Wir waren daheim zehn Personen: Acht Kinder und die Eltern. Der Muttertag, So wie Ich es heute sehe, war traurig fast an Armut grenzend, aber auch schön. Schön weil wir eine sehr gute , liebevolle Mutter hatten. Trotz der durchgemachten Kriegsjahre waren wir eine glückliche, zufriedene Familie. Wir waren das Armsein gewohnt und machten das beste daraus. Die Zeit war halt so und wir kannten es nicht anders. Meine Schwester, geboren 1939, und ich, geboren 1936, wollten unserer lieben Mutter DANKE sagen. Danke für all ihre Güte, ihre Fürsorge und ihre große Liebe. (Wie bringt eine Mutter für 8 Kinder so viel Liebe auf ?)
Nun zum Muttertag:
Ich bekam von meiner Taufpatin, sie war von Beruf Schneidermeisterin, einen Flecken altes, gebrauchtes Leinen und Stickgarn, damit ich meiner Mutter zum Muttertag eine Tischdecke sticken konnte. Es war für mich eine Arbeit von einem ganzen Jahr. Wenn ich daran denke, tun mir heute die Finger noch weh. Es war ein altes Grastuch !
Wir hatten nicht eine einzige Tischdecke, daher war die Freude doppelt groß als sie fertig war und ich sie am Muttertag über dem grossen Stubentisch ausbreiten konnte.
Das Geschenk meiner Schwester für die Mutter war ein Bleistift.
Nun zur Gestaltung des Muttertags:
Wir beide wollten unserer Mutter Nadelpolsterl zum Einstecken der Nadeln (von denen es aber eh nur 2 bis 3 Stück in Mutters Nähkorb gab) anfertigen. Unsere große Sorge war, wo wir für die kleinen Nähpolsterl den Stoff hernehmen sollten. Wir wollten bunte Farben wie rot, blau und grün oder auch andere Farben für die Polsterl. Als wir von der Schule nach Hause gingen, sahen wir vor einem Schmuckgeschäft (fast ohne Schmuck zu dieser Zeit) einen kleinen zur Abfuhr abgestellten Koffer am Strassenrand stehen. Der kleine schwarze Koffer war so kaputt, dass die alten Stofffetzen heraushingen ( wirklich Stofffetzen !) "Schau", sagte ich zu meiner Schwester, "In dem Koffer sind vielleicht noch verwertbare Stoffreste für die Nadelpolster !"
Unsere Frage: Wie den Koffer nehmen ohne dass uns dabei wer zusieht? Er war halb offen, und man konnte ihn nicht mehr zumachen. "Weißt", sagte meine Schwester, "Ich werde Wache stehen". Es war in eine Kurve, und man konnte die Fussgänger, welche vorbeigehen mussten, von Weitem nicht sehen. Autos gab es damals sehr wenige. Ich hatte den Koffer schon in der Hand und war damit zum Abmarsch bereit, da rief meine Schwester: "Schnell ! Stell ihn wieder hin ! Ein Auto kommt !
Ich stellte ihn wieder zurück auf seinen Platz und wartete erneut auf ein Zeichen von ihr. So ging das ein paar mal bis dann endlich das Zeichen " JETZT FREI ! Nimm den Koffer, die Straße ist frei !" kam. Wir liefen mit unserer Habe den kürzesten steinigen Heimweg von circa 1 Stunde nach Hause. Unterwegs verloren wir immer wieder Stoffteile aus dem Koffer, welche wir dann in der Hand trugen. Dann, nach langem Fußmarsch, endlich daheim !
Unsere Mutter durfte von all dem nichts erfahren. Ja, Mutter hätte sich für uns geschämt ! Wir sind in einer Landwirtschaft aufgewachsen und waren Bauernkinder.
In der Hütte war rückwärts ein kleines Verlies oder ein kleiner Raum im Ausmass von circa 3 × 3 Metern.
Dorthin gingen wir meistens, wenn wir traurig waren. In diesem kleinen Loch versteckten wir unseren mitgebrachten Reichtum, den Fetzenkoffer. In dem Verschlag war nur ein ganz kleines Guckloch, ein kleines Fenster. Als wir daheim in die Stube gingen, fragte unsere Mutter: " Ihr beiden, wo ward ihr denn so lange ? Wir haben uns schon Sorgen gemacht. " Ach Mutter, Wir wurden müde und haben uns ein paarmal in die Wiese gesetzt (Notlüge !)
