Hey
@Manuelasworte
‚Morpheusarme‘ ist ein starkes Bild – sehr weich und träumerisch. Die erste Zeile zieht mich rein. Auch die Sehnsucht nach einer dauerhaften Traumpräsenz (‚ich hätte gern ihn immer bei mir‘) ist schön formuliert.
Sprachlich kippt das Gedicht ab Zeile drei etwas ins Prosaische: ‚jetzt muss ich mich / mit der Wirklichkeit befassen‘ wirkt fast wie Tagebuchprosa. Wenn das ein bewusster Bruch ist – also Stil als Spiegel des Inhalts –, dann ergibt das Sinn und gefällt mir: die Sprache wird nüchterner, weil auch die Welt nüchterner wird und man nicht mehr im Traum verharrt.
Nur: Dann sollte meiner Meinung nach das bewusster zugespitzt sein. Die letzte Zeile fällt für mich komplett raus – metrisch holprig, bildlich schwach. Warum ‚nachts um vier‘? Wirkt wie ein Reim-Zwang, nicht wie ein inneres Bild. Ich finde, das Gedicht hat Potenzial, wenn es den Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit sprachlich konsequenter inszeniert.
Die Kommata haben mich beim zweiten Lesen verwirrt, möglicherweise sind sie es auch, die meinen Lesefluss ein wenig zum Stolpern brachten. Zum Beispiel der Absatz ‚jetzt muss ich mich, mit der Wirklichkeit befassen‘ könnte ohne das Komma flüssiger sein, da der Gedanke durch das Komma unterbrochen wird. Währenddessen hätte ich den letzten Versen mehr Kommata genutzt.
Als Nachteule gerne gelesen,
evermore