("Jugendsünde" aus dem Fundus)
Kuno ist ein Mann von Adel,
furchtlos, ohne Fehl und Tadel.
Doch in seinem Lebenslauf
tut sich eine Lücke auf,
denn es fehlt zu seinem Glück
noch ein echtes Heldenstück.
Hierzu fehlt in alter Zeit
selten die Gelegenheit.
König Bartel hier im Land
gibt durch Herolde bekannt:
Einem großen grünen Drachen
solle man den Garaus machen.
Träfe man das Tier im Herzen,
leuchteten die Hochzeitskerzen.
Mit Prinzessin Elsas Hand
winke noch das halbe Land,
steuerfrei und zu vererben.
Bitte bald sich zu bewerben!
Kuno sucht nun abzuwägen,
was dafür spricht und dagegen:
Eine halbe Königskrone
hätte er recht gern zum Lohne.
Von der Tochter, hochverehrt,
würde nur die Hand gewährt?
Gerne mag die Maid er ganz -
doch das ist wohl Firlefanz,
nur Jargon der Schlosskanzlei
aus dem Jahre 1003.
Also gibt der Wohlgeboren
seinem Ross sogleich die Sporen.
Sich zu sichern die Belohnung,
reitet er zur Drachenwohnung.
Rings umher ergrünt der Wald.
Nur aus tiefem Felsenspalt
quillt wie Pech die Finsternis.
Eine Drossel pfeift ein Fis.
Ohne Hast verstreicht die Zeit.
Kuno hält sein Schwert bereit.
Doch der Fels scheint unbewohnt.
Ob das Warten sich noch lohnt?
Auch nach vielen langen Stunden
wird kein Drache vorgefunden.
Weder Rauch noch Schwefelduft
steigen aus der schwarzen Kluft.
Gibt es keinen Drachenkampf?
Keinen Krach und keinen Dampf?
Dieses wär für einen Ritter
doch wahrhaftig gar zu bitter.
Traurig trabt auf seinem Schimmel
Kuno unterm Abendhimmel.
Fast bewegt es ihn zum Weinen:
Muss des Lindwurms Nichterscheinen
ihm den schönen Tag verhunzen?
Plötzlich rechter Hand ein Grunzen -
aus dem dichten Unterholz
bricht ein Eber, wild und stolz,
droht mit blitzendem Gewaff.
Alle Arme würden schlaff
bei solch schreckensvoller Sichtung
auf der abendlichen Lichtung.
Kuno aber wird nicht bange.
Er besinnt sich gar nicht lange.
Unverzüglich fährt dem Eber
seine Klinge in die Leber.
Borste bricht und Schwarte kracht.
Kuno hat sein Werk vollbracht!
Es erlischt des Untiers Wut.
Kaum spürt Kuno, wie das Blut
aus des Keilers Gurgel sprudelt
und des Ritters Wams besudelt.
Wohl: Ein Keiler, keine Bache.
Aber immer noch kein Drache.
Kuno lenkt sein edles Ross
wenig siegesstolz zum Schloss,
um das Wildschwein, schwarz und schiefern,
als Tribut dort abzuliefern,
hofft, als Lohn für seine Taten,
auf ein Stückchen von dem Braten.
Bartel kämpft mit Freudentränen,
als, geschmückt mit Wildschweinzähnen,
Kuno sich dem Herrscher zeigt
und sich vor dem Thron verneigt:
"Sei gepriesen, edler Held,
Licht und Retter dieser Welt!
Deine Brust, vom Blut gerötet,
sie beweist, wen du getötet.
Meine Tochter wird zur Braut
morgen früh dir angetraut!
Ihr bekommt zu eurem Glück
auch vom Schwein das beste Stück!"
Kuno möchte sich erklären
und dem Missverständnis wehren,
ist ob dieses Quiproquo
nicht so recht von Herzen froh,
doch man will statt vieler Worte
lieber Wein und Hochzeitstorte.
Als die Sonne aufgegangen,
wird das Volk zum Fest empfangen.
Hell erklingen die Fanfaren,
locken froher Gäste Scharen,
und mit Tanz und Sang und Klang
feiert man drei Tage lang.
Dass der Drache nur ein Schwein,
das gewütet nachts im Hain,
um des Landes Ruh zu stören -
niemand will dies Märchen hören,
lässt den Drachentöter-Glauben
sich durch solch Geschwätz nicht rauben.
Keinen gibt es, der da meckert,
und mit Blut und Ruhm bekleckert
führt der Ritter nun fürwahr
Jungfrau Elsa zum Altar.
Starben nicht die Eheleute,
ja, dann leben sie noch heute ...
