(Fortsetzung von Erdbeermond II)
{Autor*in 1}
Mia erwachte. Sie fühlte sich benommen und ganz neben sich. Ihre Gedanken mussten sich erst noch ordnen. Sie verstand nicht, was los war. Sie hatte geträumt, aber wie seltsam, es hatte sich viel zu echt angefühlt. Sie richtete sich auf und atmete tief durch die Nase ein, versuchte nach dem flüchtigen Duft zu greifen, der eben noch so präsent schien. Was war es gewesen? Etwas, das sie an Weihnachten erinnerte, Zimt und Kardamom.
Unwillkürlich griff sich Mia an den Kopf und zuckte leicht zusammen, als sie eine kleine Beule mit den Fingern ertastete. Sie schmerzte, als sie diese berührte. Was zum..!? Was ist hier eigentlich los? Nichts wirkte so, als sei sie eben aufgestanden gewesen. War sie ja aber auch nicht. Sie hatte lediglich sehr lebendig geträumt.
Wie war das noch gleich? Der Traum zerfiel bereits in seine Einzelteile. Da war doch dieses Glas, die fliegenden Früchte, dann die Stimme ihrer Oma und ein Gefühl, als hätte sie etwas ganz wichtiges endlich verstanden.
Oma.
Oma Gerda. Mia seufzte und ließ sich zurück in ihr Kissen fallen. Wie lange hatte sie schon nicht mehr an Oma Gerda gedacht? Sie rief sich ein Bild von ihr ins Gedächtnis. Ein Gesicht voller Falten, die von einem langen Leben erzählten, wissende grau-grüne Augen, die Mia immer so prüfend ansahen; die Lesebrille stets um den Hals und das fliederfarbene Haarnetz mit dem sie immer ihre frische Dauerwelle schützte. Oma Gerda kümmerte sich um Mia, kochte für sie, als sie aus der Grundschule kam, da ihre Eltern immer lange arbeiten waren. Half bei den Hausaufgaben, erzählte Geschichten aus der Nachbarschaft und fischte hin und wieder ein Karamellbonbon aus ihrer Kittelschürze.
Mia lächelte und wunderte sich, wie klar sie Oma Gerda noch vor sich sah.
{Autor*in 2}
Ihr Gesicht, liebevoll und gütig, wie immer. ihre Lachfalten an den Augen und Mundwinkeln, ihr graues Haar, das von einer einst prachtvollen schwarzen Frisur zeugte. Sie sah all das vor sich, hörte auch ihre Stimme in ihr klingen.
Mia schwelgt in Gedanken an ihre Oma - und verliert sich in einem Dazwischen, diesem wohlbekannten Schwebezustand, in dem sie weiß, dass sie noch nicht träumt und doch nicht mehr ganz wach ist. Es war ganz still. Kein Sirren, kein Flüstern, kein Windzug vom offenen Fenster. Nur ihr Atem - und der pochende Schmerz von der kleinen Beule auf ihrem Kopf
Dann hörte sie etwas, leise, ganz leise. Ein leichtes Klirren, wie wenn jemand in der Küche den Tisch decken würde. Es war kein bedrohliches Geräusch, eher einladend, das zum Nachspüren aufforderte. Mia hievte sich aus dem Bett, richtete sich langsam auf und tappte in den Flur zur Küche. Von dort schienen die Geräusche zu kommen. Nur schemenhaft drang das Licht des Mondes in den Flur hinein.
Dort angekommen, wäre sie beinahe in die offenstehende Tür der Abstellkammer hineingelaufen. Seltsam. Dabei schließt sie die doch immer, ganz sicher. Zögernd warf Mia einen Blick in die Kammer. Das Mondlicht reichte kaum bis hinein. Sie machte einen Schritt hinein. Und noch einen. Dann noch einen. Sie wusste gar nicht, wie viel Platz in dieser Kammer ist. Eigentlich steht sie doch ganz voll mit Staubsauger, Besen und einer Menge Kleinkram. Es roch nach Staub, alten Kartons und… einen Hauch von Zimt.
