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Feedback jeder Art Kerlkönig

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  • Patrick
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Kerlkönig

Nur mein düsterer Probelauf
zu Goethes Erlkönig


Wer fährt so spät durch Krieg und Wind
Es ist die Mutter mit ihrem Kind.
Sie hat die Tochter wohl in dem Arm
Sie fasst sie sicher, es hält sie warm

Mutter:
Tochter, was birgst du so bang dein Gesicht?

Tochter:
Mutter, siehst du den Kerlkönig nicht?
König von Krieg, Explosionen und Schrei

Mutter:
Meine Tochter, wir waren nie frei

Kerlkönig:
Du liebes Kind, komm' doch mit mir,
Kein Angst, ein Stück spiel' ich mit dir,
dort sind nur Attrappen am Strand!
Sonst zieht sie das Weißgewand an

Tochter:
Mutter, meine Mutter, und hörst du nicht,
was der Kerlkönig gefeit mir verspricht:

Kerlkönig:
Sei ruhig, du hörst keine Warnpfiffe,
und keine Splitterbombenangriffe.

Tochter:
Mutter, meine Mutter, siehst du nicht dort?
Ich bin allein, Opfer an düsterem Ort.

Mutter:
Meine Tochter, Tochter, ich seh es genau
Am hellen Tag: Ruinen sind finster, grau.

Der König sagte zu dem Kind anstatt:
Bist du nicht willig, bekommst du Gewalt.

Tochter:
Mutter, meine Mutter, jetzt fasst er mich an
Der Kerlkönig hat mir ein Leid angetan.

Im Alptraum fuhr die Mutter mit ihr geschwind.
Sie hielt fest leis weinend ihr Kind,
erreichte das Haus mit Müh’ und Not
In seinen Armen war das Kind nun tot.




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Bildquelle: pixapay
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @etwas , eine wirklich schöne Adaption des Erlkönigs. Ein paar Anmerkungen zu deinem Gedicht habe ich aber.

  • Ich habe mir während des Lesens die Tochter als "die Demokratie" vorgestellt. Zurzeit gibt es ja so einige Kerlkönige, die ihr an den Kragen wollen. War das vielleicht das, was du damit transportieren wolltest?
  • "Kerlkönig" klingt in meinen Ohren etwas verniedlichend. Etwas, dessen schlechtes Benehmen man belächeln und dann nicht weiter beachten muss. So ist es ja gerade nicht. Es sind wahre Monster, frei von jeder nachweisbaren Empathie, die derzeit an der Tochter zerren. Gibt es da einen treffenderen Begriff dafür? Mir fällt gerade keiner ein.
  • Ich würde im ersten Vers nicht "Nacht" durch "Krieg" ersetzen. Die Nacht kann metaphorisch als eine dunkle, Gefahr bergende Zeit gelesen werden. Und worum es dabei geht, wird in den folgenden Versen klar.
  • Das folgende passt für mich inhaltlich nicht:
König von Krieg, Explosionen und Schrei

Mutter:
Meine Tochter, wir waren nie frei
Die Mutter will ihre Tochter ja gerade beschwichtigen, sodass sie sich sicher fühlt. Mit einer solchen Aussage der Mutter wird sie das ganz bestimmt nicht.
ICh würde anstelle von "Schrei" "Groll einsetzen und das dann im folgenden Vers auf soll oder voll reimen lassen.

Dieses "anstatt" wirkt auf mich etwas steif. Außerdem reimt es sich nicht auf "Gewalt".
Der König sagte zu dem Kind anstatt:
Bist du nicht willig, bekommst du Gewalt.
Was hältst du von "Der König sagt zu dem Kinde sehr kalt:/ Bist du nicht willig, bekommst du Gewalt."?

Metrisch fehlt mir das Galoppierende, das man in Goethes Erlkönig herausspüren kann.

EIn paar Dinge hätte ich zwar noch. Doch es ist auch so schon mehr geworden als ich vorhatte zu schreiben. Ich glaube, dass dein Text wirklich das Potenzial hat, ein sehr guter Text zu werden. Doch dafür müsstest du noch etwas Arbeit reinstecken. Soweit aber erst einmal: Gern gelesen, noch gerner kommentiert. 🙂
 
Hallo Guenk und Patrick, ganz vielen Dank für Eure sehr gute Kommentare. Ich brauche noch etwas Zeit zum Nachdenken und melde mich gern wieder. Bis bald! etwas.
 
Hallo Patrick

Ich habe nicht an „die“ Demokratie gedacht, sondern an Tochter und Mutter anstelle des Knaben mit dem Vater.
Der „Kerlkönig" klingt möglicherweise etwas verniedlichend, doch Kerl ist darum ein Kerl, weil er zum Beispiel im tödlichen Gaza-Krieg führt oder ein Kerl ist, der Mädchen widerlich anfasst.
Es ging damals um Meister Goethes Erlkönig, um ein Unbewusstes oder um ein Grauen in einer mythischen Naturwelt. Bei mir geht es um traumatische Erlebnisse und einen Alptraum für das Kind.
Mein „Kerlkönig“ steht nun in der Tatsächlichkeit einer heutigen realen Welt.
Bestimmte ironische Elemente meines „Kerlkönigs“dürfen auch bleiben.
„Nacht und Wind“ ist besser als „Krieg und Wind“, zumal es offensichtlich um den Krieg geht.
Statt „anstatt" neu „eiskalt"
„Groll" und „soll“ hätten mir nicht gefallen,
Das wäre nur Ärger gewesen.

