Hallo Jürgen,
du hast hier einen ganz besonderen Moment eingefangen. Diesen Rausch aus Nähe, Gespräch, Musik und Emotion. Die Stimmung ist durchweg intensiv und zugleich zurückhaltend formuliert, was den Text besonders macht. Vor allem die Wendung „wahnsinnige Nähe und doch Distance“ bringt die Ambivalenz zwischen Verbundenheit und Zurückhaltung sehr schön auf den Punkt.
Ich habe das Gedicht sehr gerne gelesen, weil es von klaren Bildern geprägt wird: Essen, Wein, Freunde... ein vertrauter Kreis, der sofort emotional einlädt. Die Zeile „Auf dem Boden gelegen, ich hörte dir zu“ ist sehr stark und schon (fast?) intim, konkret und sagt mit wenigen Worten viel über Vertrauen und Offenheit.
Die letzten Verse bringen einen Bruch, fast wie die Stille nach dem Sturm: Der Druck zwischen „Magen und Herz“ ist eine feine Metapher für das Nachhallen von Nähe und Verlust. Allerdings ist die Schlusszeile „Nenne es einfach nur Glück“ für mich ein wenig rätselhaft. Sie kontrastiert mit dem Alleinsein? Ist es Glück in der Erinnerung, im Erlebten, oder im Schmerz?
Insgesamt: Ein berührender Text mit starker Atmosphäre und leiser Melancholie. Die Stärke liegt in der Direktheit und im Mut zur Emotion.
Das Gedicht zu lesen war eine schöne Erfahrung, vielen Dank!
Gruß,
Chris