In der Nacht zumMuttertagg holten wir von einem Bauern eine Strauß Flieder.
Die Bäuerin, eine Freundin meiner Mutter, hatte ich schon vierzehn Tage vorher gefragt. "Aber ja", sagte sie, " Ihr könnt euch nehmen, soviel ihr braucht."
Als wir den Flieder daheim hatten, fingen wir an zu putzen. Meine Schwester war für das Abstauben zuständig, und ich machte mit einer Reibbürste den Boden sauber. Man musste ihn auf Knien fest bürsten. Die Bodenbretter waren sehr uneben, breit und uralt. Es war fast Schwerarbeit und die Verletzungsgefahr war groß. Außerdem musste das alles in der Nacht geschehen, als mutter noch schlief. Es gab keinen Strom, nur eine Petroleumlampe. Aber das kleine Licht waren wir gewohnt.
Mutters Tag begann um circa halb sechs Uhr morgens mit der Stallarbeit. Da mussten wir mit der ganzen Muttertagsüberraschung fertig sein.
Nun noch einmal zurück:
Nach der Putzerei und dem Schön- Aufräumen wurde noch der Gugelhupf gebacken. Dann kochten wir den Kaffee (Marke Linde und Titze Gold) auf der Herdplatte des Kachelofens. Das Ofenloch füllten wir noch mit Holzscheiten an, damit, wenn unsere Mutter in die Stube kam, alles fertig und festlich hergerichtet war.
Im Haus duftete es nach dem Gugelhupf, aber noch viel besser duftete der Flieder. Da wir keine einzige Blumenvase besaßen, gaben wir ihn in große Gurkengläser. Die Blüten waren weiß, blau und lila.
So sah der Muttertagstisch aus:
Am Stubentisch die von mir Hand gestickte Tischdecke, darauf der Flieder in Gurkengläsern, Mutters Kaffeehäferl mit einem Löffel (Der Kaffee roch nicht nach Bohnen), der Gugelhupf, der Bleistift von meiner Schwester, und die handgenähten Nadelpolster ( mehr Polster als Nähnadeln...) . Schön !
Als unsere liebe Mutter die mit Hingabe gestaltete Bescherung sah, hat sie geweint (Warum hat Mutter wohl geweint?).
Lange vorher hatten meine Schwester und ich das Lied "Wenn du noch eine Mutter hast" eingelernt. Ich glaube, wir haben es mehr laut als schön gesungen...
Mutter war stolz auf uns !
Es war ein schöner armer Muttertag, aber wir waren glücklich und ich werde diese Zeit nie vergessen .
Nun zum Muttertag:
Ich bekam von meiner Taufpatin, sie war von Beruf Schneidermeisterin, einen Flecken altes, gebrauchtes Leinen und Stickgarn, damit ich meiner Mutter zum Muttertag eine Tischdecke sticken konnte. Es war für mich eine Arbeit von einem ganzen Jahr. Wenn ich daran denke, tun mir heute die Finger noch weh. Es war ein altes Grastuch !
Wir hatten nicht eine einzige Tischdecke, daher war die Freude doppelt groß als sie fertig war und ich sie am Muttertag über dem grossen Stubentisch ausbreiten konnte.
Das Geschenk meiner Schwester für die Mutter war ein Bleistift.
Nun zur Gestaltung des Muttertags:
Wir beide wollten unserer Mutter Nadelpolsterl zum Einstecken der Nadeln (von denen es aber eh nur 2 bis 3 Stück in Mutters Nähkorb gab) anfertigen. Unsere große Sorge war, wo wir für die kleinen Nähpolsterl den Stoff hernehmen sollten. Wir wollten bunte Farben wie rot, blau und grün oder auch andere Farben für die Polsterl. Als wir von der Schule nach Hause gingen, sahen wir vor einem Schmuckgeschäft (fast ohne Schmuck zu dieser Zeit) einen kleinen zur Abfuhr abgestellten Koffer am Strassenrand stehen. Der kleine schwarze Koffer war so kaputt, dass die alten Stofffetzen heraushingen ( wirklich Stofffetzen !) "Schau", sagte ich zu meiner Schwester, "In dem Koffer sind vielleicht noch verwertbare Stoffreste für die Nadelpolster !"
