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Feedback jeder Art Frauen wollen immer nur das eine...

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  • Jürgen
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Wie jedem Freitag hatten wir uns wieder in unserer Stammkneipe zusammengefunden, um über das Leben, die Frauen und überhaupt, über alles was unsere Gemüter die Woche über erhitzte zu philosophieren. Dieser Freitag war zu einer Tradition geworden.
Er war sozusagen ein Muss in jeder Woche des männlichen Jahres.
Ganz besonders dieser Freitag, der letzte im durchaus ereignisreichen Jahr.
Wir, das heißt, Karl-Heinz, Hans-Dieter, Klaus-Dieter und ich, hatten uns zu absoluten Frauenkennern und Frauenverstehern, erklärt.
Genüsslich schlürften wir unser Bier und unseren Wein und kamen schnell auf unser Lieblingsthema – Frauen – zu sprechen.
Vergleichsmöglichkeiten hatten wir in unserer Kneipe äußerst selten, da sich Frauen hierhin auch selten verirrten. Wir konnten uns das allerdings nur damit erklären, dass das Niveau für Frauen hier viel zu hoch war und kulturell gesehen, das Verständnis der Frauen in dieser Hinsicht oft fehlte. Ich persönlich muss aber sagen, Kneipen ohne Frauen sind mir manchmal sehr unheimlich.
Karl-Heinz stimmte uns gerade auf seine Einleitung ein. Es war der übliche Satz, welchen er über den gesamten Abend mehrfach wiederholte, ohne uns auch nur den geringsten Lösungsweg seiner These aufzeigte: „Frauen wollen immer nur das eine...“.
Als das Bier nun seinen kurzen Weg, vom Mund bis zur Blase antrat, betrachtete ich mich und die mir gegenüber sitzenden Herren der Schöpfung.
Wir waren doch äußerst graziös anmutende Geschöpfe dieser Menschheit, stellte ich fest. Nun gut, mal abgesehen von unseren Glatzen, dem leicht wippenden Doppelkinn und unseren Brillen, traf die Graziösität auf uns natürlich im vollen Umfang zu.
Aber, stellte ich zufrieden fest, ich hatte schließlich noch meine eigenen Zähne und diese zeigte ich dann auch gleich mit dem strahlendesten Blendamed - Lächeln auf dieser Welt.
Wir konnten uns noch sehen lassen, zu mindestens in unserer Kneipe.
Ja, fing ich in Gedanken an zu schwärmen, ja hier hatte ich nach der Trennung von meiner Frau vor einigen Jahren neue Freunde gefunden, hier durfte ich wieder Mensch sein.
Hier, in meiner Lieblingskneipe.


Erst war es eine Flucht vor dem Alltag,
den täglichen Lügen.
Immer wieder sich selbst betrügen,
im Selbstmitleid verfallen,
sich an die vergangene Beziehung krallen.
Nicht loslassen den Partner,
den man so liebte,
obwohl der Alltag die Liebe längst besiegte.
Eine Liebe die viele Jahre hielt,
eine Achterbahnfahrt des Lebens,
nie mit den Gefühlen des anderen gespielt.
Jetzt sitze ich bei einem Glas Wein,
denke über alles noch einmal nach,
die dunkelste Kneipe
wird mein schönstes Gemach.
Finde dort neue Freunde,
rede über Gott und die Welt,
hab gerade das zweite Glas Wein mir bestellt.
Die Zunge gelockert,
man redet und redet, die Zeit vergeht.
Vergessen die Sorgen,
die hier ohnehin keiner versteht.
Das Leben geht weiter,
eine neue Liebe beginnt sich zu entfalten.
Die Oase des Sorglosen,
meine Lieblingskneipe,
bleibt mir erhalten.
Die Liebe sie kommt, die Liebe sie geht,
nie vergesse ich Raum und Zeit,
in welcher meine Lieblingskneipe steht.


