Allein auf der Couch im Zimmer. Grauweiß monoton der Himmel. Gedrückt die Stimmung. Lärm im Kopf. Unruhe im Gemüt. Verlangen will Erlebnis erzwingen. Wie so oft siegt es über Vernunft. Und verhöhnend mit Gewissheit bestraft, was nun folgen wird. Ein Sog in die Erleuchtung. Wohin ich jetzt nicht mehr bereit bin zu gehen, aber keine Wahl habe. Denn nicht ich, sondern der Boden unter mir bewegt sich dahin.
Die Farben sie leuchten als platzen sie vor Energie. Die Lampen sie Glühen und Strahlen wie Lichter einer neuen Zeit. Greller Schmerz in meinen Augen. Mit einem Lächeln ins Verderben gezogen. Kalte Füße und ich friere… oder nicht? Ist es vielleicht warm im Zimmer? Oder zu kalt, zu heiß? Ich fühle es nicht. Kann nicht still sitzen. Kann nicht klar Denken. Denn all die Gedanken sind Sandkörner in meinem Schädelsieb. Der Kiefer angespannt und Zähne knirschen wie auf Sand. Auf und ab, vor und zurück… ganz ruhig, ganz ruhig. Es gibt nichts zu tun. Und dieses Nichts macht sich lustig über mich. Ich drehe mich im Kreis wie der Hund der seinen Schwanz jagt, weil er glaubt etwas zu fangen das er will.
Vielleicht lenkt mich etwas Fernsehen ab. Komische Leute die noch komischeres Zeug reden. Und so tun als würden sie leben. Ich versteh den Sinn nicht mehr darin, irgendwelche Sachen zu tun. Weil doch alles sinnlos ist. Nein! Aus! Warum funktioniert der Off-Knopf nicht? Viel zu kompliziert! Dann zieh ich den Stecker. Endlich wieder unangenehme Stille. Das Herz läuft einen Marathon. Die Angst kriecht wie ein Schatten die Wände entlang. Jedes Dunkel schmeckt mit dem Blick kalt und bitter. Ich meide den Fußboden, er verbindet mich mit dem Zimmer. Vier Wände und sie schrumpfen. Und die Zeit! Verloren! Als wären Stunden vergangen, in nur fünf Minuten. Ich zerstarre die Uhr mit ihrem verdammten Sekundenzeiger. Ich lach mich selber aus, doch die Frage ist sehr ernst gemeint: Wen kann ich jetzt anrufen, der mir verständlich erklärt… wie funktioniert eine Uhr nochmal? Ach egal, einfach ignorieren. Vielleicht geh ich etwas spazieren. Raus aus der Zelle im Kopf. Wenn ich nur, ja wenn ich nur die Konzentration hätte die Schuhe anzuziehen. Eine Aufgabe, den Prüfungen des Herkules gleich. So lauf ich eben in Socken in den Flur. Beine zittern. Es ist November. Ich schwitze, also ist mir kalt. Ich habe so eine verdammte Angst vor dem Tod. Und das sie mich als verrückten erkennen.
Zurück in die Zelle kriechen. Ist manchmal doch ganz gut, als wie draußen eingesperrt zu sein. In einem Raubtierkäfig. Von den eigenen Schatten zerfleischt. Besucher aus dem Unterbewusstsein. Stellen sich vor in kryptischen Wortfetzen. Archetypengleich. Mehr Verständnis nicht nötig. Ich erkenne sie als Götter und Henker zugleich. Ich will weg! Raus aus der Unendlichkeit. Doch alles wiederholt sich. Schon wieder hock ich auf der Couch, am Anfang der Erfahrung, der Sog ins schwarze Loch der Hölle dauert an. Und bisher sind nur 10 Minuten vergangen!
Folternde Gedanken über meine Liebsten und über die Anderen. Das sie nur Fassaden sind. Die Wahrheit ist doch… ich lebe in einem Schwarzen Loch. Das keine Zeit kennt, nur ein verschlucken, dass ewig andauert, niemals zum Endpunkt kommt. Da bin ich, eins mit dem Nichts der Dunkelheit, hinter allen Maskeraden und Spielchen der Menschenaffen. Niemand kann mir helfen. Niemand wird mich jemals wieder heilen. Das war´s! Der Abgrund hat mich. Wie soll ich jemals wieder eine Maske des Egos tragen, wenn die Tür hinter mir verschlossen ist. Kein Schlüsselloch und kein Weg des Vergessens zurück. Ein Wort, feuerrot im Kopf: Psychose. So wurde ich also geboren um in der Psychiatrie zu enden. Und auch dort kann mir keiner helfen. Denn jeder lebt sein eigenes Leben. Und ich wäre nur ein Patient, nicht das Ich, das ich suche.
Meine Tode dauern bereits Wochen an. Laut der Uhr sind erst fünfzehn Minuten vergangen. Das Herz rast wie im Wahn. Raus! Raus! Nichts wie raus aus meinem Kopf! Wie flieht man vor sich selbst? Wie rettet man sich vor dem eigenen verrückten Ich? Es reicht, ich springe vom Balkon… es öffnen sich die Augen. Hab mich nur in Gedanken bewegt! Unglaublich… Die Uhr dreht sich Rückwärts. Vorhin war es 15:09 Uhr, jetzt ist es 15:03 Uhr. Kauderwelsch und Zirkusgeräusche explodieren aus dem Hinterhalt im Kopf. Aber jetzt springe ich hinaus… wieder öffne ich die Augen, schon wieder war es nur ein Gedanke! Ich wache einfach nicht auf! Was ist Wirklichkeit? Mein ganzes Leben war gelogen! Ansammlung von Irrglaube und Illusionen. Die Uhr seit 20 Minuten, im Ereignishorizont des schwarzen Loches gestorben. Zeiger sich drehen, doch keine Zeiten vergehen. Und wieder öffne ich die Augen, das Herz wird mir versagen! Und wieder öffne ich die Augen, in einer Zeitschleife im Raum der selbst ein Traum ist. Kein Erwachen. Von allem befreit, mit der Leere vereint.
Niemals Ende.