Heut am frühen Morgen
ein Moment der Freude.
Der Hahn der jungen Nachbarn kräht
zur rechten Zeit,
genau als ich es brauchte.
Ich war schon wach,
der Ofen fing zu wärmen an,
der rote Schornstein rauchte
übers schneebedeckte Dach,
der Kaffee lief durchs Sieb,
die Frau erschien und war mir lieb,
das Krähen war wie - äh -
Landsonntagslebensglück?
Da zeigt die Frau nach draußen,
weil durch des andern Nachbarn Garten wild
zwei große Hunde tobten
und sprachlich völlig rand-und-band-los
durch die Flocken stobten.
Der hellere war neu,
wir kannten ihn noch nicht.
Doch wusste ich Bescheid:
er war zur Ehepflicht erworben
und gar kein "er", sondern 'ne "sie",
gesund und stark und lebensheiß
und springlebendig - sprang sie dann
mit einem Satz - aufs andre Grundstück
zu dem Hahn
und zu den Hühnern auch
und machte noch die Schafe wild -
ein ganz unsonntägliches Bild -
und trug mit großem Übermut
das eine erst,
das nächste dann,
und irgendwann
auch noch den Hahn im Maul
von hier nach dort und wieder fort,
wir waren sehr geschockt.
Na dann!
Die Nachbarn links und rechts geweckt,
die einen kamen mit Knüppeln,
der andere mit tief gesenktem Blick ...
Wir gingen schnell spazieren,
denn wisst ihrs nicht?
Die zehntausend Schritte pro Tag
sind manchmal eine angenehme Pflicht ...
Nach einer guten Stund' zurück,
stand ein Gruß der Hühner
in unser'm Flur:
ein Korb, drin frische Eier
und die Nachricht vom Tod des Hahns
nebst Hühner noch, zweier.
Wie freute ich mich im Morgengraun
am Krähen des Hahns ...
🐔🐓🐤🐓🐔