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[Saturn]

Regen fällt in der Wüste

Der Sand im Gelbgold,
durch den Wind getragen, unter deiner Fußsohle begraben.
Durch deine Finger, die zur Faust geballt,
krümelt es nieder, bevor du es von deiner Hand hauchst.

Jedes Korn für jedes Wort,
das auf der Welt gesagt wurde,
alle Lieder, die geschrieben,
alle Gedichte, die gereimt,
alle Neugeborenen und die Gegangenen.

Jedes Staubkorn in deinen Augen
lässt dich schmerzen,
nimmt dir den Atem.
Alleine im Nirgendwo,
am Strand ohne Wasser,
am Himmel ohne Wolken,
so wie dein eigenes Abbild.

Wunderschön, hier zu sein,
in meiner Welt ohne Regen, der fällt.
Wo ich ein Sandsturm sein kann,
der über alle Worte, Lieder, Gedichte hinwegfegt.
Wo mich niemand sieht.

Mustafa Simsek

 

[Driekes]

Moin Saturn,


Weite und Wucht: Die Zähl-Metapher „jedes Korn für jedes Wort“ sitzt;
das Paar „Strand ohne Wasser / Himmel ohne Wolken“ öffnet eine ganze Anti-Welt.
Der Titel setzt einen schönen Kontrapunkt — Regen als Negativform, die Sehnsucht markiert.
Und das Selbstbild als Sandsturm: Kraft und Unsichtbarkeit zugleich.

In der Wüste ist Regen nur ein Wort – bis er fällt.

Gern gelesen.
LG, Driekes