Idylle
(auf einen 4/4-Takt zu rappen)
Es war einmal ein Mensch, der war zufrieden,
Der hatte einen Zaun und einen Hund,
Ihm war der hominide Gang beschieden,
Und zur Beschwerde sah er keinen Grund.
Er hatte außerdem ein Gegenüber,
Das ihm den Zweifel von der Seele nahm,
Er litt an gar nichts – nur am Lampenfieber,
Wenn ihm die Zukunft in die Quere kam.
Zum Beispiel fing sein Nachbar an zu fliegen,
Der Mensch sahs durch den Fensterladenspalt,
Und tags darauf ist er aufs Dach gestiegen,
Und in Gedanken flog er Richtung Wald,
Es hat der Mensch die Arme ausgebreitet,
Und nur der Absprung hätte noch gefehlt,
Der Brustkorb war ihm heldenhaft geweitet,
Der Mensch hat froh bis hundertelf gezählt
Und stieg bei hundertzwölf vom Dach herunter,
Er ging zu Bett und träumte von dem Flug,
Der ihn als Schwalbe aus Papier dann unter
Den Sternen hin zum Kinderspielplatz trug.
Dort ist er lautlos übern Sand geglitten,
Verfing sich jäh in einem Purzelbaum,
Und eine Besenhexe kam geritten –
Dann war er aber aus, der schöne Traum.
Der Mensch ist wieder hoch aufs Dach geklettert,
Und nunmehr hob er wirklich ab und flog,
Ist rein in einen Schweinestall gebrettert,
Als ihn der Wind auf Nachbars Grundstück zog.
Die Zukunft, sprach der Mensch, liegt nicht im Fliegen,
Des Bürgers Zukunft liegt im Flugverbot!
Dann ist er einmal noch aufs Dach gestiegen,
Man sah ihn fliegend um den Kirchturm biegen,
Er wollte einen Überflieger kriegen …
(und falls er abgestürzt ist – ist er tot).
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