Unsere Frage: Wie den Koffer nehmen ohne dass uns dabei wer zusieht? Er war halb offen, und man konnte ihn nicht mehr zumachen. "Weißt", sagte meine Schwester, "Ich werde Wache stehen". Es war in eine Kurve, und man konnte die Fussgänger, welche vorbeigehen mussten, von Weitem nicht sehen. Autos gab es damals sehr wenige. Ich hatte den Koffer schon in der Hand und war damit zum Abmarsch bereit, da rief meine Schwester: "Schnell ! Stell ihn wieder hin ! Ein Auto kommt !
Ich stellte ihn wieder zurück auf seinen Platz und wartete erneut auf ein Zeichen von ihr. So ging das ein paar mal bis dann endlich das Zeichen " JETZT FREI ! Nimm den Koffer, die Straße ist frei !" kam. Wir liefen mit unserer Habe den kürzesten steinigen Heimweg von circa 1 Stunde nach Hause. Unterwegs verloren wir immer wieder Stoffteile aus dem Koffer, welche wir dann in der Hand trugen. Dann, nach langem Fußmarsch, endlich daheim !
Unsere Mutter durfte von all dem nichts erfahren. Ja, Mutter hätte sich für uns geschämt ! Wir sind in einer Landwirtschaft aufgewachsen und waren Bauernkinder.
In der Hütte war rückwärts ein kleines Verlies oder ein kleiner Raum im Ausmass von circa 3 × 3 Metern.
Dorthin gingen wir meistens, wenn wir traurig waren. In diesem kleinen Loch versteckten wir unseren mitgebrachten Reichtum, den Fetzenkoffer. In dem Verschlag war nur ein ganz kleines Guckloch, ein kleines Fenster. Als wir daheim in die Stube gingen, fragte unsere Mutter: " Ihr beiden, wo ward ihr denn so lange ? Wir haben uns schon Sorgen gemacht. " Ach Mutter, Wir wurden müde und haben uns ein paarmal in die Wiese gesetzt (Notlüge !)
In der Nacht zumMuttertagg holten wir von einem Bauern eine Strauß Flieder.
Die Bäuerin, eine Freundin meiner Mutter, hatte ich schon vierzehn Tage vorher gefragt. "Aber ja", sagte sie, " Ihr könnt euch nehmen, soviel ihr braucht."
Als wir den Flieder daheim hatten, fingen wir an zu putzen. Meine Schwester war für das Abstauben zuständig, und ich machte mit einer Reibbürste den Boden sauber. Man musste ihn auf Knien fest bürsten. Die Bodenbretter waren sehr uneben, breit und uralt. Es war fast Schwerarbeit und die Verletzungsgefahr war groß. Außerdem musste das alles in der Nacht geschehen, als mutter noch schlief. Es gab keinen Strom, nur eine Petroleumlampe. Aber das kleine Licht waren wir gewohnt.
Mutters Tag begann um circa halb sechs Uhr morgens mit der Stallarbeit. Da mussten wir mit der ganzen Muttertagsüberraschung fertig sein.
Nun noch einmal zurück:
Nach der Putzerei und dem Schön- Aufräumen wurde noch der Gugelhupf gebacken. Dann kochten wir den Kaffee (Marke Linde und Titze Gold) auf der Herdplatte des Kachelofens. Das Ofenloch füllten wir noch mit Holzscheiten an, damit, wenn unsere Mutter in die Stube kam, alles fertig und festlich hergerichtet war.
Im Haus duftete es nach dem Gugelhupf, aber noch viel besser duftete der Flieder. Da wir keine einzige Blumenvase besaßen, gaben wir ihn in große Gurkengläser. Die Blüten waren weiß, blau und lila.
So sah der Muttertagstisch aus:
Am Stubentisch die von mir Hand gestickte Tischdecke, darauf der Flieder in Gurkengläsern, Mutters Kaffeehäferl mit einem Löffel (Der Kaffee roch nicht nach Bohnen), der Gugelhupf, der Bleistift von meiner Schwester, und die handgenähten Nadelpolster ( mehr Polster als Nähnadeln...) . Schön !
Als unsere liebe Mutter die mit Hingabe gestaltete Bescherung sah, hat sie geweint (Warum hat Mutter wohl geweint?).
Lange vorher hatten meine Schwester und ich das Lied "Wenn du noch eine Mutter hast" eingelernt. Ich glaube, wir haben es mehr laut als schön gesungen...
Mutter war stolz auf uns !
Es war ein schöner armer Muttertag, aber wir waren glücklich und ich werde diese Zeit nie vergessen .