Herbstzeit... Die Tage werden kürzer, die Herbstnebel ziehen ins Land. Die Vögel sind wieder Gast an den Futterhäuschen. Das Wetter ist um diese Zeit meist schon kalt und nass.
Allerheiligen, die Zeit der Erinnerungen. Man denkt besonders an seine lieben Verstorbenen und an die Zeit, als diese noch unter uns weilten. Wehmut und Trauer kommen hoch. Die Gräber werden mit Blumen und Gestecken geschmückt. Aus den Grablaternen funkeln Kerzen. Aber auf manchen Gräbern brennt kein Licht mehr. . Vielleicht sind sie vergessen, haben niemanden, der an sie denkt....oder sonst was.
Nun muss ich an ein Erlebnis denken. Eine Geschichte, die ich wohl nie vergessen werde:
Ich bin 89 Jahre alt und spreche von mir und meinen Eltern. Die Leute hatten früher nicht das nötige Geld, um für Allerheiligen ein Gesteck oder Blumen kaufen zu können. Besonders die Bauern hätten sich das nicht leisten können. Ich stamme von einem Bauern ab und bin mit 7 Geschwistern aufgewachsen. Was ich hier schreibe habe ich selbst erlebt:.
Mein Vater hat jedes Jahr vom eigenen Wald Tannen- und Fichtenäste geholt und davon 2 Kränze gebunden. Einen Kranz für das Grab seiner Verwandten und einen für die verstorbenen Angehörigen meiner Mutter.
Es war kurz vor Allerheiligen. Ich war zwischen 12 und 13 Jahre alt als meine Mutter zu mir sagte: "Anni, wenn der Vater mit dem Kranzbinden fertig ist, dann trägst du diesen gleich heute noch zum Grab, weil übermorgen der Allerheiligentag ist und da die Gräber fertig hergerichtet sein müssen. Und zieh dir was Warmes an!"
"Aber Mutter", sagte ich, " ich kann doch den Kranz nicht so weit tragen! Vom Bauernhaus bis zum Friedhof ist es circa 1 Stunde zum Gehen ! Außerdem finde ich das Grab doch gar nicht!
"Aber geh", sagte die Mutter, "Du bist mit uns schon so oft vor dem Grab gestanden, also musst du es doch wissen!"
"Ja, Mutter, aber ich glaube nicht, dass ich es noch weiss, weil mich der Friedhof so gar nicht interessiert. "
Da sagte die Mutter:" Dann hör mir mal gut zu. Ich werde dir jetzt genau beschreiben wohin du gehen musst: Wenn du zum Friedhof hinkommst, dann gehe bis zum Haupteingang. Und weiter bis in die Mitte, wo der grosse Steinsoldat steht. Also bis zum Kriegerdenkmal. Links und rechts kannst du ja unterscheiden. Du gehst auf alle Fälle nach rechts. Nicht weit entfernt von den Grafengräbern in der zweiten Gräberreihe vom Mittelgang. Da findest du dann das Grab. Lesen kannst du ja. Am Grabstein steht der Name drauf. Du kannst dich nicht irren. Musst halt die Augen offen halten. Genauer kann ich es dir ja gar nicht mehr beschreiben. Merk es dir: Vom Kriegerdenkmal rechte Seite, zweite Gräberreihe. Hast du mir zugehört?"
"Ja Mutter. Ich hab dich schon gehört, brauchst es mir nicht noch einmal zu sagen!"
In den fast eckigen Kranz hat der Vater vom Garten ein paar Crysanthemen mit eingebunden.
Ich nahm den Kranz auf die Schulter und ging und ging und ging..
(ab jetzt schreibe ich der Einfachheit wegen im Präsens weiter)
Nach langer Zeit...Endlich komme ich zum Friedhof und denke mir: Was bin ich froh, wenn ich endlich den Kranz aufs Grab legen kann. So, und jetzt heißt es, sich gut zu konzentrieren, damit ich mich nicht verlaufe. Wie hat dir die Mutter noch mal gesagt? "Geh zum Haupteingang... " Ja, da steh ich jetzt. Von einem schmiedeeisernen Tor hat sie aber nichts gesagt. Jetzt steh ich an. Wie geht es weiter? Jetzt geht es mir so wie in der Schule, wenn ich vor dem Klassenvorstand stehe und überhaupt nichts weiß! So geht es mir! Wo wird wohl das Grab vom Großonkel sein? (Der Großonkel war Vaters Onkel , und alle haben ihn Vetter genannt.)