Als ich mich an dieses Gedicht erinnerte, das ich damals geschrieben hatte, lächelte ich in mich hinein und dachte wieder einmal über Anka nach und träumte in den Abend hinein.
Ich erinnerte mich an die weisen Worte des großen Manitu:
„Trinke nur was klar ist, rede was wahr ist, iss nur was gar ist, sammle was rar ist und liebe was gerade da ist.“
So was von wahr.
Ich wurde nur von Karl-Heinz’s „Frauen wollen immer nur das eine...“ aus meinen Gedanken gerissen.
Aber ihm hörte sowieso keiner mehr zu und Hans-Dieter übernahm das Redezepter.
In seinem typisch sächsischen Dialekt berichtete er über seine Erfahrung der vergangenen Woche mit der Frauenwelt der Stadt.
„Da saß ich nuu am Sonntag mit meinen Schwacher Bernd-Günther am Markt offn Freisitz und wir guggten nur so in de Welt rum.
Neben uns, da hockten zwee Weiber und guggten in Kerlen hinterher.
Das störte uns abber überhaupt nich, denn das machen wir ja och.
Abber als die eene dann zur andern sachte, gugge mal, dass is abber ne geile Schnalle , da warn wir abber schockiert.
So wass würden wir abber nie übber een Weib sachen“.
Wir nickten Hans-Dieter zustimmend zu und ertranken unseren Schock in den neben uns stehenden Getränken.
Dabei schüttelten wir uns sichtbar vor Ekel, über diese verruchten Frauen in der doch so verruchten Welt.
Darauf hin vertilgte jeder von uns eine Bockwurst mit Kartoffelsalat und vernichteten die eventuell darin enthaltenen Salmonellen gleich mit einem Jägermeister.
Hans-Dieter brüllte vorm Trinken noch: „ Achtung, Alarm voorn Darm“, und rannte dann auch gleich ganz schnell in Richtung Toiletten.
Karl-Heinz jammerte dann auch gleich wieder: „Frauen wollen immer nur das eine, aber ich mache das nicht mit“.
Was immer das auch war, wir nickten zustimmend mit einer derartigen Entschlossenheit, die der gesamten Frauenwelt Angst einjagen müsste. Ich versuchte noch einmal darüber nachzudenken was Karl-Heinz nicht mehr mit machen wollte. Dachte mir, er wolle wohl nicht mehr mit seiner Brigitte schlafen oder ihr nicht mehr so viel Geld geben, verwarf aber diese Idee sofort wieder.
Hier ging es garantiert um etwas Größeres und nicht um solche Kleinigkeiten und Belanglosigkeiten, wie Sex oder gar Geld.
Ja, unser Lieblingsthema hatte seinen Höhepunkt erreicht, den Sex mit Frauen.
Und da konnten wir so richtig mit reden.
Klaus-Dieter nahm dann auch sofort den Faden auf. „Wir Männer sind doch arg beschissen dran. Nachdem wir den Frauen beim stundenlangen Vorspiel unsere Zärtlichkeit bewiesen haben...“
Scheißvorspiel, unterbrach Karl-Heinz die Worte von Klaus-Dieter, du hupst ja auch nich ne Viertelstunde vor der Garage, ehe du hinein fährst.
Wir brachen natürlich sofort in schallendes Gelächter aus, nur Klaus-Dieter philosophierte weiter: „... dann nach dem Vorspiel so richtig unseren Mann gestanden haben und man noch ein paar Streicheleinheiten durch die Frau benötigen würde, was machen dann diese Superweiber?, sie drehen sich zur anderen Seite um, schlafen sofort und schnarchen laut.“
Mit ernster Miene nickten wir zustimmend und seufzten, ja welcher Mann hat nicht schon diese schlimme Erfahrung gemacht.
Wir liegen nach diesem weiblichen Akt schlaflos mit tellergroßen Augen im Bett und fügen uns dann die erwarteten Streicheleinheiten selbst zu, bis das Wesen neben uns im Bett er staunt aufschaut und energisch spricht: „Hample neben mir nicht so rum, da kann man ja nicht einmal in Ruhe schlafen!“.
Da haben wir wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, Mann kann nicht schlafen – Frau schon.
Ja, ja schnarrte Karl-Heinz wieder im gleichen Tonfall: „Frauen wollen immer nur das Eine...“ Aber nach seinen zwölf Bier wusste er auch nicht mehr schlüssig was sie wollten.
Karl-Heinz winkte nur ab und versuchte das Bierglas in drei Zügen in Richtung Mund zu führen, was ihm aber mindestens drei mal misslang.
