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  • sofakatze
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Der Kreuzzug schleppt sich durch Gelände,
in dem nichts wächst als nur Gestein,
und Barbarossas Heerverbände
holt immer mehr der Hunger ein.

Als Schwert in eines Ritters Scheide
bin ich mehr durstig, doch das Blut
spritzt auch recht mäßig, und ich leide
im engen Futteral an Wut.

Mein Herr ist so ein braver Schwabe
und sucht fast nie von selbst den Streit,
er schont auch die behufte Habe,
sitzt ab und gibt ihr das Geleit.

So sind wir bald zurückgefallen,
und ich bin nicht beim Kampf dabei …
Da hör ich reitende Vasallen
und fünfzigstimmig Kampfgeschrei.

Wir sind vom Türkentrupp umzingelt.
Schon prallen auf des Ritters Schild
die Speere, dass es nur so klingelt,
und plötzlich wird ein Türke wild.

Er sprengt nach vorn, wir sind verloren.
Ich höre, wie sein Säbel pfeift,
als er, schnell durch die Luft gezogen,
nach unserm Schwabenleben greift.

Doch halt! Es zuckt in meiner Klinge,
als ich des Ritters Hand am Griff
verspüre, und mit Jauchzen springe
ich auf, und funkelnd trifft mein Schliff.

Das Türkenpferd verliert zwei Beine
und wirkt nun vorne ziemlich kurz,
der Türke rutscht von ganz alleine
zum Pferdekopf und glaubt an Sturz.

Doch nein! So formlos wird sein Ende,
wenn es durch mich kommt, keinesfalls.
Ich spalte ihn durch Kopf und Lende
und sause in den Pferdehals.

Zwei hübsche halbe Türken sinken
ganz untertänig tief herab,
die andern Moslems sehn mich trinken,
und wenden sich voll Grauen ab.

Sie sind noch nie so schnell geflohen,
und als die Kunde meiner Kunst
zum Kaiser dringt, schenkt er dem frohen
Herrn Ritter huldvoll seine Gunst.

So geht der Dank oft an uns Dingen
vorbei und schenkt den Menschen Sinn.
Und was wir treu und kühn erringen,
das rostet dann wie ich dahin…

(2018, nach Uhlands Ballade)
 
Hallo gummibaum,

das ist ein starkes Stück!

Ich dachte erst dein Gedicht würde vielleicht auf den Tod Friedrich Barbarossas auf dem Weg nach Jerusalem hinaus.
Aber dieses einfache Soldatenschicksal reicht vollkommen für ein gelungenes Gedicht.

Die Zeile
wenn es durch mich kommt, keinesfalls.
musste ich bloß ein paar mal lesen.
Der Takt haut hin, aber ich zumindest musste erst zum keinesfalls kommen, um nicht durch die recht starken
wenn, durch und kommt
erst einen Trochäus lesen zu wollen.

Das tut dem ganzen aber keinen Abbruch!

Liebe Grüße
Delf
 
lieber gummibaum,

da muss ich delf zustimmen, das ist wirklich ein sehr starkes stück mit hohem unterhaltungswert und sinnigem, irgendwie melancholischem (und ziemlich rostigem😉) ende. teilweise musste ich lachen, z. b. über das kürzer wirkende pferd oder die hübschen halben türken, obwohl ich natürlich weder was für pferde- noch für türkenverstümmelungen übrig habe.
der kniff, das geschehen aus sicht des schwertes zu erzählen, macht das ganze noch mal spannender.

sehr gern gelesen, chapeau!

liebe grüße
sofakatze
 
  • sofakatze
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