Genau dahin muss ich den Kranz bringen. Da heißt es, genau nachdenken.
Hab ich mich vielleicht verlaufen? Ich gehe hinein zum Friedhof. Schon von weitem sehe ich den grossen Steinsoldaten. Alles richtig. Aber wie geht es nun weiter? Muss ich nach links oder nach rechts gehen? Da hab ich wohl doch zu wenig aufgepasst! Ich glaube, dass Mutter gesagt hat, ich muss nach links gehen. Sicher weiß ich es aber nicht. Ja ja, stimmt schon. Links ist sicher richtig. Ich weiss es ja, so dumm bin ich doch nicht. Der Kranz wird immer leichter und dünner.
Einfach links halten, denke ich mir. Aber die Mutter hat doch etwas von den Grafengräbern gesagt.... Wie soll ich wissen, wo die Grafengräber sind? Ich hab Sie nicht gekannt, denn die, die ich kenne, die leben ja noch. Das weiß ich ganz gewiss, denn mit dem Grafen habe ich sogar schon öfters geredet. Mein Schulweg führt am Grafenfeld vorbei.
Du meine Güte, denke ich mir. Bei so vielen Gräbern das des Vettern zu finden, da muss ja ein Wunder geschehen!
Die Mutter hat gesagt, bei der zweiten Gräbereihe.... Und da bin ich jetzt!
So, so... Jetzt kann ich nicht mehr weiter.
Und als ich so weitersuche und über die Grabsteine sehe, wen sehe ich da? Unsere Nachbarin. Eine große Bäuerin. Ich denke mir noch, hoffentlich hat sie mich noch nicht gesehen....und drehe mich um, damit sie mich nicht erkennt. Ich mag nämlich nicht, wenn sie darüber mich ausfrägt, was ich tue und wie es mir in der Schule geht und so fort.
Gerade möchte ich mich hinter einem Grabstein verstecken, da hat sie mich schon entdeckt und segelt auf mich zu. "Ja grüß dich", sagt sie.
"Grüß dich, Nachbarin. (Höflich sein zu den Leuten, sagt mein Vater immer.)"
"Bist du schon länger da?"
" Nein Nachbarin." sage ich und denke mir, "Wenn du wüsstest, wie lange ich schon das Grab suche, würdest du mich auslachen. Bloß nicht verreden....
"Warum bist du hier auf dieser Seite?"
"Weil ich mir die Gräber ein bisschen ansehe.", antworte ich.
Aber mir fällt auf, dass sie mich sehr neugierig ansieht.
Dann sagt sie, "Weißt du nicht mehr, wo wo das Grab ist?"
" Aber Nachbarin, was glaubst du denn? Natürlich weiss ich das."
" Ja," sagt sie, "dann sieh zu, dass du endlich einmal den Kranz ablegen kannst. Ist er dir nicht schon zu schwer?"
" Nein, nein, der ist nicht schwer. "
"Ja", sagt sie, "das glaube ich dir, weil du das meiste des Kranzes ja schon in deinen Haaren hast!"
"Ist ja gar nicht wahr, Nachbarin! " Und ich hab dabei gelacht...(Höflich sein, sagt der Vater immer).
"Ja", sagt sie, "dann ich lass dich jetzt wieder alleine. Pfirti Gott."
"Pfirti Nachbarin . Komm gut nach Hause!" (höflich sein....)
Gott sei Dank, dass ich wieder alleine bin. Und ich denke mir, hoffentlich sehe ich sie nicht noch einmal. Aber warum hat die Nachbarin was von der anderen Seite gesagt? Hat Mutter etwa gesagt, dass ich vom Kriegerdenkmal nach rechts gehen soll? Jetzt gehe ich aber gleich auf die rechte Seite. Denn wenn ich Pech habe, kommt mir die Nachbarin noch einmal entgegen. Die haben nämlich auf der linken Seite das Grab.
Sofort marschiere ich los und suche und suche und suche....