Als sie die Hand ausstreckte, um nach der Kordel der Deckenlampe zu greifen, war da keine Lampe mehr. Und doch wurde es plötzlich. Mia umgab plötzlich ein warmes Licht. ^1^Der Raum war kein Abstellraum mehr. Er war… Omas Küche. Nicht so, wie sie zuletzt war, sondern so, wie Mia sie als kleines Kind erlebt hatte. Mit dem geblümten Vorhang am Fenster, dem karierten Wachstischtuch an der Spüle, dem leicht schiefen Bild an der Wand mit dem Spruch: „Kaffee und Liebe sind heiß am besten.“ Und dieser Geruch. Karamell, Zimt, Bohnerwachs, ein Hauch Dauerwelle.
Mia trat ein. Ihre Knie zitterten, aber sie hatte keine Angst. Oma Gerda saß am Küchentisch, genauso wie früher. Nicht ganz alt, nicht ganz jung. Das fliederfarbene Haarnetz hielt ihre Wellen an Ort und Stelle. Auf der Nase die Lesebrille. In den Händen ein Kreuzworträtselheft. „Na endlich“, sagte sie erleichtert, ohne zu ihr zu sehen. „Du bist ja lange nicht hier gewesen. Setz’ dich.“ Mia trat näher und setzte sich auf den freien Küchenstuhl.
Oma sah sie an, mit diesen wissenden grau-grünen Augen. „Ich hab dir was aufgehoben.“ Sie deutete mit einem Nicken auf das Regal über der Spüle. Dort stand eine kleine Blechdose, grün mit goldener Schrift. „Kandis“ stand darauf. Mia stand langsam auf und ging zum Regal. Sie streckte sich, nahm die Dose herunter, öffnete den Deckel. Darin lag ein einzelnes Karamellbonbon. Und ein gefalteter Zettel. Sie faltete den Zettel auf und las vor:
(Fortsetzung folgt)
{Autor*in 1}
Mia erwachte. Sie fühlte sich benommen und ganz neben sich. Ihre Gedanken mussten sich erst noch ordnen. Sie verstand nicht, was los war. Sie hatte geträumt, aber wie seltsam, es hatte sich viel zu echt angefühlt. Sie richtete sich auf und atmete tief durch die Nase ein, versuchte nach dem flüchtigen Duft zu greifen, der eben noch so präsent schien. Was war es gewesen? Etwas, das sie an Weihnachten erinnerte, Zimt und Kardamom.
Unwillkürlich griff sich Mia an den Kopf und zuckte leicht zusammen, als sie eine kleine Beule mit den Fingern ertastete. Sie schmerzte, als sie diese berührte. Was zum..!? Was ist hier eigentlich los? Nichts wirkte so, als sei sie eben aufgestanden gewesen. War sie ja aber auch nicht. Sie hatte lediglich sehr lebendig geträumt.
Wie war das noch gleich? Der Traum zerfiel bereits in seine Einzelteile. Da war doch dieses Glas, die fliegenden Früchte, dann die Stimme ihrer Oma und ein Gefühl, als hätte sie etwas ganz wichtiges endlich verstanden.
Oma.
Oma Gerda. Mia seufzte und ließ sich zurück in ihr Kissen fallen. Wie lange hatte sie schon nicht mehr an Oma Gerda gedacht? Sie rief sich ein Bild von ihr ins Gedächtnis. Ein Gesicht voller Falten, die von einem langen Leben erzählten, wissende grau-grüne Augen, die Mia immer so prüfend ansahen; die Lesebrille stets um den Hals und das fliederfarbene Haarnetz mit dem sie immer ihre frische Dauerwelle schützte. Oma Gerda kümmerte sich um Mia, kochte für sie, als sie aus der Grundschule kam, da ihre Eltern immer lange arbeiten waren. Half bei den Hausaufgaben, erzählte Geschichten aus der Nachbarschaft und fischte hin und wieder ein Karamellbonbon aus ihrer Kittelschürze.
