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Feedback jeder Art Lebenslauf einer Stubenfliege

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  • Wilde Rose
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Hinter einer Hausfassade
kroch die Fliege aus der Made.
Vater hatte sich getrennt
gleich schon nach dem One-Night-Stand.
Mutter starb nur ein paar Tage
nach erfolgter Eiablage.
Nun, man denkt, die arme Kleine,
war sie da so ganz alleine.

Doch sie hatte Myriaden
von Geschwistern, und als Maden
fraßen sie sich durch die Ratte,
die Mama erkoren hatte
um den Nachwuchs zu versorgen,
eh sie schied am Dienstagmorgen.

Die Fliege wuchs und war sehr eitel
vom Fliegenfuß bis hin zum Scheitel,
es tat ihr wahrlich nicht genügen
mit all den andern rumzufliegen,
tagein, tagaus auf Kackehaufen
herumzusitzen und zu laufen.

So saß sie in sich selbst verloren
am Haus, in dem sie einst geboren.
Sie wollt im Stubenlicht, dem hellen,
da drinnen um die Lampe schnellen.
Sie wollt nur einmal mit Vergnügen
dem Hausherrn in die Haare fliegen.

Und unverhofft tat's ihr gelingen
trotz Fliegengitter einzudringen,
nun endlich war sie Stubenfliege,
sie flog im Rausch die erste Biege
und noch die zweite und die dritte ...
Das sah die Ehefrau Brigitte.

Sie war genervt von dem Gebrumme
und wollte nur, dass es verstumme.
Drum holte sie den Dyson vor
und saugte mit dem Saugerrohr
die Fliege zur Nachmittagsstunde
aus ihrer hundertzwölften Runde.
Und statt die Lampe zu umkreisen,
tat sie gen Fliegenhimmel reisen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Wilde Rose,

sehr hübsch und stellenweise auch etwas hinterhältig, wie schon von @Pegasus angemerkt.

Wer Gedichte über Maden schreibt, steht unvermeidlich im Schatten von Heinz Erhardt. Das sollte aber niemanden abhalten, die Madengedichtliteratur zu erweitern, wenn dabei ein so schöner Beitrag entsteht wie der deinige. (Wobei die Erhardtsche Made es nie bis zur Fliege gebracht hat. Auch ihre Mutter ist erstaunlicherweise als Made Mutter geworden.)

Gewundert habe ich mich, dass du ab der dritten Strophe vom Trochäus zum Jambus wechselst (wobei du den Jambus dann bis zum Ende ebenso sauber durchhältst wie in Strophe 1 und 2 den Trochäus). Vermutlich möchtest du damit zum Ausdruck bringen, wie sich der Lebensrhythmus der Jungfliege nach dem Tod der Mutter ändert ...?

Sehr elegant, wie das Insekt aus der hundertzwölften Runde in den Fliegenhimmel fliegt ...

Mit Vergnügen gelesen.

Gruß
Cornelius
 
Liebe Wilde Rose,

mit Vergnügen gelesen und herzlich gelacht. Danke!
Ach, ja, so eine Stubenfliege hat es wahrlich nicht leicht.
Erst muss sie sich von Verwesendem ernähren, dann wird sie ständig
gemobbt und weggejagt und zum Schluss noch von einem fauchenden
Drachen-Ungeheuer aufgesaugt. Dabei hat sie sich doch nur
nach Nähe gesehnt.

Schmunzelgrüße sind zu Dir unterwegs.
Chilicat
 
Liebe Wilde Rose,

Dein Fliegengedicht ist ganz nach meinem Geschmack. Die Stubenfliege hatte ja wegen Brigitte leider nur einen kurzen Lebenslauf. Im Fliegenhimmel wird es ihr sicher gut gefallen und dort kann sie ja für immer und ewig leben. Vielleicht lernt sie dort meinen Brummer kennen, der schon ein paar Jahre im Himmel wohnt. Aber ich glaube, der ist zu alt für sie. 😆

Also irgendwie kann ich Brigitte gut verstehen. Mich nerven diese Biester auch total. Dieses Gebrumme ist kaum auszuhalten. Immerhin gebe ich ihnen eine Chance, ins Freie zu fliegen, öffne Tür und Fenster, aber wenn die zu dämlich sind, den Ausgang zu finden, hilft nur noch die Fliegenklatsche. Kurz und schmerzlos.