Na endlich! Ich sehe ich die Grafengräber und denke mir: Ist doch schon mal was! Aber wenn ich unser Grab nicht bald finde, dann lege ich den Kranz einfach auf irgendein anderes . Nein das geht aber auch nicht, denn in 2 Tagen ist Allerheiligen, und wenn mein Vater seinen selbstgebundenen Kranz auf dem Grab vom Vettern nicht sieht, dann hört sich die Höflichkeit auf.
Du liebe Zeit! Wer kommt denn da jetzt noch einmal daher? Die Nachbarin!Diese Freude ! Ich weiss nicht, ob ich weinen oder lachen soll..... Wenn sie doch mal heimgehen würde....(aber... Höflich sein, sagt mein Vater)
Die Nachbarin schaut mich an und sagt mit einem Lächeln: "Ich schau dir schon die ganze Zeit zu, und du rennst immer noch mit dem Kranz herum. . Weißt halt doch nicht, wo euer Grab ist."
Im selben Moment spüre ich, wie ich im Gesicht rot werde, drehe mich einen Schritt auf die Seite und ...prompt sehe ich das Grab des Vetters. Ich glaube insgeheim, dass mir der Vetter von oben herunter geholfen hat.
"Schaut Nachbarin, ich stehe vor dem Grab, und du meinst, ich hätte es nicht gewusst, wo es ist!"
Und die Nachbarin sagt dann:" Ich verstehe dich trotzdem nicht. Stehst vor dem Grab und hast den Kranz immer noch auf der Schulter."
Ja, denke ich mir. (Höflich sein....)
Und von dem Tag an habe ich unser Grab nie mehr suchen müssen. Vom Kriegerdenkmal rechts, zweite Reihe, nahe der Grafengräber.
"Du kannst mit mir heimgehen. Wir haben ja den gleichen Weg. Dann bist du nicht allein. Es wird ja schon dunkel." sagt die Nachbarin.
"Nein, nein , weißt du, Nachbarin, ich gehe noch zu meiner Großmutter. Weil ich ja direkt vorbeigehe. Und ich fürchte mich auch nicht."
Zur Großmutter bin ich dann nicht mehr gegangen. Bin direkt nach Hause gegangen., aber einen anderen Weg. Und immer, wenn ich der Nachbarin später mal begegnet bin, Ist mir das Grab vom Vettern und der selbstgebundene Kranz eingefallen.
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Allerheiligen, die Zeit der Erinnerungen. Man denkt besonders an seine lieben Verstorbenen und an die Zeit, als diese noch unter uns weilten. Wehmut und Trauer kommen hoch. Die Gräber werden mit Blumen und Gestecken geschmückt. Aus den Grablaternen funkeln Kerzen. Aber auf manchen Gräbern brennt kein Licht mehr. . Vielleicht sind sie vergessen, haben niemanden, der an sie denkt....oder sonst was.
Nun muss ich an ein Erlebnis denken. Eine Geschichte, die ich wohl nie vergessen werde:
Ich bin 89 Jahre alt und spreche von mir und meinen Eltern. Die Leute hatten früher nicht das nötige Geld, um für Allerheiligen ein Gesteck oder Blumen kaufen zu können. Besonders die Bauern hätten sich das nicht leisten können. Ich stamme von einem Bauern ab und bin mit 7 Geschwistern aufgewachsen. Was ich hier schreibe habe ich selbst erlebt:.
Mein Vater hat jedes Jahr vom eigenen Wald Tannen- und Fichtenäste geholt und davon 2 Kränze gebunden. Einen Kranz für das Grab seiner Verwandten und einen für die verstorbenen Angehörigen meiner Mutter.
Es war kurz vor Allerheiligen. Ich war zwischen 12 und 13 Jahre alt als meine Mutter zu mir sagte: "Anni, wenn der Vater mit dem Kranzbinden fertig ist, dann trägst du diesen gleich heute noch zum Grab, weil übermorgen der Allerheiligentag ist und da die Gräber fertig hergerichtet sein müssen. Und zieh dir was Warmes an!"
"Aber Mutter", sagte ich, " ich kann doch den Kranz nicht so weit tragen! Vom Bauernhaus bis zum Friedhof ist es circa 1 Stunde zum Gehen ! Außerdem finde ich das Grab doch gar nicht!
"Aber geh", sagte die Mutter, "Du bist mit uns schon so oft vor dem Grab gestanden, also musst du es doch wissen!"
