Erzählung aus der Kinderzeit
Der Himmel ist azurblau und strahlend schön ist die Sonne. Trotz dass wir schon Herbst haben, wärmt sie wunderbar. Schneeweiße Quellwolken zieren den Himmel und ein leichter Wind verliert sich über die Felder. Bunt gefärbte Blätter lässt er auf die Erde schweben. Mein Blick streift über die weite Flur und bleibt an einem Mähdrescher hängen. Er ist grashüpfergrün mit einem leuchtend roten Mähwerk und schneidet mühelos die Ähren ab. Was es für Getreide ist, kann ich von der Bank aus, auf der ich sitze, nicht erkennen.
Ein paar Pferde galoppieren über das satte Grün, die aufgeschreckt wurden von einem kleinen Doppeldecker, der seine tiefen Bahnen zieht. Er holt Schwung für einen Looping und malt mit seinem Kondensstreifen ein großes Herz in die Luft. Kaum ist er mit dem Liebesbeweis fertig, zieht er ein riesiges Banner hinter sich her: Heike, willst Du mich heiraten steht da drauf. Wie schön es ist so etwas zu sehen. Romantik pur. Wie schade, dass ich nicht neben der mir unbekannten Heike stehe. Sicher ist sie sehr gerührt und es laufen ihr Freudentränen die Wange herunter. Längst ist das alte Flugzeug weg und die Pferde haben sich wieder beruhigt. Sie stehen an einer Tränke, einer alten Zinkwanne, die auf geschwungenen Füßen steht. Sicherlich war sie einst auf dem Bauernhof im Badezimmer gestanden und bekam ihr Wasser aus dem hohen, kupfernen Kessel, der mit Kohlen gestochert wurde. Wir hatten auch so einen Wasserbehälter im Bad stehen. Jeden Samstag war Badetag. Als Badezusatz kam eine große, runde Brausetablette hinein, die Fichtennadelduft freigab. Wir waren drei Mädchen. Zwei kamen zusammen in die Wanne. Es ging fein abwechselnd, wer als Einzelne ins Badewasser durfte. Es war Omas Aufgabe, uns Kinder zu baden. Sie lebte mit uns im Elternhaus. Großmutter war schon jung Witwe geworden und meine Eltern hatten Platz genug. Meine geliebte Oma ist leider schon lange tot.
Der Landwirt ist mit seinem Gefährt immer noch am Mähen. Gleichzeitig wird beim Schneiden der Halme das Getreide gedroschen. Das Korn wird auf den Anhänger geblasen. Wenn ich mir überlege, was das für eine Arbeit früher war, die Ähren mit dem Holzkläppler von Hand zu dreschen, die zuvor die Frauen auf dem Feld zu Getreidebunde zusammen geschnürt hatten. Was für eine Schinderei. Selbst die Strohballen werden heute maschinell gefertigt und aufgeladen. Mittlerweile haben sich ein paar Kinder am Feldrand eingefunden, mit der Hoffnung, auf dem Mähdrescher mitfahren zu dürfen. Natürlich hält der Bauer an und nimmt die Kinder nacheinander mit. Welch ein Erlebnis für die Buben und Mädel. Selbstverständlich bin ich früher auch Trecker gefahren. Der Jungbauer hat uns Kinder, die wir bei der Ernte geholfen haben, ein wenig durch die Gegend kutschiert. Er selbst hatte große Freude an unserem Spaß. Ich habe immer auf dem Kotflügel gesessen und musste mich gut festhalten. Es war eine Rüttelei sondergleichen. Heute haben die Traktoren komfortable Sitze und sogar eine Klimaanlage. Von dieser Leichtigkeit, mit der der Mähdrescher das Feld bearbeitet, hat manch einer damals geträumt. Dichte Staubwolken wirbelt er auf, was wie ein kleiner Sandsturm aussieht, und der Wind treibt die feinen Ackerkörnchen in meine Richtung. Ich werde besser meinen Spaziergang fortsetzen. Schade, gerne hätte ich dem Bauern noch weiter zugesehen. Aber zugestaubt werden will ich auch nicht.
Bald ist das Stoppelfeld ein toller Anreiz für die Kinder, ihre selbst gebastelten Drachen steigen zu lassen. Hoch und höher sausen sie mit dem Wind und führen mit ihren langen Schwänzen aus Krepppapier einen lustigen Tanz auf.
