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Textarbeit erwünscht Gelbe und orange Blätter

Der/die Autor/in wünscht sich konkrete Rückmeldungen zur Textgestaltung.
  • Darkjuls
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Hallo,
ich habe mich mal an einer Kurzgeschichte versucht und darauf geachtet die Merkmale einzuhalten.
Ich würde mich über Feedback freuen, um sehen worauf ich noch achten muss.
Liebe Grüße 👋🏽


Gelbe und orange Blätter

Ich gehe nur so schnell wie es unauffällig bleibt. Mein Atem kommt stoßweise, mein Herz rast noch, meine Hände zittern, mein nasses Gesicht glüht.
Ich biege um die Ecke, auf den freien Platz mit den Bäumen und dem Springbrunnen, atme einmal tief ein und wieder aus.
Unter dem ersten Ahorn bleibe ich stehen. Eine Hand am Stamm, den Blick gesenkt. Mein dunkles Haar verdeckt mein Gesicht. Erschafft etwas Dunkelheit um mich. Am Boden liegen schon gelbe und orange Blätter. So stehe ich da. Ich will den Kopf nicht heben. Die Blätter helfen mir.

Ich sehe nicht wie eine Straßenmusikerin am anderen Ende des Marktes ihre Gitarre zurecht rückt. Ich ahne nicht das es mich gleich mit voller Wucht treffen wird.
Der erste Ton, der zweite Ton und meine Nackenhaare stellen sich auf. Mein Atem stockt, meine Finger krallen sich an die raue Rinde.
Den Ort den ich als Zuflucht gewählt habe, entpuppt sich zum Gegenteil. Ich erkenne das Lied sofort, "Wicked Game" von Chris Isaak. Es könnte nicht passender unpassender sein und innerlich zeige ich dem Schicksal den Mittelfinger.

Eine heiße innere Welle erfasst mich und lässt mich wanken. Die Musikerin singt die ersten Worte. So zart. So eindringlich. Erneut schießen mir Tränen in die Augen. Ich rutsche am Stamm runter und lehne mich mit einer Drehung dagegen. Den Kopf zwischen den Knien, laufen mir heiße Tropfen die Wangen entlang und landen auf gelben und orangen Blättern.
Ein Keuchen dringt aus meinem geöffneten Mund, der einen lautlosen Schrei formt.
Meine Augen sind zusammen gekniffen, das Gesicht verzerrt. Alles zwischen den Knien.
Von außen nicht sichtbar.

Ich sehe vor mir die grünen Augen. Aufgerissen, erschrocken, hilflos. Ich sehe das blonde Haar, ordentlich frisiert. Ich sehe den halb geöffneten Mund. Er bleibt stumm. Ich sehe die Hand, die eine andere Weibliche hält. Ich sehe die Andere.
Braune Augen, brauner geflochtener Zopf, volle Lippen, zierlich. Mein Ebenbild.
Ich sehe wie sie ihren Arm von der Taille neben sich nimmt. Unsicher, fragend.
Ich sehe mich, wie ich mich langsam umdrehe, wie ich langsam losgehe, wie sich meine Augen langsam mit Tränen füllen. Ich sehe mich schneller werden, fast laufen. Fast. Ich sehe mich am Ahorn.

Meine Gedanken wandern. Ich höre meine Mutter sagen "Du hast drei Kinder , du hast so einen tollen Mann, der immer zu dir steht. Das kannst du doch nicht aufgeben, nur weil du für jemanden glaubst Gefühle zu haben, wo du nicht mal weißt ob es auf Gegenseitigkeit beruht."
Ich höre mich sagen "Es sind mehr als Gefühle. Ich wusste nicht das sowas möglich ist. So zu lieben, nach den ganzen anderen. Und ich spüre da was zwischen uns." Ich höre meine Mutter sagen "So ein Quatsch. Du kennst diesen Menschen überhaupt nicht. Das ist alles Illusion."

Meine Beine kribbeln. Sie sind eingeschlafen. Meine Ohren rauschen. Speichel und Nasensekret tropft auf gelbe und orange Blätter. Ein Geräusch neben mir. Eine kleine Hand an meiner linken Schulter. Vorsichtig. Ich hebe langsam meinen Kopf. Mein Nacken tut weh. Ein Windstoß weht eine blonde Strähne zu mir rüber. Ich rucke meinen Kopf den restlichen Weg nach oben. Etwas zu schnell. Ich blinzele den Tränenschleier weg. Ich sehe in grüne Augen. Besorgt, schuldvoll, aber fest. Es sind ihre Augen. Die blonde Strähne muss sich auf dem Weg zu mir gelöst haben.
 
