I
Im Hochland, wo das Moorhuhn balzt,
der Schäfer mit der Zunge schnalzt,
da liegt, der Hügel graue Perle,
ein Schloss, einst Heimat kühner Kerle.
Seit vielen Lustren geht die Sage,
dass Nacht für Nacht mit dumpfer Klage
durch Flure, klamm und spinnverwebt,
der Geist des edlen Douglas schwebt,
der, seinerzeit der Herr im Moor,
durchs Henkersbeil den Kopf verlor.
Nicht lang, nachdem es niedersirrte,
war offenbar: Justitia irrte.
Doch was geschah, das war geschehen.
Es ließ sich nicht mehr rückwärts drehen.
Man schnitt als Souvenir die Locken.
Auf lange blieb kein Auge trocken.
Wo fand die arme Seele Rast?
Die Spukgestalt ist längst verblasst,
da niemand mehr an Geister glaubt,
ob mit, ob ohne Lockenhaupt.
II
Die Kunde dieses Falls verliert sich
im Jahre Hmpfzehnhundertvierzig.
Seitdem ist manches vorgegangen,
wovon schon viele Barden sangen.
In jenen Mauern mit Geschichte
betreibt die Ur-Ur-Urgroßnichte
als junge Herrin im Kastell
ein formidables Spukhotel.
Das Ehepaar Kowalski will
den Urlaub heuer im April
an diesem Sehnsuchtsort verbringen
und munter den Spazierstock schwingen,
beim Picknick auf die Decke sudeln,
wenn melodiös die Säcke dudeln,
zur Nacht im Schloss das Essen fassen
und dann sich wohlig gruseln lassen.
Man speist mit viel Besteckgetöse
das scharf gewürzte Schafgekröse,
dann wird, vom Whisky leicht benommen,
die Wendeltreppe bald erklommen.
III
Der Nachtwind weht ins Doppelzimmer
und löscht den matten Kerzenschimmer.
Horch! Draußen auf dem Gang ein Dröhnen,
ein Poltern und ein hohles Stöhnen.
Drauf reckt sich eine Geisterhand
geräuschlos durch die Backsteinwand,
dann folgt der Rest von Douglas nach.
Wie Nebel wallt er ins Gemach.
Die bleichen Lippen beben fluchend,
die leeren Augen kreisen suchend
im Haupt, das in der Achsel klemmt,
was freilich den Gesichtskreis hemmt.
Noch einmal seufzt der Geist und schweigt,
worauf er sich galant verneigt
und stumm nach draußen diffundiert
durch Mauern, die sein Bildnis ziert,
gemalt von einem Dutzend Pinseln.
Von ferne noch ein schwaches Winseln.
Kowalskis staunen, unversehrt:
"Die Show ist jeden Penny wert!"
IV
Am Morgen spricht mit noblem Ton
die Dame an der Rezeption:
"Verehrte Gäste, wir bedauern
den Zwischenfall in unsern Mauern.
Der Künstler, der den Douglas mimt,
ein Mitglied, wie es sich geziemt,
der königlichen Schauspieltruppe,
verletzte sich die Fingerkuppe.
Ein Schlossgeist, der wahrhaftig blutet -
das wird doch keinem zugemutet.
So hätte Spuken wenig Stil,
weshalb es letzte Nacht entfiel.
Wir bitten, dieses zu vergessen
beim kostenlosen Abendessen:
Geschmortes Haggis, hausgemacht,
dazu noch eine Gratisnacht,
auf dass Sie unsre Nachtgestalten
recht angenehm im Sinn behalten."
Von Augenzeugen wird berichtet:
Kowalskis hätten drauf verzichtet...
Im Hochland, wo das Moorhuhn balzt,
der Schäfer mit der Zunge schnalzt,
da liegt, der Hügel graue Perle,
ein Schloss, einst Heimat kühner Kerle.
Seit vielen Lustren geht die Sage,
dass Nacht für Nacht mit dumpfer Klage
durch Flure, klamm und spinnverwebt,
der Geist des edlen Douglas schwebt,
der, seinerzeit der Herr im Moor,
durchs Henkersbeil den Kopf verlor.
Nicht lang, nachdem es niedersirrte,
war offenbar: Justitia irrte.
Doch was geschah, das war geschehen.
Es ließ sich nicht mehr rückwärts drehen.
Man schnitt als Souvenir die Locken.
Auf lange blieb kein Auge trocken.
Wo fand die arme Seele Rast?
Die Spukgestalt ist längst verblasst,
da niemand mehr an Geister glaubt,
ob mit, ob ohne Lockenhaupt.
II
Die Kunde dieses Falls verliert sich
im Jahre Hmpfzehnhundertvierzig.
Seitdem ist manches vorgegangen,
wovon schon viele Barden sangen.
In jenen Mauern mit Geschichte
betreibt die Ur-Ur-Urgroßnichte
als junge Herrin im Kastell
ein formidables Spukhotel.
Das Ehepaar Kowalski will
den Urlaub heuer im April
an diesem Sehnsuchtsort verbringen
und munter den Spazierstock schwingen,
beim Picknick auf die Decke sudeln,
wenn melodiös die Säcke dudeln,
zur Nacht im Schloss das Essen fassen
und dann sich wohlig gruseln lassen.
Man speist mit viel Besteckgetöse
das scharf gewürzte Schafgekröse,
dann wird, vom Whisky leicht benommen,
die Wendeltreppe bald erklommen.
III
Der Nachtwind weht ins Doppelzimmer
und löscht den matten Kerzenschimmer.
Horch! Draußen auf dem Gang ein Dröhnen,
ein Poltern und ein hohles Stöhnen.
Drauf reckt sich eine Geisterhand
geräuschlos durch die Backsteinwand,
dann folgt der Rest von Douglas nach.
Wie Nebel wallt er ins Gemach.
Die bleichen Lippen beben fluchend,
die leeren Augen kreisen suchend
im Haupt, das in der Achsel klemmt,
was freilich den Gesichtskreis hemmt.
Noch einmal seufzt der Geist und schweigt,
worauf er sich galant verneigt
und stumm nach draußen diffundiert
durch Mauern, die sein Bildnis ziert,
gemalt von einem Dutzend Pinseln.
Von ferne noch ein schwaches Winseln.
Kowalskis staunen, unversehrt:
"Die Show ist jeden Penny wert!"
IV
Am Morgen spricht mit noblem Ton
die Dame an der Rezeption:
"Verehrte Gäste, wir bedauern
den Zwischenfall in unsern Mauern.
Der Künstler, der den Douglas mimt,
ein Mitglied, wie es sich geziemt,
der königlichen Schauspieltruppe,
verletzte sich die Fingerkuppe.
Ein Schlossgeist, der wahrhaftig blutet -
das wird doch keinem zugemutet.
So hätte Spuken wenig Stil,
weshalb es letzte Nacht entfiel.
Wir bitten, dieses zu vergessen
beim kostenlosen Abendessen:
Geschmortes Haggis, hausgemacht,
dazu noch eine Gratisnacht,
auf dass Sie unsre Nachtgestalten
recht angenehm im Sinn behalten."
Von Augenzeugen wird berichtet:
Kowalskis hätten drauf verzichtet...