Das haben meine Schwestern und ich auch immer gemacht. Was hat das Spaß gemacht, über das Feld zu rennen und zuzusehen, dass der Drache in die Höhe kommt! Manchmal mussten wir die Papierchen am Drachenschwanz verbessern, damit unser Vogel die Balance halten konnte. Wie stolz sind wir gewesen, wenn der Papiervogel mit seinem hölzernen Leistengerüst durch die Höhe immer kleiner erschien. Je höher, umso breiter das Grinsen vor Stolz, wenn man die neidvollen Blicke der Mitstreiter sah. Zwischen den vielen Kindern herrschte fast Kriegszustand, mit der Frage, wer der Beste im Drachensteigen ist. Auf dem Stoppelfeld nicht hinzufallen, war jedoch die größere Herausforderung. Es galt manches Mal, über kleine kraterähnliche Löcher und tiefe Furchen zu hüpfen, die, die Landmaschinen verursacht hatten. Dann wieder haben wir die Getreidereste an ihrem Schopf gepackt und aus dem Acker gerissen. Damit fochten wir einen Wettstreit im Stoppelklumpenweitwerfen aus. Es wurde laut gejohlt und schadenfroh herumgehopst, wenn einer von uns getroffen wurde. Vielleicht sehe ich bei meinem nächsten Spaziergang Kinder, bei ihrem fröhlichen Treiben auf dem abgeernteten Acker. Es sind ja bald die Kartoffelferien, dann hat die Rasselbande aus dem Dorf Zeit genug, sich zu vergnügen. Heutzutage gehen keine Kinder mehr zum Kartoffelnauflesen, so wie wir früher. Das erledigen heute die Erntemaschinen.
Die Bauern kamen zu meiner Zeit in die Schule und fragten bei uns Kindern nach, wer Lust habe, zu helfen. Man wurde verköstigt und bekam einen kleinen Lohn. Für uns eine willkommene Gelegenheit, das Taschengeld aufzubessern. Es waren immer viele Schüler, die sich auf dem Hof trafen. Die Jungs hatten derbe Lederhosen und dicke Strickpullover an. Die Füße steckten in Gummistiefeln. Wir Mädels trugen kratzende Strumpfhosen und Faltenröcke. Schürzen schützten die Kleidung von uns Mädchen. Darüber hatten wir wärmende Wolljacken mit Hornknöpfen. Auch wir kleinen Damen trugen Gummistiefel und Kopftücher, die hinten zusammengebunden wurden, hielten die langen Haare sauber.
Stets bildeten sich Grüppchen, die mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen, auf das Feld trabten. In kleinen Körben wurden die Kartoffeln aufgelesen, und zu einem alten Leiterwagen gebracht. Ein Knecht schüttete die Ernte darauf. Ab und zu gab es auch ein Abenteuer zu überstehen. Wenn eine Maus unsere Wege kreuzte, mit der Frage, wer mehr Angst hatte. Das Gekreische war groß, wenn so ein Nagetier gesichtet wurde und gleichzeitig ein Bussard sein Mittagessen erlegen wollte. Dann musste erst einmal tief durchgeatmet werden und das weitere Vorgehen musste besprochen werden, wegen der Schutzmaßnahmen, in diesem Kartoffelkrieg gegen die Raubtiere. Es passierte natürlich nichts mehr. Der Raubvogel suchte sich ein anderes Feld. Oder wie schön es war, dem Maikäfer bei dem Treffen mit seinem Kollegen Kartoffelkäfer zuzuschauen, die dann gemeinsam loszogen. Da fällt mir natürlich sofort das Kinderlied ein: Maikäfer flieg …, das haben wir oft gesungen. Es war trotz der Mühe immer schön und wir waren fleißig bei der Arbeit.