"Ja, Mutter, aber ich glaube nicht, dass ich es noch weiss, weil mich der Friedhof so gar nicht interessiert. "
Da sagte die Mutter:" Dann hör mir mal gut zu. Ich werde dir jetzt genau beschreiben wohin du gehen musst: Wenn du zum Friedhof hinkommst, dann gehe bis zum Haupteingang. Und weiter bis in die Mitte, wo der grosse Steinsoldat steht. Also bis zum Kriegerdenkmal. Links und rechts kannst du ja unterscheiden. Du gehst auf alle Fälle nach rechts. Nicht weit entfernt von den Grafengräbern in der zweiten Gräberreihe vom Mittelgang. Da findest du dann das Grab. Lesen kannst du ja. Am Grabstein steht der Name drauf. Du kannst dich nicht irren. Musst halt die Augen offen halten. Genauer kann ich es dir ja gar nicht mehr beschreiben. Merk es dir: Vom Kriegerdenkmal rechte Seite, zweite Gräberreihe. Hast du mir zugehört?"
"Ja Mutter. Ich hab dich schon gehört, brauchst es mir nicht noch einmal zu sagen!"
In den fast eckigen Kranz hat der Vater vom Garten ein paar Crysanthemen mit eingebunden.
Ich nahm den Kranz auf die Schulter und ging und ging und ging..
(ab jetzt schreibe ich der Einfachheit wegen im Präsens weiter)
Nach langer Zeit...Endlich komme ich zum Friedhof und denke mir: Was bin ich froh, wenn ich endlich den Kranz aufs Grab legen kann. So, und jetzt heißt es, sich gut zu konzentrieren, damit ich mich nicht verlaufe. Wie hat dir die Mutter noch mal gesagt? "Geh zum Haupteingang... " Ja, da steh ich jetzt. Von einem schmiedeeisernen Tor hat sie aber nichts gesagt. Jetzt steh ich an. Wie geht es weiter? Jetzt geht es mir so wie in der Schule, wenn ich vor dem Klassenvorstand stehe und überhaupt nichts weiß! So geht es mir! Wo wird wohl das Grab vom Großonkel sein? (Der Großonkel war Vaters Onkel , und alle haben ihn Vetter genannt.)
Genau dahin muss ich den Kranz bringen. Da heißt es, genau nachdenken.
Hab ich mich vielleicht verlaufen? Ich gehe hinein zum Friedhof. Schon von weitem sehe ich den grossen Steinsoldaten. Alles richtig. Aber wie geht es nun weiter? Muss ich nach links oder nach rechts gehen? Da hab ich wohl doch zu wenig aufgepasst! Ich glaube, dass Mutter gesagt hat, ich muss nach links gehen. Sicher weiß ich es aber nicht. Ja ja, stimmt schon. Links ist sicher richtig. Ich weiss es ja, so dumm bin ich doch nicht. Der Kranz wird immer leichter und dünner.
Einfach links halten, denke ich mir. Aber die Mutter hat doch etwas von den Grafengräbern gesagt.... Wie soll ich wissen, wo die Grafengräber sind? Ich hab Sie nicht gekannt, denn die, die ich kenne, die leben ja noch. Das weiß ich ganz gewiss, denn mit dem Grafen habe ich sogar schon öfters geredet. Mein Schulweg führt am Grafenfeld vorbei.
Du meine Güte, denke ich mir. Bei so vielen Gräbern das des Vettern zu finden, da muss ja ein Wunder geschehen!
Die Mutter hat gesagt, bei der zweiten Gräbereihe.... Und da bin ich jetzt!
So, so... Jetzt kann ich nicht mehr weiter.
Und als ich so weitersuche und über die Grabsteine sehe, wen sehe ich da? Unsere Nachbarin. Eine große Bäuerin. Ich denke mir noch, hoffentlich hat sie mich noch nicht gesehen....und drehe mich um, damit sie mich nicht erkennt. Ich mag nämlich nicht, wenn sie darüber mich ausfrägt, was ich tue und wie es mir in der Schule geht und so fort.
Gerade möchte ich mich hinter einem Grabstein verstecken, da hat sie mich schon entdeckt und segelt auf mich zu. "Ja grüß dich", sagt sie.
