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Feedback jeder Art Hymnus an Orpheus

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Eine Muse dereinst einen Sohn gebar,
gar sein erster Schrei erklang so klar,
inne hielt die Sonne in ihrem Lauf,
die Nymphen seufzten ergriffen auf,
als der König hielt sein Kind empor,
sangen die Vögel der Welt im Chor,
an diesem Tage begann die Reise,
die Ich schilder’ in dieser Weise;

Der erste Schrei lag lang zurück,
er lebte einst in Friede und Glück,
schärfte seinen Geist in allerlei Lehre,
gab sich in Hain und Hofe die Ehre,
Freund des Falters wie der Spinne,
ein Schelm im besten aller Sinne,
lebte sein Leben in vollsten Zügen,
ihn konnte einst nichts betrüben;

In einer bittersüßen Sommernacht,
erschien ihm Apoll in aller Pracht,
schenkte dem Prinzen ein Instrument,
als die Lyra man es heute kennt,
bespannt mit sieben silbern Saiten,
trugen ihr Spiel durch die Gezeiten,
doch erst als sieben zu neun ergänzt,
ihr Klang sichtbar im Mondlicht glänzt,

So reiste er mit so manchem Held,
bis zum Ende der bekannten Welt,
mit Iason irrte er auf See umher,
besang die Enge, das tosende Meer,
ebnete den Weg zum goldnen Vlies,
indem er den Drachen schlafen ließ,
heimwärts bannte sie Sirenengesang,
doch auch diesen der Sänger bezwang;

Eines Tages als die Falken flogen,
mit den Wolken über n’ Himmel zogen,
tollte er mit Faunen durch den Wald,
als er da sah eine lieblich’ Gestalt,
sie stand an einem silbern Fluss,
ihre Erscheinung ein seltener Genuss,
als dann fiel das seidene Gewand,
war Herz verloren und Blick gebannt;

Fortan warb er um die Nymphenmaid,
besang ihr Haar und ihren lieblich Leib,
je mehr sie sich dem Werben entzog,
umso mehr er sich für sie verbog,
der Prinz sank gar vor ihr auf die Knie,
solch Liebe sah die Maid zuvor nie,
als gar alle Hoffnung schien dahin,
schenkte ihr Kuss ihm Lebenssinn;

Ihr Glück suchte einst Seinesgleichen,
es mochte für ewig und länger reichen,
sie war alles, was er noch nicht war,
er zeigte ihr alles, was sie nicht sah,
so schlossen sie einen ewigen Bund,
in einem Hain zur nächtlichen Stund,
sie feierten mit Göttern und Geistern,
schworen sich das Morgen zu meistern;

Doch das Morgen brachte ihnen Weh,
als die Maid badete in einem See,
ein edler Unhold war ihr verfallen,
niemand hörte ihre Schreie hallen,
als sie haltlos durch die Wälder floh,
doch als er sie packte, grob und roh,
war sie schon tot und eisig kalt,
eine Schlange biss sie im Wald;

Ihre Schwestern sühnten ihren Tod,
Bienenstiche färbten den Unhold rot,
doch die Rache ließ den Sänger kalt,
fühlte sich leer und unendlich alt,
so schwieg er gar sieben Tage lang,
danach ein Wehen, der erste Klang,
der seine spröden Lippen verließ,
ein Klagelied in die Nacht entließ;

Ein silberner Stern fiel in die See,
denn gar der Nacht tat dies weh,
sie barg den Prinzen in Finsternis,
teilte mit ihm Leid und Bitternis,
der Tag brachte eine neue Reise,
Schatten lehrten ihn eine Weise,
die führte ihn ins Reich der Toten,
dies war für Lebende verboten;

Sein Spiel ebnete ihm den Weg,
er besang den Charon am Steg,
sogar Zerberus war wie zahm,
als da der traurige Sänger kam,
die Toten schluchzten gerührt,
das Lied ließ niemand unberührt,
nicht mal Hades und Persephone,
sie seufzten gar voller Weh;

Sie gaben ihm die Liebste wieder,
denn Lohn gebühren solche Lieder,
er durfte mit ihr zurück ins Leben,
doch eine Bedingung sollt es geben,
solange sie im Schattenreich weilten,
solange sie dem Licht entgegen eilten,
durfte der Prinz sich nicht umsehen,
sonst müsste er ohne sie gehen;

So schwer klang dies wirklich nicht,
so führte er sie gen Tageslicht,
doch je länger der Sänger so ging,
kamen ihm Zweifel in den Sinn,
er hörte ihre Schritte nicht mehr,
die Furcht plagte ihn so sehr,
als er sich dann nach ihr umsah,
wusste er nicht wie ihm geschah;

Es zog sie in die Schatten zurück,
dahin war all sein junges Glück,
die Unterwelt spie ihn lachend aus,
verschlossen blieb Hades Haus,
er spielte sich die Finger wund,
tat der Welt seine Klage kund,
doch es sollte einfach nicht Sein,
das Sängerherz, es ward zu Stein;

Fortan mied er jedes Weibsbild,
duldete nur die Wölfe und das Wild,
er suchte Harmonie in der Natur,
streifte durch Wald, Wiese und Flur,
dort traf er einen festlichen Zug,
Weiber tranken aus einem Krug,
sie geiferten und lechzten ihn an,
er war seit Tagen der erste Mann;

Sie rissen ihm die Kleider herunter,
seine Schreie gingen einfach unter,
er wehrte sich noch mit letzter Kraft,
doch er wurde rasend dahingerafft,
man riss den Leib in tausend Fetzen,
das Gesicht verzerrt voll Entsetzen,
von dannen zog das Weiberheer,
warfen Kopf und Leier ins Meer;

Beides barg man an einem Eiland,
es war als Lesbos wohl bekannt,
das Haupt lag im Tempel aufgebahrt,
auch die Leier war wohl verwahrt,
entschwunden war seine Seele,
doch Leben erfüllte seine Kehle,
die Lippen blass und blutleer,
schweigen wird er nimmermehr;

Sein Lied hallt durch Zeit und Raum,
ein unsichtbar unsterblich Traum,
in Liebesliedern könnt ihr ihn hören,
mit bittersüßem Leid beschwören,
eure Stimmen sind nichts wert,
wenn ihr die Liebe nicht ehrt,
über sie ist nie genug gesagt,
hört auf sein Lied und wagt;

Wenn dann doch sein Lied verhallt,
seine Stimme nimmermehr erschallt,
dann stirbt doch noch diese Welt,
das Licht erloschen das sie erhellt,
Kälte umfängt das Menschenherz,
ein Geschlecht gegossen aus Erz,
die Hoffnung seufzt ein letztes mal,
die Stille legt sich über Berg und Tal;
 
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