Nach Feierabend ging es auf den Hof zum gemeinsamen Essen. Alle saßen beieinander auf langen, schweren Bänken aus Eichenholz an einem Bohlentisch. Der Bauer mit seiner Frau und den Mägden, den Knechten und uns kleinen Aushilfsbauern. Zur Mahlzeit gab es meist sämige Erbsensuppe mit geräuchertem Speck. Manchmal bekamen wir eine Knackwurst dazu. Der Eintopf schmeckte vorzüglich. Von der Arbeit auf dem Feld und der frischen Luft hatten wir ordentlichen Hunger und die Teller waren ruckzuck leer, zur großen Freude der Köchin. Sie gab uns gerne Nachschlag. Zu dem Essen tranken die Männer ein Feierabendbier und die Frauen bekamen ein Glas Rotwein. Wir kleinen Helfer tranken den leckersten selbstgemachten Himbeersaft aller Zeiten. Inmitten des Hofes, wo wir zum Essen saßen, stand ein uralter großer Kastanienbaum. Sein ausladendes Geäst spendete uns während des Schlemmens Schatten. Um diesen prächtigen Baum mit seinem verdrehten, knorrigen Stamm ist eine schlichte Bank gezimmert. Wenn man sich die Sitzgelegenheit weiter entfernt betrachtet, kann man ein Sechseck erkennen. Ein lauschiges Plätzchen für romantische Sommerabende, und wenn die Früchte des himmelwüchsigen Riesen reif waren, durften wir wiederkommen, um uns einen Kastanienvorrat anzulegen. Während der Winterzeit haben wir dann Figuren daraus gebastelt.
Nach dem wohlverdienten Mahl sind wir gerne in den Stall zum Toben gegangen. Wie herrlich war es, sich in dem Heu zu wälzen, das diesen tollen Geruch hat! Unwillkürlich denkt man an die wundervolle Blumenwiese mit den hübschen Gänseblümchen, den feinen Schlüsselblumen und den wilden Margeriten. Das anschließende Zupfen des getrockneten Grases aus dem Haar zwickte ein wenig. Und doch haben wir uns immer wieder darin versteckt. Es machte einen Heidenspaß. Einmal hatten wir einen Knecht und eine Magd beim Schmusen beobachtet. Die beiden haben uns nicht bemerkt und wir sind wieder davongeschlichen. Verpetzt hatten wir sie nicht.
Schön ist das Zurückdenken an die Kinderzeit, und das nur, weil ich dem Mähdrescher bei seiner Arbeit zugesehen hatte.
© Sternwanderer
Der Himmel ist azurblau und strahlend schön ist die Sonne. Trotz dass wir schon Herbst haben, wärmt sie wunderbar. Schneeweiße Quellwolken zieren den Himmel und ein leichter Wind verliert sich über die Felder. Bunt gefärbte Blätter lässt er auf die Erde schweben. Mein Blick streift über die weite Flur und bleibt an einem Mähdrescher hängen. Er ist grashüpfergrün mit einem leuchtend roten Mähwerk und schneidet mühelos die Ähren ab. Was es für Getreide ist, kann ich von der Bank aus, auf der ich sitze, nicht erkennen.
Ein paar Pferde galoppieren über das satte Grün, die aufgeschreckt wurden von einem kleinen Doppeldecker, der seine tiefen Bahnen zieht. Er holt Schwung für einen Looping und malt mit seinem Kondensstreifen ein großes Herz in die Luft. Kaum ist er mit dem Liebesbeweis fertig, zieht er ein riesiges Banner hinter sich her: Heike, willst Du mich heiraten steht da drauf. Wie schön es ist so etwas zu sehen. Romantik pur. Wie schade, dass ich nicht neben der mir unbekannten Heike stehe. Sicher ist sie sehr gerührt und es laufen ihr Freudentränen die Wange herunter. Längst ist das alte Flugzeug weg und die Pferde haben sich wieder beruhigt. Sie stehen an einer Tränke, einer alten Zinkwanne, die auf geschwungenen Füßen steht. Sicherlich war sie einst auf dem Bauernhof im Badezimmer gestanden und bekam ihr Wasser aus dem hohen, kupfernen Kessel, der mit Kohlen gestochert wurde. Wir hatten auch so einen Wasserbehälter im Bad stehen. Jeden Samstag war Badetag. Als Badezusatz kam eine große, runde Brausetablette hinein, die Fichtennadelduft freigab. Wir waren drei Mädchen. Zwei kamen zusammen in die Wanne. Es ging fein abwechselnd, wer als Einzelne ins Badewasser durfte. Es war Omas Aufgabe, uns Kinder zu baden. Sie lebte mit uns im Elternhaus. Großmutter war schon jung Witwe geworden und meine Eltern hatten Platz genug. Meine geliebte Oma ist leider schon lange tot.
