht, ganze Drachenschwärme vernichten zu können. Jeder Schuss, den ich abgebe, ist eine Hymne an den Propheten. Jeder Knall ein Schlag gegen die Dunkelheit. Ich bin einen Schritt näher an meinem Traum.
Wir fliegen seit zwei Tagen. Glanzhall liegt weit hinter uns, der Turm der Himmelsforte verschwand im Dunst der Wolken wie eine Erinnerung. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich so lange von Zuhause entfernt. Ich sitze jetzt im Gemeinschaftsraum, während das Schiff ruhig durch die Höhen gleitet. Die Metallwände zittern sacht, wenn die Turbinen ihre gewaltigen Schwingen durch die Luft schlagen. Es klingt, als würde das Schiff selbst atmen.
Draußen habe ich Dinge gesehen, die mir in den Jahren der Akademie nie erzählt wurden. Die Südküste, wo sich Bürgerliche und Adlige erholen – malerische Ufer mit weißen Stränden und Villen, die im Licht glänzen wie Perlen. Weiter im Inland die endlosen Weizenfelder, die sich wie ein goldenes Meer bis zum Horizont erstrecken, ernährt von der Sonne und bestellt von jenen, die nie mehr sehen werden als das Feld vor ihrer Nase. Ich habe erkannt: Die Welt ist weit. Und wir fliegen über sie, unantastbar, unbesiegbar.
Die Crew ist mehr und mehr meine Familie geworden. Viele sind alte Hasen, wettergegerbte Matrosen mit Augen, die schon zu viel Feuer gesehen haben. Ihre Stimmen hallen rau durch die Gänge, sie fluchen wie Dämonen, trinken, lachen – und doch haben sie eine Brüderlichkeit, die stärker ist als Stahl. Unter ihnen fühle ich mich sicher, ja, fast geborgen. Dann gibt es noch eine Handvoll aus meinem Jahrgang, junge Männer und Frauen, die wie ich erst die Schwelle überschritten haben. Wir sitzen oft zusammen, tauschen Geschichten aus, als müssten wir uns beweisen, dass wir wirklich hier oben sind und nicht in einem Traum.
Jeder Tag an Bord ist ein Geschenk. Jede Stunde hier in den Lüften ein Beweis, dass ich weitergekommen bin. Ich wünschte, dieser Flug würde niemals enden. Ich könnte für immer durch die Lüfte gleiten, das Meer unter mir, die Sterne über mir, und das Dröhnen der Turbinen in meinem Herzen.
Doch ich weiß: dies ist nur der Anfang. Eines Tages werde ich nicht nur Kanonier sein, nicht nur ein Zahnrad in der Maschine. Eines Tages werde ich befehlen. Eines Tages werde ich Kapitän sein, und vielleicht mehr. Eines Tages wird mein Name in den Chroniken stehen, und die Menschen werden sagen: Josef Maren, der Flammenbringer des Propheten.
Und wenn ich eines Tages an diesem Steuerrad stehe, das ich schon als Kadett bewundert habe, dann soll die Welt unter mir brennen.