Sehr gerne gelesen, geschmunzelt und mich an mein Gedicht „Begrüßungsrede“ erinnert. Das werde ich hier auch gleich noch einstellen. ☺️

Liebe Grüße
Moni
 
Liebe Pegasus,
ich freue mich sehr, dass es dir gefallen hat und du darüber lachen konntest. Das ist immer das größte Lob.
Tja, mit der Klatsche war die Fliege leider nicht zu erwischen, da musste der Staubsauger her ...
😁

Lieber Cornelius,
bei meinen Gedichten fällt öfter mal der Name Heinz Erhardt, das freut mich, ich hoffe doch, dass ich nicht total in seinem Schatten stehe sondern wenigstens ein bisschen schräg daneben.
Jetzt hast du mich aber zum Lachen gebracht, mit deiner Bemerkung, dass die Erhardtsche Made als Made Mutter geworden ist. 😂 Das muss einem auch erst mal auffallen.
Ja, der Rhythmuswechsel ist entstanden, weil ich erst mal drauf los gedichtet hatte und dann gesehen hab, was ich angerichtet hatte und dann aus der Kiste nicht mehr rauskam ohne alles noch mal gravierend umschreiben zu müssen.
Aber es ist sogar an der richtigen Stelle passiert, weil ab Strophe 3 geht's ja speziel um die Fliege, vorher eher allgemein um ihre Familie. 😁 Also sage ich jetzt mal, das war total mit Absicht. 😉
Ich freue mich über dein Lob.

Liebe Chillicat,
ich danke dir für deine Schmunzelgrüße, ich freue mich sehr, dass dich die Fliegengeschichte zum Lachen gebracht hat.
Ja, das stimmt wohl, so eine Fliege hat's nicht leicht und sie lebt sehr gefährlich. Aber andersrum haben wir's ja auch nicht so leicht mit den Fliegen ....
😃

Liebe Jasmin,
ich freue mich sehr, dass dir das Lesen Spaß gemacht hat, vielen Dank.
☺️

Liebe Moni,
ich bin erfreut, deinen Geschmack getroffen zu haben.
Sehr lustig, dass meine Fliege vielleicht deinen Brummer kennenlernt. Vielleicht steht sie ja auf Alte. 😂
Das Gedicht basiert auf einer wahren Geschichte (nur, dass ich nicht Brigitte heiße)
Als ich im letzten Sommer von der Arbeit nach Hause kam, saßen plötzlich hunderte von Fliegen an der Hauswand und wärmten sich ihre Füße im Sonnenschein. Aber nicht nur da, sie liefen auch von innen an den Fensterscheiben, obwohl die Fenster geschlossen und mit Fliegengittern versehen waren. Ich kam mir ein bisschen vor wie bei Hitchcock. Nach anfänglichen Versuchen mit der Klatsche der Lage Herr (bzw. Frau) zu werden, hab ich dann zum Staubsauger gegriffen. Die Plage hat mich bis zum Herbst verfolgt. Tägliches Fliegensaugen war angesagt. Ich weiß nicht, wo die herkamen und wie die ins Zimmer kamen. Da muss in irgendwelchen Zwischenräumen irgendwas in einen anderen Zustand übergegangen sein.
Da bin ich ja schon gespannt, auf deine "Begrüßungsrede". 😁


Habt vielen Dank für eure schönen Kommentare, ich freue mich wirklich sehr darüber.
Vielen herzlichen Dank auch für die Likes

Schönes Wochenende für euch
LG Wilde Rose
 
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