Kuno ist ein Mann von Adel,
furchtlos, ohne Fehl und Tadel.
Doch in seinem Lebenslauf
tut sich eine Lücke auf,
denn es fehlt zu seinem Glück
noch ein echtes Heldenstück.
Hierzu fehlt in alter Zeit
selten die Gelegenheit.
König Bartel hier im Land
gibt durch Herolde bekannt:
Einem großen grünen Drachen
solle man den Garaus machen.
Träfe man das Tier im Herzen,
leuchteten die Hochzeitskerzen.
Mit Prinzessin Elsas Hand
winke noch das halbe Land,
steuerfrei und zu vererben.
Bitte bald sich zu bewerben!
Kuno sucht nun abzuwägen,
was dafür spricht und dagegen:
Eine halbe Königskrone
hätte er recht gern zum Lohne.
Von der Tochter, hochverehrt,
würde nur die Hand gewährt?
Gerne mag die Maid er ganz -
doch das ist wohl Firlefanz,
nur Jargon der Schlosskanzlei
aus dem Jahre 1003.
Also gibt der Wohlgeboren
seinem Ross sogleich die Sporen.
Sich zu sichern die Belohnung,
reitet er zur Drachenwohnung.
Rings umher ergrünt der Wald.
Nur aus tiefem Felsenspalt
quillt wie Pech die Finsternis.
Eine Drossel pfeift ein Fis.
Ohne Hast verstreicht die Zeit.
Kuno hält sein Schwert bereit.
Doch der Fels scheint unbewohnt.
Ob das Warten sich noch lohnt?
Auch nach vielen langen Stunden
wird kein Drache vorgefunden.
Weder Rauch noch Schwefelduft
steigen aus der schwarzen Kluft.
Gibt es keinen Drachenkampf?
Keinen Krach und keinen Dampf?
Dieses wär für einen Ritter
doch wahrhaftig gar zu bitter.
Traurig trabt auf seinem Schimmel
Kuno unterm Abendhimmel.
Fast bewegt es ihn zum Weinen:
Muss des Lindwurms Nichterscheinen
ihm den schönen Tag verhunzen?
Plötzlich rechter Hand ein Grunzen -
aus dem dichten Unterholz
bricht ein Eber, wild und stolz,
droht mit blitzendem Gewaff.
Alle Arme würden schlaff
bei solch schreckensvoller Sichtung
auf der abendlichen Lichtung.
Kuno aber wird nicht bange.
Er besinnt sich gar nicht lange.
Unverzüglich fährt dem Eber
seine Klinge in die Leber.
Borste bricht und Schwarte kracht.
Kuno hat sein Werk vollbracht!
Es erlischt des Untiers Wut.
Kaum spürt Kuno, wie das Blut
aus des Keilers Gurgel sprudelt
und des Ritters Wams besudelt.
Wohl: Ein Keiler, keine Bache.
Aber immer noch kein Drache.
Kuno lenkt sein edles Ross
wenig siegesstolz zum Schloss,
um das Wildschwein, schwarz und schiefern,
als Tribut dort abzuliefern,
hofft, als Lohn für seine Taten,
auf ein Stückchen von dem Braten.
Bartel kämpft mit Freudentränen,
als, geschmückt mit Wildschweinzähnen,
Kuno sich dem Herrscher zeigt
und sich vor dem Thron verneigt:
"Sei gepriesen, edler Held,
Licht und Retter dieser Welt!
Deine Brust, vom Blut gerötet,
sie beweist, wen du getötet.
Meine Tochter wird zur Braut
morgen früh dir angetraut!
Ihr bekommt zu eurem Glück
auch vom Schwein das beste Stück!"
Kuno möchte sich erklären
und dem Missverständnis wehren,
ist ob dieses Quiproquo
nicht so recht von Herzen froh,
doch man will statt vieler Worte
lieber Wein und Hochzeitstorte.
Als die Sonne aufgegangen,
wird das Volk zum Fest empfangen.
Hell erklingen die Fanfaren,
locken froher Gäste Scharen,
und mit Tanz und Sang und Klang
feiert man drei Tage lang.
Dass der Drache nur ein Schwein,
das gewütet nachts im Hain,
um des Landes Ruh zu stören -
niemand will dies Märchen hören,
lässt den Drachentöter-Glauben
sich durch solch Geschwätz nicht rauben.
Keinen gibt es, der da meckert,
und mit Blut und Ruhm bekleckert
führt der Ritter nun fürwahr
Jungfrau Elsa zum Altar.
Starben nicht die Eheleute,
ja, dann leben sie noch heute ...