Der Landwirt ist mit seinem Gefährt immer noch am Mähen. Gleichzeitig wird beim Schneiden der Halme das Getreide gedroschen. Das Korn wird auf den Anhänger geblasen. Wenn ich mir überlege, was das für eine Arbeit früher war, die Ähren mit dem Holzkläppler von Hand zu dreschen, die zuvor die Frauen auf dem Feld zu Getreidebunde zusammen geschnürt hatten. Was für eine Schinderei. Selbst die Strohballen werden heute maschinell gefertigt und aufgeladen. Mittlerweile haben sich ein paar Kinder am Feldrand eingefunden, mit der Hoffnung, auf dem Mähdrescher mitfahren zu dürfen. Natürlich hält der Bauer an und nimmt die Kinder nacheinander mit. Welch ein Erlebnis für die Buben und Mädel. Selbstverständlich bin ich früher auch Trecker gefahren. Der Jungbauer hat uns Kinder, die wir bei der Ernte geholfen haben, ein wenig durch die Gegend kutschiert. Er selbst hatte große Freude an unserem Spaß. Ich habe immer auf dem Kotflügel gesessen und musste mich gut festhalten. Es war eine Rüttelei sondergleichen. Heute haben die Traktoren komfortable Sitze und sogar eine Klimaanlage. Von dieser Leichtigkeit, mit der der Mähdrescher das Feld bearbeitet, hat manch einer damals geträumt. Dichte Staubwolken wirbelt er auf, was wie ein kleiner Sandsturm aussieht, und der Wind treibt die feinen Ackerkörnchen in meine Richtung. Ich werde besser meinen Spaziergang fortsetzen. Schade, gerne hätte ich dem Bauern noch weiter zugesehen. Aber zugestaubt werden will ich auch nicht.
Bald ist das Stoppelfeld ein toller Anreiz für die Kinder, ihre selbst gebastelten Drachen steigen zu lassen. Hoch und höher sausen sie mit dem Wind und führen mit ihren langen Schwänzen aus Krepppapier einen lustigen Tanz auf.
Das haben meine Schwestern und ich auch immer gemacht. Was hat das Spaß gemacht, über das Feld zu rennen und zuzusehen, dass der Drache in die Höhe kommt! Manchmal mussten wir die Papierchen am Drachenschwanz verbessern, damit unser Vogel die Balance halten konnte. Wie stolz sind wir gewesen, wenn der Papiervogel mit seinem hölzernen Leistengerüst durch die Höhe immer kleiner erschien. Je höher, umso breiter das Grinsen vor Stolz, wenn man die neidvollen Blicke der Mitstreiter sah. Zwischen den vielen Kindern herrschte fast Kriegszustand, mit der Frage, wer der Beste im Drachensteigen ist. Auf dem Stoppelfeld nicht hinzufallen, war jedoch die größere Herausforderung. Es galt manches Mal, über kleine kraterähnliche Löcher und tiefe Furchen zu hüpfen, die, die Landmaschinen verursacht hatten. Dann wieder haben wir die Getreidereste an ihrem Schopf gepackt und aus dem Acker gerissen. Damit fochten wir einen Wettstreit im Stoppelklumpenweitwerfen aus. Es wurde laut gejohlt und schadenfroh herumgehopst, wenn einer von uns getroffen wurde. Vielleicht sehe ich bei meinem nächsten Spaziergang Kinder, bei ihrem fröhlichen Treiben auf dem abgeernteten Acker. Es sind ja bald die Kartoffelferien, dann hat die Rasselbande aus dem Dorf Zeit genug, sich zu vergnügen. Heutzutage gehen keine Kinder mehr zum Kartoffelnauflesen, so wie wir früher. Das erledigen heute die Erntemaschinen.