"Grüß dich, Nachbarin. (Höflich sein zu den Leuten, sagt mein Vater immer.)"
"Bist du schon länger da?"
" Nein Nachbarin." sage ich und denke mir, "Wenn du wüsstest, wie lange ich schon das Grab suche, würdest du mich auslachen. Bloß nicht verreden....
"Warum bist du hier auf dieser Seite?"
"Weil ich mir die Gräber ein bisschen ansehe.", antworte ich.
Aber mir fällt auf, dass sie mich sehr neugierig ansieht.
Dann sagt sie, "Weißt du nicht mehr, wo wo das Grab ist?"
" Aber Nachbarin, was glaubst du denn? Natürlich weiss ich das."
" Ja," sagt sie, "dann sieh zu, dass du endlich einmal den Kranz ablegen kannst. Ist er dir nicht schon zu schwer?"
" Nein, nein, der ist nicht schwer. "
"Ja", sagt sie, "das glaube ich dir, weil du das meiste des Kranzes ja schon in deinen Haaren hast!"
"Ist ja gar nicht wahr, Nachbarin! " Und ich hab dabei gelacht...(Höflich sein, sagt der Vater immer).
"Ja", sagt sie, "dann ich lass dich jetzt wieder alleine. Pfirti Gott."
"Pfirti Nachbarin . Komm gut nach Hause!" (höflich sein....)
Gott sei Dank, dass ich wieder alleine bin. Und ich denke mir, hoffentlich sehe ich sie nicht noch einmal. Aber warum hat die Nachbarin was von der anderen Seite gesagt? Hat Mutter etwa gesagt, dass ich vom Kriegerdenkmal nach rechts gehen soll? Jetzt gehe ich aber gleich auf die rechte Seite. Denn wenn ich Pech habe, kommt mir die Nachbarin noch einmal entgegen. Die haben nämlich auf der linken Seite das Grab.
Sofort marschiere ich los und suche und suche und suche....
Na endlich! Ich sehe ich die Grafengräber und denke mir: Ist doch schon mal was! Aber wenn ich unser Grab nicht bald finde, dann lege ich den Kranz einfach auf irgendein anderes . Nein das geht aber auch nicht, denn in 2 Tagen ist Allerheiligen, und wenn mein Vater seinen selbstgebundenen Kranz auf dem Grab vom Vettern nicht sieht, dann hört sich die Höflichkeit auf.
Du liebe Zeit! Wer kommt denn da jetzt noch einmal daher? Die Nachbarin!Diese Freude ! Ich weiss nicht, ob ich weinen oder lachen soll..... Wenn sie doch mal heimgehen würde....(aber... Höflich sein, sagt mein Vater)
Die Nachbarin schaut mich an und sagt mit einem Lächeln: "Ich schau dir schon die ganze Zeit zu, und du rennst immer noch mit dem Kranz herum. . Weißt halt doch nicht, wo euer Grab ist."
Im selben Moment spüre ich, wie ich im Gesicht rot werde, drehe mich einen Schritt auf die Seite und ...prompt sehe ich das Grab des Vetters. Ich glaube insgeheim, dass mir der Vetter von oben herunter geholfen hat.
"Schaut Nachbarin, ich stehe vor dem Grab, und du meinst, ich hätte es nicht gewusst, wo es ist!"
Und die Nachbarin sagt dann:" Ich verstehe dich trotzdem nicht. Stehst vor dem Grab und hast den Kranz immer noch auf der Schulter."
Ja, denke ich mir. (Höflich sein....)
Und von dem Tag an habe ich unser Grab nie mehr suchen müssen. Vom Kriegerdenkmal rechts, zweite Reihe, nahe der Grafengräber.
"Du kannst mit mir heimgehen. Wir haben ja den gleichen Weg. Dann bist du nicht allein. Es wird ja schon dunkel." sagt die Nachbarin.
"Nein, nein , weißt du, Nachbarin, ich gehe noch zu meiner Großmutter. Weil ich ja direkt vorbeigehe. Und ich fürchte mich auch nicht."
Zur Großmutter bin ich dann nicht mehr gegangen. Bin direkt nach Hause gegangen., aber einen anderen Weg. Und immer, wenn ich der Nachbarin später mal begegnet bin, Ist mir das Grab vom Vettern und der selbstgebundene Kranz eingefallen.
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