Mia lächelte und wunderte sich, wie klar sie Oma Gerda noch vor sich sah.
{Autor*in 2}
Ihr Gesicht, liebevoll und gütig, wie immer. ihre Lachfalten an den Augen und Mundwinkeln, ihr graues Haar, das von einer einst prachtvollen schwarzen Frisur zeugte. Sie sah all das vor sich, hörte auch ihre Stimme in ihr klingen.
Mia schwelgt in Gedanken an ihre Oma - und verliert sich in einem Dazwischen, diesem wohlbekannten Schwebezustand, in dem sie weiß, dass sie noch nicht träumt und doch nicht mehr ganz wach ist. Es war ganz still. Kein Sirren, kein Flüstern, kein Windzug vom offenen Fenster. Nur ihr Atem - und der pochende Schmerz von der kleinen Beule auf ihrem Kopf
Dann hörte sie etwas, leise, ganz leise. Ein leichtes Klirren, wie wenn jemand in der Küche den Tisch decken würde. Es war kein bedrohliches Geräusch, eher einladend, das zum Nachspüren aufforderte. Mia hievte sich aus dem Bett, richtete sich langsam auf und tappte in den Flur zur Küche. Von dort schienen die Geräusche zu kommen. Nur schemenhaft drang das Licht des Mondes in den Flur hinein.
Dort angekommen, wäre sie beinahe in die offenstehende Tür der Abstellkammer hineingelaufen. Seltsam. Dabei schließt sie die doch immer, ganz sicher. Zögernd warf Mia einen Blick in die Kammer. Das Mondlicht reichte kaum bis hinein. Sie machte einen Schritt hinein. Und noch einen. Dann noch einen. Sie wusste gar nicht, wie viel Platz in dieser Kammer ist. Eigentlich steht sie doch ganz voll mit Staubsauger, Besen und einer Menge Kleinkram. Es roch nach Staub, alten Kartons und… einen Hauch von Zimt.
Als sie die Hand ausstreckte, um nach der Kordel der Deckenlampe zu greifen, war da keine Lampe mehr. Und doch wurde es plötzlich. Mia umgab plötzlich ein warmes Licht. ^1^Der Raum war kein Abstellraum mehr. Er war… Omas Küche. Nicht so, wie sie zuletzt war, sondern so, wie Mia sie als kleines Kind erlebt hatte. Mit dem geblümten Vorhang am Fenster, dem karierten Wachstischtuch an der Spüle, dem leicht schiefen Bild an der Wand mit dem Spruch: „Kaffee und Liebe sind heiß am besten.“ Und dieser Geruch. Karamell, Zimt, Bohnerwachs, ein Hauch Dauerwelle.
Mia trat ein. Ihre Knie zitterten, aber sie hatte keine Angst. Oma Gerda saß am Küchentisch, genauso wie früher. Nicht ganz alt, nicht ganz jung. Das fliederfarbene Haarnetz hielt ihre Wellen an Ort und Stelle. Auf der Nase die Lesebrille. In den Händen ein Kreuzworträtselheft. „Na endlich“, sagte sie erleichtert, ohne zu ihr zu sehen. „Du bist ja lange nicht hier gewesen. Setz’ dich.“ Mia trat näher und setzte sich auf den freien Küchenstuhl.
Oma sah sie an, mit diesen wissenden grau-grünen Augen. „Ich hab dir was aufgehoben.“ Sie deutete mit einem Nicken auf das Regal über der Spüle. Dort stand eine kleine Blechdose, grün mit goldener Schrift. „Kandis“ stand darauf. Mia stand langsam auf und ging zum Regal. Sie streckte sich, nahm die Dose herunter, öffnete den Deckel. Darin lag ein einzelnes Karamellbonbon. Und ein gefalteter Zettel. Sie faltete den Zettel auf und las vor:
(Fortsetzung folgt)