Die Bauern kamen zu meiner Zeit in die Schule und fragten bei uns Kindern nach, wer Lust habe, zu helfen. Man wurde verköstigt und bekam einen kleinen Lohn. Für uns eine willkommene Gelegenheit, das Taschengeld aufzubessern. Es waren immer viele Schüler, die sich auf dem Hof trafen. Die Jungs hatten derbe Lederhosen und dicke Strickpullover an. Die Füße steckten in Gummistiefeln. Wir Mädels trugen kratzende Strumpfhosen und Faltenröcke. Schürzen schützten die Kleidung von uns Mädchen. Darüber hatten wir wärmende Wolljacken mit Hornknöpfen. Auch wir kleinen Damen trugen Gummistiefel und Kopftücher, die hinten zusammengebunden wurden, hielten die langen Haare sauber.
Stets bildeten sich Grüppchen, die mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen, auf das Feld trabten. In kleinen Körben wurden die Kartoffeln aufgelesen, und zu einem alten Leiterwagen gebracht. Ein Knecht schüttete die Ernte darauf. Ab und zu gab es auch ein Abenteuer zu überstehen. Wenn eine Maus unsere Wege kreuzte, mit der Frage, wer mehr Angst hatte. Das Gekreische war groß, wenn so ein Nagetier gesichtet wurde und gleichzeitig ein Bussard sein Mittagessen erlegen wollte. Dann musste erst einmal tief durchgeatmet werden und das weitere Vorgehen musste besprochen werden, wegen der Schutzmaßnahmen, in diesem Kartoffelkrieg gegen die Raubtiere. Es passierte natürlich nichts mehr. Der Raubvogel suchte sich ein anderes Feld. Oder wie schön es war, dem Maikäfer bei dem Treffen mit seinem Kollegen Kartoffelkäfer zuzuschauen, die dann gemeinsam loszogen. Da fällt mir natürlich sofort das Kinderlied ein: Maikäfer flieg …, das haben wir oft gesungen. Es war trotz der Mühe immer schön und wir waren fleißig bei der Arbeit.
Nach Feierabend ging es auf den Hof zum gemeinsamen Essen. Alle saßen beieinander auf langen, schweren Bänken aus Eichenholz an einem Bohlentisch. Der Bauer mit seiner Frau und den Mägden, den Knechten und uns kleinen Aushilfsbauern. Zur Mahlzeit gab es meist sämige Erbsensuppe mit geräuchertem Speck. Manchmal bekamen wir eine Knackwurst dazu. Der Eintopf schmeckte vorzüglich. Von der Arbeit auf dem Feld und der frischen Luft hatten wir ordentlichen Hunger und die Teller waren ruckzuck leer, zur großen Freude der Köchin. Sie gab uns gerne Nachschlag. Zu dem Essen tranken die Männer ein Feierabendbier und die Frauen bekamen ein Glas Rotwein. Wir kleinen Helfer tranken den leckersten selbstgemachten Himbeersaft aller Zeiten. Inmitten des Hofes, wo wir zum Essen saßen, stand ein uralter großer Kastanienbaum. Sein ausladendes Geäst spendete uns während des Schlemmens Schatten. Um diesen prächtigen Baum mit seinem verdrehten, knorrigen Stamm ist eine schlichte Bank gezimmert. Wenn man sich die Sitzgelegenheit weiter entfernt betrachtet, kann man ein Sechseck erkennen. Ein lauschiges Plätzchen für romantische Sommerabende, und wenn die Früchte des himmelwüchsigen Riesen reif waren, durften wir wiederkommen, um uns einen Kastanienvorrat anzulegen. Während der Winterzeit haben wir dann Figuren daraus gebastelt.
Nach dem wohlverdienten Mahl sind wir gerne in den Stall zum Toben gegangen. Wie herrlich war es, sich in dem Heu zu wälzen, das diesen tollen Geruch hat! Unwillkürlich denkt man an die wundervolle Blumenwiese mit den hübschen Gänseblümchen, den feinen Schlüsselblumen und den wilden Margeriten. Das anschließende Zupfen des getrockneten Grases aus dem Haar zwickte ein wenig. Und doch haben wir uns immer wieder darin versteckt. Es machte einen Heidenspaß. Einmal hatten wir einen Knecht und eine Magd beim Schmusen beobachtet. Die beiden haben uns nicht bemerkt und wir sind wieder davongeschlichen. Verpetzt hatten wir sie nicht.
Schön ist das Zurückdenken an die Kinderzeit, und das nur, weil ich dem Mähdrescher bei seiner Arbeit zugesehen hatte.
© Sternwanderer
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