Hallo Graukariert,

ich weiß nicht, ob ich in diesem Fall der Richtige für Feedback und Textarbeit bin, sehr oft verstehe ich nämlich Texte nicht. Hier bekomme ich die Storyline nicht so ganz zusammengesetzt: Wer ist wer? Wer will wen verlassen, und warum? Ah ja, hat jemand anders kennengelernt. Was hat die Musikerin damit zu tun? (Den Song kenne ich nicht, was bestimmt helfen würde.) Wer ist die andere Person zum Schluss?
Liegt bestimmt (mal wieder) an mir, aber lesen und verstehen sind mir etwas zu mühsam.

Im Vorwort fehlt ein "zu" (um zu sehen), ich könnte ein paar Kommas mehr gebrauchen, und du kennst den Unterschied nicht zwischen "das" und "dass". Alles nicht so wichtig, aber irgendwie stört es mich hier mehr als in den meisten Gedichten.

Trotzdem hat die Szene unbedingt Atmosphäre und Charakter. Wenn ich verstehen würde, was genau hier los ist ... Aber, wie gesagt, das passiert mir dauernd und hat nicht unbedingt etwas zu sagen.

Ob mein Kommentar dir irgendwie helfen kann: ich hoffe es.

Schönen Gruß!
Uwe

P.S. "... es könnte nicht passender unpassend sein." ?!
 
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Liebe Graukariert
Ich finde Du hast das gut geschafft Spannung in dem Text aufzubauen. So wirklich rauslesen kann man nicht, um was es wirklich geht. Geht es um eine heterosexuelle Neigung oder geht es um den Wunsch einer neuen Beziehung. Das Lied das am Baum gespielt wird sagt einiges aus und es soll wahrscheinlich die zentrale Situation beschreiben. Mir sind spontan die Lieder von Janis Lyn Joplin in den Sinn gekommen, deren Leben leider ein sehr tragisches Ende gefunden hat.
 
Lieber @Stavanger, lieber @Rudolf Fritz-Roessle,

ich danke euch für euer Feedback 😉

Ich muss sagen dass es mir auch tatsächlich ziemlich schwer fiel verdichtet und ohne viel Erklärung zu schreiben.
Dachte aber das es ein typisches Merkmal einer Kurzgeschichte ist. Das sie eben viel Interpretationsspielraum lässt und man zwischen den Zeilen lesen muss und auch selbst kreativ sein muss, da es "einfach beginnt" und offen endet.

Aber offensichtlich sind für mich sonnenklare Dinge für andere eher undurchschaubarer Nebel 😅

Zur kurzen Inhaltserklärung: Es geht um eine Frau die sich "verbotenerweise" in eine andere Frau verliebt hat, aber kaum etwas von ihr weiß. Als sie sie dann mit deren Freundin sieht, bricht für sie eine Welt zusammen. Dennoch scheint da ja was zu sein, weil die besagte Frau ihr zum Baum gefolgt ist.

Ich denke dann bleibe ich erstmal bei Gedichten 😉 aber interessant und war ja mein erster Versuch.

Liebe Grüße Graukariert
 
Heihei,

Och, so würde ich das gar nicht sehen, man kann doch mit allem mal experimentieren. Ich glaube, die Form "Kurzgeschichte" muss sowieso nichts Bestimmtes erfüllen (außer kurz zu sein), sie muss erst recht nicht mysteriös, offen am Ende oder sonstwas sein.
Ich erzähle eine Story, die ich erzählen möchte, und wenn sie gut (oder schlecht) ausgeht, dann tut sie das eben, weil die Geschichte so geht, ich muss sie nicht drehen oder zwängen, damit das Ende offen ist, weil die Form es so verlangt.
Ich bezweifle ohnehin, dass sie das tut.
Jedenfalls habe ich ca. 20 Kurzgeschichten geschrieben, die auf nichts dergleichen Rücksicht nehmen und trotzdem Kurzgeschichten sind.

Verständlich sein finde ich für alle Genres und Formen hilfreich - mit Ausnahme vielleicht von ... Rätseln!?

So jedenfalls meine Haltung.

Sei gegrüßt:
Uwe
 
Hallo Graukariert, die Kurzgeschichte finde ich interessant. Allerdings sind es mir zuviele "Ich" am Satzanfang. Vielleicht kannst Du einige Sätze umstellen oder verbinden. Liebe Grüße Darkjuls
 
  • Darkjuls
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