Kerlkönig sagte zum Kind eiskalt:
„Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt"

Vielen Dank für deinen wohlwollenden Beitrag.

etwas
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo

Vorläufig (?) abgeschlossen:

Kerlkönig

„Wer fährt so spät durch Nacht und Wind"
Es ist die Mutter mit ihrem Kind
Sie hat die Tochter wohl in dem Arm
Sie hält sie sicher, es gibt ihr warm​

Mutter:
Tochter, was birgst du so bang dein Gesicht?

Tochter:
Mutter, siehst du den Kerlkönig nicht,
der Kronprinz von Krieg, Hass, Hetzerei?

Mutter:
Meine Tochter, leider sind wir nicht frei

Kerlkönig:
Du liebes Kind, komm' doch mit mir,
Kein Angst, ein Stück spiel’ ich mit dir
Dort seien nur Attrappen am Strand
Die Frau zieht sich bloß ein Weißgewand an

Tochter:
Mutter, meine Mutter, und hörst du nicht,
was der Kerlkönig sein Bild mir verspricht?

Kerlkönig:
Sei ruhig, du hörst hier keine Warnpfiffe
Durchgeführt sind keine tödlichen Angriffe

Tochter
Mutter, meine Mutter, siehst du nicht dort?
Ich bin allein, ein Opfer an düster'm Ort

Mutter:
Meine Tochter, ich seh's genau
Nur Mut, nicht alles ist grau

Doch der König sagte zu dem Kind eiskalt:
„Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt.“​

Tochter:
Mutter, meine Mutter, jetzt fasst er mich an
Der Kerl hat mir ein Leid angetan.

Die Mutter fuhr mit ihr geschwind.
Sie hielt es fest, weinend, leis', das Kind.
Sie erreichten das Haus mit Müh' und Not.
In seinen Armen war das Kind nun tot.


 
Mir gefällt, dass du an deinem Gedicht weiterarbeitest, lieber @etwas . Ich finde, die neue Version ist durch die Überarbeitung lesbarer geworden.
Ein paar Problemfälle sehe ich aber noch.
Du liebes Kind, komm' doch mit mir,
Kein Angst, ein Stück spiel’ ich mit dir
Dort seien nur Attrappen am Strand
Die Frau zieht sich bloß ein Weißgewand an
Es ist wohl eher "Keine Angst", oder? Oder wolltest du das e bewusst weglassen? Dann würde ich aber ein Apostroph nach "Kein" setzen. Und "ein Stück" spielen? Vielleicht eher "ein wenig" spielen? AUch das "Weißgewand" erklärt sich mir nicht. Ich habe nach dieser Metapher gesucht, finde aber keine Entsprechung. Du führst da wohl eine ganz neue Metapher ein. 🙂 Ich verstehe sie am ehesten als eine Art Todesengel.
Mutter, meine Mutter, und hörst du nicht,
was der Kerlkönig sein Bild mir verspricht?
Der Kerlkönig sein Bild? ISt das Dativ, wo eigentlich der Genitiv hingehört, also "was des Kerlkönigs Bild mir verspricht"?
In seinen Armen war das Kind nun tot.
In "ihren" Armen, oder? Oder sind es des Kerlkönigs Arme? Das käme etwas plötzlich und unvermittelt.

Na gut, soweit erstmal. 🙂
 
Hallo Patrick


Es freut mich sehr, dass Du Dir so viel Zeit genommen hast. Vielen Dank, dass Du Dich noch mehr vertieft mit meinem Gedicht beschäftigt hast. Dabei kann ich auch von Dir viel lernen.

Zu den Problemfällen:

Im Goethe-Original lauteten die Zeilen:
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir:
Manch bunte Blumen sind an dem Strand:
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“

Nun neu von mir:
Kerlkönig:
Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Handfeste Spiele spiel’ ich mit dir.
Nur Attrappen vorhanden sind am Strand.
Seine Mutter hat ein weißes Gewand.

Zur Metapher:
Das wollte bedeuten, dass seine Mutter im schlimmsten Fall als Ärztin oder Hilfsschwester in weißem Gewand (oder Kittel) helfen könnte.

Vorher von „etwas"
Mutter, meine Mutter, und hörst du nicht,
was der Kerlkönig sein Bild mir verspricht?

Nun besser:
Mutter, meine Mutter, und hörst du nicht,
was der Kerlkönig mir verkehrt verspricht

„In ihren Armen!"
Klar

Merci, merci!
Liebe Grüße!
etwas
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo etwas, das sind doch Verbesserungen, mit denen du dein Gesicht so lassen kannst.
Freut mich, dass ich helfen konnte. Und ja, wenn ich hier mal etwas kommentiere, dann auch richtig und nicht ein viel zu oft gelesenes "gern gelesen".
 
  • Patrick
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