So schaute er es bloß noch missmutig an, seine Gesichtszüge hatten sich auf ein Dauergrinsen eingestellt, welches er bis zur Auflösung unserer Stammtischrunde
bei behielt.
Klaus-Dieter, der am kürzesten, von den anderen Dreien in einer Beziehung stand, sagte in einem Tonfall, wie wenn im Radio die Pegelstände der Bode durchgeben würden, „Sex ist das wichtigste, das aller wichtigste in einer Beziehung“.
Wir schauten uns fragend an und fingen sofort an zu grinsen, auch Karl-Heinz, aber der grinste schon die letzte halbe Stunde.
Wir wussten ja alle, dass Klaus-Dieter, der nun schon ein halbes Jahr mit seiner Heidemarie zusammen war, noch nie mit ihr geschlafen hatte, außer eben des Nachts so richtig geschlafen hatte.
Aber große Töne konnte der spucken, nur wenn Heidemarie in ihrer Kampfausrüstung das gemeinsame Schlafzimmer betrat, bekam er Migräne oder er musste dringend weg, weil seine Großmutter einen Zahn bekam, oder so ähnlich.
Arme Heidemarie dachte ich, ob du wohl jemals Sex mit Klaus-Dieter haben würdest?
Egal!
Es war weit nach Mitternacht. Auf mich wartete zu Hause nur mein Bett und ein Fussel in meinem Bauchnabel und dem war ich keineswegs rechenschaftspflichtig.
Zu Hause lag ich dann noch eine ganze Weile wach im Bett und überlegte was wohl die Frauen nun so von den Männern wollten und was Karl-Heinz nun auf keinen Fall mit machen wollte. Es wollte mir aber partout nicht einfallen. So beschloss ich, Karl-Heinz gleich am Samstag morgen anzurufen und ihm danach zu fragen.
Dann schlief ich fest und störungsfrei in meinem Bett allein ein und keine fragte mich nach meinen nächtlichen Aktivitäten aus oder störte mich dabei gar.
Samstagmorgen
Der Samstagmorgen begann für mich so gegen halb zwölf.
Ich hatte sehr gut geschlafen, duschte mich, trank den ersehnten Kaffee um dann gut gelaunt Karl-Heinz anzurufen.
Eine muffelige Stimme schallte mir vom anderen Ende der Leitung entgegen und bohrte sich schnarrend in meine Gehörgänge:
„Was issn?“
Nein, hatte der eine Nacht hinter sich.
Und sofort jammerte er wieder: „Frauen wollen immer nur das eine, aber das mache ich nicht!“
„Was machst du denn nicht“, fragte ich ungeduldig und wissbegierig zu gleich.
„Immer , wenn ich nach unserem Stammtisch völlig besoffen nach Hause kam wollte sie...“
„Sex?“ stoppte ich seinen Redefluss.„Nein, das würde ich ja zur Not noch ertragen“, sagte Karl-Heinz, „aber diese verrückte Nudel hat sich in den Kopf gesetzt, sie will nur das eine, sie will das nächste mal mit zu unserem Stammtisch kommen, und da mache ich nicht mit!“, sagte Karl-Heinz mit aller Entschlossenheit dieser Welt.
„Nein“, rief auch ich völlig entsetzt, „unsere letzte Männerdomäne werden wir auf gar keinen Fall der Frauenwelt opfern! Und wenn wir dafür sterben müssen“ fügte ich in einen an Dramatik brillierenden Ton hinzu.
Wir waren uns einig, das eine, was diese Frauen wollten, werden wir nicht tolerieren!
Koste es was es wolle und wenn wir mit dem Bierglas in der Hand sterben müssten, wir würden dafür kämpfen, dass niemals eine Frau mit an unserem Stammtisch sitzt!
Wir haben nichts gegen die Frauenbewegung, Hauptsache sie bewegt sich vom Stammtisch weg!


© Jürgen Rüstau
 
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Liebe Mitschreiber, das ist eine fiktive Geschichte. Ich selbst bin kein Stammtischler. Ich hatte diese Geschichte dann umgeschrieben als Sketchvorlage, denn ich konnte mir so ungefähr einen Männerstammtisch vorstellen. Den Sketch selbst haben wir einige Jahre gespielt. Das Kabarett hat sich aufgelöst da zwei Musiker verstorben sind, mein Bühnenpartner ist inzwischen Bürgermeister geworden und ich bin in die Rente gegangen. Also nehmt mir diese Stammtischgeschichte bitte nicht krumm. Liebe Grüße JürgenScreenshot_20250730-124555-305.png
 
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