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  • Schmuddelkind
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Die Straßenbahn hat die wichtigsten Stationen bereits angefahren, so dass es recht leer und entsprechend ruhig ist, als ein kleines Mädchen von vielleicht vier oder fünf Jahren etwas Unverständliches in merkwürdig schrillem Ton durch den Gang schreit. "Du hörst jetzt auf zu quängeln, oder wir fahren wieder nach Hause!", droht der Vater streng. "Aber", setzt das Kind an, sich zu empören, worauf der Vater ihm ins Wort fällt: "So, bei der nächsten Station steigen wir aus und fahren zurück."
Da fängt die Kleine an zu weinen. "Sag mal, was weinst du denn da? Was soll denn das?", fragt der Vater mit gespielter Gelassenheit. Doch sie scheint keine Sekunde in Erwägung zu ziehen, mit dem Weinen aufzuhören. "Du hörst jetzt auf zu weinen, sonst setzt's was!" Aber das Weinen wurde nach einem schreckhaften Schluchzen nur lauter. Drei, vier Schläge auf den Rücken sind deutlich zu hören, jedes begleitet von einem Aufheulen, dass das Weinen so laut und flehentlich macht, "als wenn ihr Gewalt angetan worden wäre; fürchterlich!", kommentiert die ältere Dame hinter mir. "Du sollst jetzt aufhören, hab ich gesagt." Doch das Mädchen weint weiter. Und der Vater schlägt weiter; das Mädchen weint weiter; der Vater schlägt weiter.
Die Situation hat etwas Ewiges in sich, dass ich mir den Vater nicht mehr ohne seine Schläge und das Kind nicht mehr ohne Tränen vorstellen kann. Schließlich hält die Bahn bei der nächsten Haltestelle. Die beiden steigen aus, er prügelnd, sie weinend. Die Tür schließt automatisch und die Bahn fährt weiter.
 
 
(Aus dem Fundus)
 
Vielen Dank, lieber Trollbär. :smile:
 
Dass der Text nachdenklich macht, bedeutet ja auch, dass du darüber nachgedacht hast und das ist mindestens ebenso viel Wert wie der Text selbst. Und ja, du hast recht: Ein Teil des Ewigkeitscharakters dieser Szene ist wohl in der traurigen Tatsache begründet, dass dies kein Einzelfall ist und dass dieses Thema weit über die Fiktion hinausreicht.
 
LG
 
  • Schmuddelkind
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